(lucas, daniel und mike) Obwohl mit 360.000 Einwohner:innen gesegnet, scheint es im Wuppertal nicht möglich zu sein, größere Veranstaltungen wie Tagesfestivals mit hochkarätigem Line-Up zu organisieren. Zum Glück ist die Musikszene gut vernetzt und voll Tatendrang. So fand am 15. Dezember 2023 im AZ Wuppertal an der Gathe ein Konzert mit Martin Stürtzer (Ambient/Drone), MsDrift (Heavy Instrumental Post) und Atacarma (Progressive Stoner) statt. Alle Bands kommen aus dem Tal und zeigten an diesem Abend, was in Wuppertal möglich ist.
Martin Stürtzer
Der Abend begann mit tief wummerndem Ambient-Sound von Martin Stürtzer, in Wuppertal vor allem bekannt durch die Happy Horsemen, bei denen Martin als begnadeter Thereminspieler in Erscheinung tritt und einer Fülle von Stay at Home Konzerten während der Corona-Pandemie. Dieses Mal solo unterwegs, wurde dem ab 19:30 Uhr langsam eintrudelnden Publikum zur Begrüßung eine beeindruckende Vielfalt elektronischer Klangbilder geboten. Phasenweise driften die Songs zwischen wabernden Beats und spacigen Soundcollagen, die Martin mittels einer Fülle von Synthesizern gekonnt in Szene setzte. Alles in Allem ein sehr gut gewählter Opener, der den Zuhörer:innen ein zu den Folgebands kontrastreichen Ohrenschmaus servierte.
MsDrift
MsDrift lieferten einen grundsoliden ersten Gig ab. Die Band startete mit dem ersten Song Ihrer EP Momentum und zog das Publikum von der ersten Note an in seinen Bann.
Nach dem Opener stellte Gitarrist Johannes sehr sympathisch die gesamte Band vor, selbiger überzeugte mit einem gekonnten Wechsel zwischen hämmernden Riffs und sphärischen Melodien. Seinen Sound modulierte er mit einer Fülle an Effektpedalen, welche über die Dauer des Gigs gefühlt auch alle Verwendung fanden. Drummer Schmale vermöbelte gekonnt sein Drumset, wobei ihn weder Taktwechsel, noch vertrakte Rhythmen aus dem Konzept bringen konnten. Seine Doublebass setzte er dabei gekonnt und akzentuiert ein, sodass es mir zu keinem Moment zuviel wurde und das von einem ausgesprochener Doublebass-Gegner. Untermalt wurde das ganze durch Nils´ brachialen Basssound, dieser drückt die erste Zuschauerreihe förmlich vom Bühnenrand, dieser Bass ist eine Macht. Das originelle Songwriting der Band, sowie einfallsreiche Songstrukturen ließen auch bei teilweise über 8 Minuten langen Songs nie eine Sekunde der Langeweile auftreten.
Trotz kleinerer technischer Probleme spielte die Band sehr harmonisch zusammen und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, eher als wäre es der xte und eben nicht der erste Auftritt. Neben Ihrer auf Spotify und allen anderen gängigen Streamingplattformen zu findenden EP, spielte die Band noch einen neuen Song namens Towers, welcher auch direkt als Zugabe erneut gespielt wurde. Ich hatte die Ep im Voraus mehrfach durchgehört und muss sagen, auch nach dem Konzert ist MsDrift weiterhin in meiner Weekly Rotation zu finden. Ich freue mich auf mehr!
Atacarma
Den Auftritt von Atacarma hatte ich bereits seit längerem sehnlichst erwartet und wurde wie bei den vorherigen Gigs der Band erneut nicht enttäuscht. Atacarmas Sound wechselte zwischen hämmernden Stonerriffs, welche dich wünschen lassen in einem schnellen Auto oder Motorrad den Hahn voll aufzudrehen. Dazu gesellten sich kompliziertere, toolesque Progriffs, die eher dazu einluden die Augen zu schließen und sich im Sound zu verlieren. Der Sound wurde vor Allem geprägt durch Robins brachialen Gitarrensound, welchen er mittels zweier 100W Gitarrentopteile, sowie einem dritten Basstopteil erzeugte. Was aber in keiner Weise bedeuten soll, dass die anderen Bandmitglieder dem Ganzen nachstanden, ganz im Gegenteil. Der Gesang wurde genau an den richtigen Stellen eingesetzt, die Band scheut auch nicht davor zurück reine Instrumentalstücke aufzunehmen, sobald dann aber Gesang da war, überzeugte Sänger Ditch mit kraftvollem Gesang, welcher seit dem letzten Gig auch nochmal deutlich an Druck hinzugewonnen hat. Drummer Julian legte sich hinter den Kesseln derart ins Zeug, dass bereits nach dem ersten Song das erste Kleidungsstück dran glauben musste, dementsprechend saftig dröhnten aber auch die Kessel. Als Zugabe gab es, wie immer, Schildkröten Thomas von DŸSE.
Der bereits angesprochene abwechslungsreiche Sound, sowie ein durchweg gelungener Auftritt machen hier Lust auf mehr, gut dass die Band grade in den letzten Zügen der Produktion ihres 3 Songs umfassenden Demotapes ist, das heißt, nicht mehr lange warten und wir können uns die Jungs auch über alle gängigen Streamingplattformen zu Gemüte führen. Technisch lieferten alle Bandmitglieder auf höchstem Niveau ab.
Die Band schaffte es spielerisch Altbekanntes neu zu durchmischen und damit einen eigenen sehr charakteristischen Sound zu generieren, welcher mich als eingefleischten Stonerfan von der ersten Sekunde überzeugt hat. Ich glaube von Atacarma können wir in diesem und den nächsten Jahren noch einiges erwarten.
Fotos: Mike Vennen
Text: Lucas Düver & Daniel Flöper
Filed under: Konzertphotos, Live Reviews, Martin Stürtzer, MsDrift und Atacarma: Potential im Tal 15.12.2023











