(jul) Earth Ship, das Berliner Power-Trio, ist seit über einem Jahrzehnt eine feste Größe in der europäischen Sludge- und Doom-Metal-Szene. 2010 gegründet, haben Jan Oberg (Gitarre und Gesang), Sabine Oberg (Bass) und eine rotierende Besetzung von Drummern kontinuierlich Alben veröffentlicht, die in der Szene für Aufsehen gesorgt haben. Earth Ship sind bekannt für ihren erdigen, unverfälschten Sound, der sich durch schwere Riffs und düstere Atmosphäre auszeichnet. Von Anfang an zeigten sie eine Vorliebe für rohe, kompromisslose Musik, die sich tief in den Sound des Doom und Sludge gräbt.
Ein entscheidender Faktor in der Entwicklung von Earth Ship war die Produktion, die größtenteils in den Händen von Jan Oberg lag. Als erfahrener Produzent (Hidden Planet Studio) hat Oberg über die Jahre hinweg einen unverwechselbaren Sound entwickelt, der die rohe Energie der Band einfängt und gleichzeitig eine beeindruckende Detailgenauigkeit bewahrt. Die DIY-Einstellung, die sich durch die Produktion aller ihrer Alben zieht, verleiht ihrer Musik eine Authentizität, die in der neueren Metal-Szene oft fehlt.
Ihr Debütalbum „Exit Eden“ (2011), veröffentlicht auf Pelagic Records (Robin Staps/Berlin – The Ocean), war der erste Paukenschlag der Band. Es etablierte ihren Ruf als ein Kollektiv, das den Underground-Metal mit einer Mischung aus Schwere und Melancholie aufwühlte. Düstere Klanglandschaften, die sich durch verzerrte Gitarren und dröhnende Basslinien auszeichnen. Der Nachfolger „Iron Chest“ (2012) verfestigte diese Grundlagen und zeigte eine Band, die ihre Songwriting-Fähigkeiten verfeinert und einen noch tieferen, komplexeren Sound entwickelt hatte.
Auch die drei weiteren Alben (Withered/Hollowed/Resonant Sun) die Jan und Sabine noch neben ihren anderen Band Projekten (Grin/Slowshine) bis 2018 produziert haben, tradieren das Destillat dessen, was Earth Ship ausmacht: eine unnachgiebige Schwere, gepaart mit einem tiefen Gefühl der Melancholie und einem Hauch von psychedelischer Erkundung.
Jetzt meldet sich Earth Ship mit „Soar“ eindrucksvoll zurück und zeigt, dass sie nichts von ihrer kreativen Kraft eingebüßt haben. Nach einer sechsjährigen Pause war die Erwartungshaltung hoch, und die Band lieferte auf ganzer Linie ab. Aufgenommen wurde das Album im Hidden Planet Studio von Jan Oberg, was dem Werk den charakteristischen Lo-Fi-Sound verleiht, der die Musik von Earth Ship so unverwechselbar macht.
„Soar“ ist mehr als nur eine Fortsetzung der bisherigen Werke. Es ist eine phantasmagorische Reise durch fieberhafte Träume und dämmrige Zustände – so die Band selbst – in denen Earth Ship die Grenzen des Sludge und Doom weiter auslotet. André Klein (Slowshine, The Smokin’ 44’s) verstärkte die Combo am Schlagzeug und brachte eine unaufgeregte, aber präzise Spielweise mit, die perfekt zu den massiven Riffs und tiefen Basslinien passt, für die Earth Ship bekannt sind.
Der Album-Opener „Shallow“ zieht den Hörer sofort in eine düstere Klangwelt, die von wechselnden Taktarten und drückenden Riffs geprägt ist. Die Musik hat eine hypnotische Qualität, die einen unweigerlich in ihren Bann zieht. Die Gitarre von Jan Oberg klingt erdig und schwer, während Sabine Obergs Bass das Fundament legt, auf dem das ganze Album ruht. Die Kombination dieser Elemente schafft eine Klanglandschaft, die gleichzeitig roh und nuanciert ist.
Ein besonderes Highlight des Albums ist „Ghost Town“, ein Track, der die rohe Energie und das kraftvolle Songwriting von Earth Ship perfekt auf den Punkt bringt, und ist auch die erste Single Auskopplung. Die Mischung aus schwerem, dröhnendem Riffing und Jan Obergs charismatischem Growling verleiht dem Song eine unbändige Kraft, die den Hörer förmlich überrollt. Es ist eine perfekte Demonstration dessen, was Earth Ship so einzigartig macht: die Fähigkeit, die rohe Energie des Sludge mit einer tiefen emotionalen Resonanz zu verbinden.
Aber „Soar“ ist nicht nur ein Fest für Fans von schwerer Musik. Songs wie „Daze and Delights“ bringen eine old-schoolige, fast bluesige Vibration ins Spiel, die an die goldenen Zeiten des Doom erinnert. Der Track zeigt, wie die Band ihre Einflüsse von Acts wie Crowbar, Neurosis und sogar Voivod zu einer einzigartigen Klangmischung vereint, die gleichermaßen vertraut und frisch klingt. Es ist diese Fähigkeit, altbewährte Sounds in einem neuen Kontext zu präsentieren, die Earth Ship zu einer der interessantesten Bands der aktuellen Szene macht.
Ein weiterer herausragender Track ist „Ethereal Limbo“, der durch seine drückende, langsame Entwicklung eine fast tranceartige Wirkung erzielt. Die Musik nimmt den Hörer mit auf eine Reise durch eine klangliche Unterwelt, in der jeder Riff wie ein Schritt in Richtung Vergessen klingt. Die Kombination aus schweren Gitarren, donnernden Drums und tiefen, resonierenden Bässen schafft eine Atmosphäre, die sich gleichzeitig beklemmend und irgendwie feierlich anfühlt. Auf jeden Fall tanzbar.
Fazit: Ein Meilenstein in der Diskografie von Earth Ship
Earth Ship haben mit „Soar“ ein Album abgeliefert, das nicht nur in der Sludge- und Doom-Szene für Furore sorgen wird, sondern auch darüber hinaus. Wer auf der Suche nach Musik ist, die gleichzeitig erdrückend und erhebend, roh und detailverliebt ist, sollte „Soar“ unbedingt eine Chance geben.
Label: The Lasting Dose Records
VÖ: 09.08.2024
Länge: 40 Minuten
Trackliste:
- Shallow 05:41
- Soar 05:34
- Ghost Town 06:20
- Radiant 03:29
- Ethereal Limbo 05:25
- Acrid Haze 04:49
- Bereft 05:37
- Daze And Delights 03:38
https://earthship.bandcamp.com/album/soar
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