(pe) Das war einer dieser überraschenden Abende, die man nicht vergisst …
Die Krach am Bach – Crew hatte im Nachgang zum diesjährigen Festival die französische Band Baron Crâne erneut, dieses mal ins Rare Guitar in Münster eingeladen, und leider (aber auch gottseidank, wie man im weiteren Verlauf lesen wird) folgten nur rund 15 Menschen dieser Aufforderung. Denn ausgerechnet an diesem Abend spielte Preußen Münster im DFB-Pokal gegen den FC Bayern, und viele Münsteraner schienen Väterchen Fußball den Vorzug vor diesem Gig gegeben zu haben…
Ein großer Fehler, Ihr lieben Münsteraner!!!!!
Baron Crâne, das sind Gitarrist Léon Pinon-Chaby , Schlagzeuger Léo Goizet und Bassist Olivier Pain. Gegründet 2014 in Paris spielen sie verwurzelt im Psychedelic-Heavy-Rock eine live permanent neu überraschende stilistische Wundertüte und schütten ein opulentes Füllhorn äußerst vielschichtiger musikalischer Richtungen über ihr Publikum aus – mal proggig, mal jazzig, mal funkig, mal poppig, mal Reggae, und sehr gerne und oft brachial und heavy. Kollaborieren sie auf ihren Alben durchaus gerne auch mit Gastvokalisten, präsentieren Baron Crâne Ihre Musik live rein instrumental.
Und so startete der musikalische Teil des Abends auf eine Art und Weise, die man nicht häufig erlebt: Baron Crâne luden die draußen vor dem Eingang schnackenden Leute persönlich ein mit den Worten „Welcome to your private gig“, betraten um 20.45 Uhr die Bühne und wirkten ob des kleinen Publikums zunächst leicht enttäuscht. Doch dann passierte genau das, was eben passiert, wenn sich gänzlich unerwartet etwas Großartiges entwickelt: der berühmte „Funke“ sprang über und bewies eindrücklich, dass es nicht unbedingt einen ausverkauften Saal braucht, um eine Location in Flammen zu setzen: denn hier machten 15 Leute Stimmung und Lautstärke für 150 und Baron Crâne merkten schnell, dass das Publikum heute Abend so richtig Lust auf Musik hatte – und zwar auf ihre Musik!
Jede noch so kurze Atempause im 90 minütigen Set wurde für begeisterten Applaus und Dankesrufe (interessanterweise multilingual: die 15 Herrschaften versuchten sich in englisch, deutsch und auch vereinzelt französisch, wobei letztere Versuche nach einem „Merci Beaucoup!“ oder einem „Je t´aime!“ dann auch schnell an ihre sprachliche Grenze gerieten) genutzt, was den drei Jungs aus Frankreich im Laufe des Abends ein fast ungläubiges Grinsen ins Gesicht zementierte. Ein Geben und ein Nehmen zwischen Band und Publikum ließ beide Seiten zur Höchstform auflaufen, und als die Franzosen unter andauerndem Applaus und mehr als eindrucksvoller Präsentation des gesamten oben erwähnten musikalischen Füllhorn-Spektrums voller Freude ihr Set beendeten, Betreiber Rudi Dinkelar sich vor lauter Begeisterung gar hinreißen ließ, direkt mit auf die Bühne zu springen und den Jungs drei T-Shirts mit dem Rare Guitar – Logo darauf zu überreichen, ließen die Leute nicht locker und konnten der Band tatsächlich eine Zugabe abringen …
Es war ein Privatkonzert, ein Besuch von Freunden im eigenen Wohnzimmer, bei dem man zusammen feiert und nach der Musik noch ein paar Bierchen zusammen kippt und über Gott und die Welt philosophiert. Und für den Fahrt-Sprit hat der Auftritt monetär zumindest ausgereicht, so Léon Pinon-Chaby nach dem Gig – das sei den Aufwand für diese irre Dynamik mehr als wert gewesen …
Danke an die Band, an die KaB-Crew, an das Rare Guitar, und – es fällt als Dortmunder schwer, das zu äußern, aber ich tue es trotzdem: Dank an den FC Bayern, der das Rare Guitar an diesem Abend zu diesem unvergesslichen Privatkonzert quasi „leergespielt“ hat… (pe)
https://baroncrane.bandcamp.com/album/baron-cr-ne
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