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Mother Island – @Up Club (Cave, Frankfurt) am 03.02.2024

(cj) Wann hast du dich das letzte Mal so richtig in eine Band verliebt? Kennst du noch dieses Kribbeln, das Gefühl, wenn dich ein Song vollends packt? Du die Augen schließt und regelrecht mit ihm verschmilzt? Sich vielleicht eine Gänsehaut auf deiner Haut ausbreitet, du ihn mit allen Sinnen intensiv spürst, du ihn nicht nur hören, sondern regelrecht schmecken, berühren kannst? Er nahezu in deine DNA übergegangen ist?

So geht es mir, seit ich Mother Island anlässlich der Up Club Party in Frankfurt gegenüberstand. Dank Vandalismus auf der Bahnstrecke Köln-Frankfurt (ja, es gibt Menschen, die Teile der Bahninfrastruktur stehlen…holy Shit…) komme ich gerade noch rechtzeitig mit einer Freundin im Cave an. Zuvor hatte uns Google Maps noch netterweise zu Fuß dreimal um den Block geschickt. Aber all diese Vorkommnisse bereiten mir schon früh an diesem Tag die Vorahnung, dass das ein ganz besonderer Abend werden würde. Meine Intuition sollte sich wenige Minuten später als richtig herausstellen.

Mother Island

Der Club ist bei unserem Eintreffen schon so voll, dass ich Marc-André, den Co-Veranstalter der Up Club Partyreihe, sagen höre, dass es später einen Einlass-Stop ohne Ticket geben müsse. Das Cave macht derweil seinem Namen alle Ehre. Ohne Rauchverbot liegt hier im wahrsten Sinne des Wortes eine rauchige Atmosphäre in der Luft. Der ich aber nach einer kurzen Eingewöhnungszeit auch als Nichtraucher etwas abgewinnen kann. Kennt ihr auch den sterilen unpersönlichen Charakter mancher Konzert Venues….das sucht man hier vergebens. Im Cave sind wir gefühlt im besten nur denkbaren Clubkeller angelangt. Alle aufgekratzt, viele in den stylischsten 60s Klamotten herausgeputzt, euphorisch feiern sie bereits zu feinsten Vinyl Schätzen auf den Plattentellern.

Dann zu einem mir unbekannten Zeitpunkt ist es soweit, Mother Island betreten die schnuckelig kleine Bühne und legen los. Ich bin ziemlich unvorbereitet, hatte vorher nichts richtig angehört, sondern einfach nur auf die Up Club Expertise vertraut. Was mir aber in Millisekunden umso klarer wird, ist die Gewissheit, dass das nicht nur eine Band für diesen einen Abend bleiben wird. Das ganze Konzert verläuft für uns nur noch wie ein einziger Rausch, alle tanzen ekstatisch. Es liegt Euphorie in der Luft, sie glitzert regelrecht auf uns hinunter. Es ist pure Magie! Das bestätigt mir nach der Show auch Nicola, Gitarrist von Mother Island. Anitas einzigartige Stimme verzaubert alle und zieht uns in ihren Bann.

Wie ich später herausfinde, spielen sie viel von der letzten Platte Motel Rooms. Hier geht es sinnbildlich viel um Licht und Schatten. Motel Rooms stehen nicht für einen bestimmten Fleck auf der Landkarte. Es dreht sich alles um eine Sammlung von Gefühlen (“Gefühlsräume”), die wie auch die Räume verschiedenster Motels alle eine ganz andere Eigenart haben. Inspiriert von ihrer US-Tour entlang der kalifornischen Westküste, bringen sie nicht nur Glanz und Ruhm zum Vorschein, sondern auch menschliche und existentielle Abgründe. So thematisiert Dead Rat das Dasein eines Obdachlosen, der sein Leben als Easy Living Lifestyle glorifiziert. Parallel dazu kreieren Mother Island fernab von Klischees safe Spaces voller Leidenschaft und Sehnsucht als emotionale Zufluchtsorte, wie etwa in den Songs Lustful Lovers, Till the Morning comes und Eyes in the Shadow. Der Sound dazu ist ein fließender surrealer Neo-Psych mit einer Brise kalifornischen Surf, der seine Wurzeln zwar in den 60ern hat, aber voller Neugier auch Neues wagt und sich nichts vorschreiben lässt. Nahezu so, als ob Grace Slick Brian Jonestown Massacre treibende tanzbare Melodien zusteuert. Passenderweise covern sie zum Ende des Sets noch „Don’t you want somebody to love” von Jefferson Airplane.

Mehr Details kann ich darüber hinaus nicht mehr liefern. Der ganze Abend ist zu einem Gefühl verflossen und als solches auch nur noch fragmentarisch abrufbar. Nur so viel, es war grandios. Es hat einfach alles gestimmt. Band, Party, Menschen, Location! Wärmste Weiterempfehlung! So viel steht fest: Zur nächsten Up Club Party werde ich wiederkommen. Merkt euch den 25. Mai für die nächste Party im Cave in Frankfurt vor und auch Mother Island kehren hoffentlich bald aus Italien nach Deutschland zurück. Bis dahin empfehle ich euch, eure tägliche Portion italienischen Psych Ohrenschmaus. Das ist das deliziöseste Tiramisu, das eure Ohren vielleicht je verschlungen haben. Bitte schön laut aufgedreht und mit geschwungenem Tanzbein….(carolin)

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Gavial - Broken von ihrem neuen Album "Thanks, I Hate It", das am 23.01.26 erscheint

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