(ju) Während andere arbeiten und schlafen und dazwischen im Ideafall noch Hobbys und Beziehungen pflegen, wuppt das Berliner Power-Couple Jan und Sabine Oberg alles simultan und legt dabei eine Schaffenskraft an den Tag, die den Otto-Normalverbraucher vor Neid erblassen lässt. Mit ihren drei Bandprojekten EARTH SHIP, SLOWSHINE und GRIN haben sie sechs Alben gezeugt, wobei der jüngste Nachwuchs „Hush“ den vierten Sprössling aus der GRIN-Linie darstellt, der uns, mehr noch als seine Vorgänger, in ein absurdes Paralleluniversum katapultiert.
In diesem beunruhigenden Äthergemisch aus schwerem Psych-Doom und eindringlichem Post-Metal werden wir haltlos herumgewirbelt zwischen treibenden Beats („Hush“), gediegenen Riffs („Deathbringers“, „The Tempest of Time“) exotischen Grooves („Venom“) und kosmischen Traumlandschaften („Neon Skies“). Vielfältige, sich überlagernde Gesänge dringen dabei wie ein fernes Versprechen durch dichten Nebel zu uns durch, von verträumten Gesangslinien („Calice“, „Neon Skies“, „Silver“) über krächzende Offenbarungen („The Tempest of Time“, „Eyes Like Daggers“) bis hin zu tiefen Growls („Portal“) und wütenden Screams („Nothingness).

Jan (Schlagzeug, Gitarren, Gesang) und seine Frau Sabine (Bass) experimentieren auf „Hush“ mehr denn je mit fremdartigen Geräuschen und Texturen, ohne sich selbst in diesem Lovecraft’schen Universum zu verlieren. Das überlassen sie lieber uns – und wir verlieren uns sehr gerne darin!
Die meisten der 16 Tracks sind auffallend kurz, viele kratzen an der Zwei-Minuten-Marke. Da tut es fast schon weh, wenn man völlig unvermittelt aus diesen wundersamen Soundblasen herausgerissen wird. Doch das abwechslungsreiche und zugleich harmonisch-stringente Songwriting sorgt dafür, dass wir uns schnell wieder im nächsten Track einfindet, betört und verstört und aufs angenehmste schwerelos.
„Hush“ enthält die sechs Tracks der 2023 erschienen EP „Black Nothingness“ in gelungener Überarbietung. Produziert, gemixt und gemastert wurde das Werk von Jan Oberg im eigenen Hidden Planet Studio – in dem übrigens auch DAEVAR vor Kurzem ihr zweites Kind herangezüchtet haben (Review folgt), dessen Gitarrist Caspar Orfgen es sich nicht nehmen ließ, auf „Portal“ ein GG (Gänsehaut-Gitarrensolo) beizusteuern.
(judith)
Label: The Lasting Dose Records
VÖ: 16.02.2024
Länge: 40:34
Trackliste:
- Hush
- Calice
- Gatekeeper
- Midnight Blue Sorrow
- Talons
- Portal
- Neon Skies
- Vortex
- Silver
- Pyramid
- Deathbringers
- Nothingness
- Venom
- Eyes Like Daggers
- The Tempest of Time
- Torre del Serpe
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