(Daniel, Lucas und Jens M.) Am zweiten Tag steigen wir zur besten Frühstückszeit um 15:20 Uhr bei Ruff Majik (Johni: voc., rhythm git., Jimmy: bass, Boz: drums, Cowboy: lead git.) in das Geschehen ein. Die Band mit der wohl weitesten Anreise (Pretoria, Südafrika), vereint in ihrem Sludge‘n‘Roll eine unglaubliche Bandbreite an Sounds und verschiedenster Musikstile, wie Pop- und Hardrock, Garage-Rock, Blues, Stonerrock und Doom, um nur einige zu nennen. Auf dem KiL spielen Ruff Majik hauptsächlich Songs der härteren Gangart und überzeugen mit powervollen Drums. Trotz der Fülle an Musikstilen, an welchen sich hier bedient wurde, ist der Bandeigene Duktus jederzeit erkennbar, was vor allem an Johnis eher hoher aber kräftiger Stimmlage liegt. Wie schon vor drei Wochen als Vorband von Gnome im Düsseldorfer Pitcher liefern die vier Jungs eine äußerst aktive Bühnenshow hin.
Weiterlesen: Keep It Low Festival #10 | Backstage München | Samstag 12. Oktober 2024

Raging Sloth (der Name ist Programm: Doom vom Feinsten in atemberaubend langsamem Tempo) aus München zelebrieren ihren Death Doom Sludge, wobei jeder Snareschlag so klar und präzise wie nur möglich ein Kribbeln in der Hirnanhangdrüse hinterlässt, Basslines und Drums sich von den Zehen an körperaufwärts winden und das Gefühl einer ausführlichen Nackenmassage hinterlassen. Dabei verfällt das Faultier nicht nur in träge sondern auch groovige Raserei, die ihrem Bandsound einen großen Wiedererkennungswert verleiht. Ein ungefähres Zitat zum Schluss des Auftritts: Leider kommen wir zum letzten Stück, aber hetzt euch nicht, es dauert etwa elf Minuten und führt somit dazu, dass wir Samavayo leider verpassen.




Aus dem Vereinigten Königreich sind Psychlona (Phil: voc., git., Scott: drums, Martin: lead git., backing voc., Ian: bass) angereist, um den Festivalgästen schönsten Stoner und Desert Rock zu servieren. Wir durften die Jungs dieses Jahr bereits mit Greenleaf und Slomosa zusammen sehen. Das Rad wird hier nicht neu erfunden, aber das muss es ja auch nicht immer. Solider Stoner Sound, der uns auch zum wiederholten Male abgeholt und zufriedengestellt wieder abgesetzt hat.



Aber ohne Atempause geht es schon weiter – Jens kämpft sich rüber in den benachbarten Club zu Djiin aus Rennes in Frankreich. Djiinn entwickeln um die charismatische Sängerin Chloé ein sehr persönliches und fesselndes Universum, das sich aus Psychedelic, Stoner, Doom und 70er Progressive Rock speist. Die Songs entwickeln einen langsamen, hypnotischen Sog, auch die Harfe kommt zum Einsatz und Chloé beweist einmal mehr, dass sie nicht nur singen sondern auch herzzerreißend schreien kann.



Schon länger auf dem Schirm, aber mit dem Wechsel zu Arvid am Mikro gehören Greenleaf (Tommi: git., Sebastian: drums, Hans: Bass, Arvid: voc.) für uns zu einer der besten Stonerrockbands überhaupt. Arvid hat eine unglaublich vielseitige Stimme mit großen Tonumfang, die jedes Publikum mitreißt. Das liegt allerdings nicht nur an seiner Gesangskunst, sondern auch an seiner Bühnenpräsenz und der Fähigkeit mit dem Publikum auf Augenhöhe zu interagieren und es gesangstechnisch in jeden Gig mit einzubeziehen. Tommi steht Arvid in Sachen Show in nichts nach und tanzt mit seiner Klampfe über die Bühne, während er dabei ein fuzzgeschwängertes Riff nach dem anderen raushaut. Sebastian, versunken hinter seinem Drumset, knüppelt auf die Kessel, dass es eine Freude ist, ihm dabei zuzusehen. Selbes gilt für Hans, der seinem Nachnamen (Fröhlich) alle Ehre macht und zeigt, wie echte Spielfreude auf der Bühne aussieht. Unter den Bassisten gehört Hans zu denen, die nicht nur zusammen mit den Drums die Basis für Gitarre und Gesang legen, sondern auch melodiöse und verspielte Basslines im Repertoire haben, was ebenfalls zur Einzigartigkeit des Bandsounds im Stoneruniversum beiträgt.



Die Belgier Gnome (Rutger: git., voc., Egon: drums, Geoffrey: bass) sind mittlerweile mit ihrem dritten Album unterwegs, welches den beiden Vorgängern in nichts nachsteht. Das Set vereint die aus unserer Sicht besten Songs aller Alben an einem Abend. Wie immer liefern die drei einen perfekten Gig ab, bei welchem dem Publikum jede Sekunde eine vor Kraft strotzende Soundwand ins Gesicht gedrückt wird und dies mit amtlicher Bandextase feiert. Gnome verstehen es durch Ihr Zusammenspiel, Ihren Witz und Ihre Art mit Publikum zu Interagieren, wie fast keine andere Band dem Zuhörer das Gefühl zu geben nur für Ihn zu spielen. Rutger lässt die Finger fliegen, dass es einem bei zu langem Hinschauen bald schwindelig wird, Geoffrey steht wie immer mit einer souveränen Coolness am Bass, die einen fast die vertrackten Bassläufe vergessen lässt, währen Egon wie immer an den Drums absolut on point abliefert. Schon jetzt freue ich mich auf neue Tourdaten der Band.




Die Norweger:innen Slomosa (Benjamin: voc., git., Tor Erik: git., Marie: bass, voc., Jard: drums) hauen den Zuhörer:innen, wie schon Anfang Oktober im Club Volta in Köln, ein Wahnsinns Konzert um die Ohren. Nachdem das erste Album 2020 nun für mittlerweile 4 Jahre unsere Plattenteller fast täglich gesehen hatte, durften wir uns dieses Jahr über den lang ersehnten Nachfolger „Tundra Rock“ freuen. Nachdem mich die neue Platte anfangs noch nicht ganz von sich überzeugen konnte, war es spätestens beim Konzert im Club Volta im September diesen Jahres um uns geschehen. Live hat die Band für mich deutlich zugelegt, alles schien mir irgendwie sicherer und nochmal mehr aufeinander abgestimmt. So auch hier in München. Die Spielfreude und ansteckend gute Laune von Marie am Bass sucht ohnehin ihresgleichen und die bis dato noch nicht ganz in unseren Herzen angekommenen Stücke der neuen Platte, haben sich durch absolut starke Auftritte Ihren Platz dann doch redlich verdient. Wir sind sehr gespannt wie es hier weitergeht, sind uns aber sicher hier in den nächten Jahren noch einiges erwarten zu dürfen.




Dem Extreme Metal von Inter Arma aus Richmond in Virginia konnten wir aufgrund des Frönens nur allzu menschlicher Bedürfnisse wie Essen und Trinken nur kurz beiwohnen. immerhin gibt es ein paar Fotos… Aber das wir Aptera aus Berlin im überfüllten Club verpasst haben ist wirklich ärgerlich. Die vier Damen spielen eine Mischung aus Sludge, Doom, Blues und klassischem Metal mit einer Prise Punk – „ein gutturaler Schrei, der dich ins Verderben locken wird“ wie sie es selbst auf Bandcamp klassifizieren. Na dann beim nächsten Mal „You Can’t Bury What Still Burns“.




Im Werk wird indes schon für das nächste Highlight umgerüstet: Auch schon seit 2001 unterwegs sind die Schweden Truckfighters und immer ein Garant für ein intensives Live-Erlebnis. Die Sprünge und Eskapaden von Gitarrist Dango stellen auch Angus Young bei weitem in den Schatten und für jeden Rockfotografen ist es natürlich jedesmal ein Sport, zwischen niedrigster Verschlusszeit und höchstmöglichem ISO-Wert den besten Jump einzufrieren.




Bevor es aber nochmal richtig abgeht, zeigen uns erstmal Wolvennest wo „The Dark Path To The Light“ zu finden ist. Und das gelingt den Belgiern mit ihrer Mischung aus Black Metal und hypnotischem Psychedelic Krautrock wirklich sehr, sehr gut. So richtig passt das in keine Schublade, ist wohl irgendwo am besten als „Dark Rock“ zu verorten, denn die sechsköpfige Band um Sängerin Shazzula lassen sich in keine Schublade stecken und das ist gut so – für uns eine kleine Neuentdeckung, mit der es sich zu befassen lohnt.





Fu Manchu (Scott H.: voc., git., Brad: bass, Bob: git., Scott R.: drums) 1985 in Orange Country, Kalifornien gegründet haben live noch nie enttäuscht und es ist unfassbar, dass eine Band seit Anfang der 2000er immer noch zusammen einen solchen Spaß auf der Bühne haben kann! „Go For It – Live“ aus dem Jahr 2003 zählt für mich bis heute zu den besten Live-Alben und was soll ich sagen: Die klingen auch heute noch genauso geil! Ein messerscharfer Gitarrrensound, glasklar abgemischt und ein Evergreen von „King Of The Road“ über „LaserBlast“ bis hin zu „California Crossing“ jagt den nächsten. Auch die Songs vom neuen Album „The Return Of Tomorrow“ fügen sich zeitlos in das Repertoire ein. Das macht richtig Spaß und jeder Rockbegeisterte sollte davon nicht genug bekommen können.
Und genug haben wir tatsächlich noch nicht, denn dem österreichischen Duo Heckspoiler (Thomas: voc., bass, Andreas: drums) gebührt der letzte Auftritt der zweitägigen, musikalischen Extase. Dementsprechend hauen die beiden alles raus, was Noiserock, Hardcorepunk und Stonerrock hergeben. Energiegeladen und mit Spielfreude, die ihresgleichen sucht, schaffen sie es nach einem rundum gelungenen Festival, das Publikum noch ein letztes Mal in Tanzwut zu versetzten. Trotz der Reduktion auf lediglich zwei Instrumente kommen die Songs mit ausgefeilten Arrangements, eingängigen Riffs und hauptsächlich ironischen Texten (vorwiegend in Mundart) daher, als ob mehr als nur zwei Musiker auf der Bühne stehen.
Fazit: Die Location Backstage ist für ein Rockfestival wie gemacht, die Preise für Speis und Trank wie immer und überall, der Sound auf allen Bühnen überragend, das gesamte Personal maximal freundlich und hilfsbereit (vielen Dank nochmal für das schnelle Wiederfinden eines verlorenen Portemonnaies und Führerscheins!). Insgesamt war das Keep it Low ´24 organisatorisch und musikalisch eines der Highlights unseres Jahres, sodass wir getrost eine uneingeschränkte Empfehlung für alle Fans der musikalisch härteren Gangart aussprechen können. Danke Sound of Liberation, danke an das ganze Backstage-Team für zwei phantastische Tage im Namen des Rock! (Daniel, Lucas & Jens M.)
© Pics by radicaleyephotography und Daniel Flöper
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