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AKa Rinde + Support The Pighounds – Ratinger Hof Düsseldorf am 20.05.2025

(ju + vo kursiv) Aus dem Berliner Großstadtdschungel ins Dorf: am 20.05.2025 gastierte Andrej Dietrich solo in einem Republik- und auch darüber hinaus bekannten Hof, dem Ratinger Hof in der Ratinger Straße in der Düsseldorfer Altstadt: Fehlfarben, ZK – später Die Toten Hosen, DAF (Deutsch Amerikanische Freundschaft), der KFC, Östro 430, das waren die frühen Protagonisten des Hofes in den 1970er und 1980er Jahren.

Musikgeschichtsträchtiger Ort also, genau die richtige Adresse für den Kiezpunk, Großstadtdschungelblues, feinfühligen Singer/Songwriter, den Folkhaudegen, NoiseRock von AKa Rinde: Andrej Dietrich – Gesang, Bassdrum, Programming und Rinde, seine Gitarre. Der unstetig stetige, musikalische Fahrtrichtungswechsel, und das ohne zu blinken ist sein Metier: mal brachial, mal unglaublich cute. Berstend vor Energie und Druck, mal zartes streicheln der Saiten. Prediger und Weitsichtigkeit, Akustik vom brachialsten zum zärtlichsten. Die beeindruckende Fahrt durch sein Album „Kids“ und seine Musikalität an einem nicht besser passenden Ort zu präsentieren war eine sehr gute Idee von Andrej, der diese seine Tour selbst buchte, „do it yourself“ in Vollendung! Der acht plus einem Song vortrug, die Geschichten dahinter dazu ausführlich erzählte: grundsympathisch, engagiert, begeistert, mit Humor, mit Tiefgang, mit Bedenken, mit Optimismus, mit humorigem Ernst und Würde. Ein Schlaflied für seine Tochter und die Kollaboration mit dem „Prinzen“ Sebastian Krumbiegel mit dem Titel: „Es ist wie es ist – Welt verändern“.

Ich hab’s so ja schon im April in meiner Rezi zu Kids geschrieben: AKa Rinde, das Solo-Projekt von Andrej Dietrich (bekannt als eine Hälfte von DŸSE), liefert ein Album, das sich jeder Einordnung widersetzt. Kids ist eine akustische Abrissbirne mit Seele, Wut und Melodie, geschrieben zwischen Hotelzimmern und Backstageräumen während der DŸSE-Tour. Ein Werk, das Genregrenzen sprengt und sich nicht an Regeln hält.
Live im Ratinger Hof wurde diese rohe Energie auf eine neue Ebene gehoben. Andrej Dietrich, allein mit seiner Gitarre und seiner unverwechselbaren Stimme, nahm das Publikum mit auf eine Achterbahn der Gefühle. Die Setlist spiegelte die Vielfalt und Intensität des Albums wider: von „Blu Tuesday“ über „Tough is the Way“ bis hin zu „Welt verändern“, das er allein, aber mit der emotionalen Wucht eines ganzen Chors performte. Was diesen Abend besonders machte, waren die starken Kontraste, die Dietrich sowohl in seiner Musik als auch in seinen Erzählungen hervorhob. Er sprach über die Einsamkeit auf Tour, die ihn gleichzeitig zur Reflexion brachte, und die tiefen menschlichen Verbindungen, die er unterwegs knüpfte. Diese Dualität – das Wechselspiel zwischen Nähe und Distanz, lauten und leisen Tönen, zwischen Zerrissenheit und Verbundenheit – zog sich durch den gesamten Abend.
Die Show war ein Wechselbad der Stimmungen – mal zart und melancholisch, dann wieder explosiv und kompromisslos. Die Live-Versionen der Songs verstärkten die rohe, ungeschliffene Produktion des Albums und machten deutlich, dass Dietrich nicht nur ein Musiker, sondern ein besessener Klangarchitekt mit einer echten Message ist.

Dieser Abend war mehr als ein Konzert – es war eine musikalische Reise durch die Extreme menschlicher Emotionen, eine Feier der künstlerischen Freiheit und ein Beweis dafür, dass Musik keine Grenzen kennt.

AKa Rinde und die Pighounds haben gezeigt, dass wahre Kunst in der Authentizität liegt – roh, unberechenbar und immer mit dem Herzen am richtigen Fleck.

„Es ist wie es ist – Welt verändern“, für mich das Motto dieses großartigen Erlebnisses zu dem natürlich auch das Doatmunder Duo “ The Pighounds“ beitrug, die den heutigen Abend als erste gestalteten bevor Andrej uns hofierte. Die beiden „Sauhunde“ Peter und Sandro begrungen, berocken, bepunken, begeistern seit sieben fetten und leider dazwischen auch mageren Jahren (Corona) diese und andere Republik(en). Sandro verprügelt die Saiten und Felle, drischt und drescht und dreschflegelt den Sound durch jedes Saiten Soundgewitter das Peter anstiftet. Ihre Playliste für diesen Abend enthielt gerne gehörten, älteren Stoff, aber auch ganz frischen. Aus 22 auf der Playliste enthaltenen Songs gab es 10 Stück in die aufnahmebereiten Ohren, ein Rundumschlag durch ihre Bandgeschichte. Gut so! Bestens! Spaß verbreitend!

Es ist diese radikale Reduktion aufs Wesentliche, die The Pighounds so unmittelbar wirken lässt. Schon mit dem Opener „Serenity“ gaben die Dortmunder im Geiste den Ton vor: laut, dicht, direkt. Die Songs, die auf dem Album schon wie Dampfhammer wirken, bekamen live nochmal eine neue Dimension – kantiger, schweißnasser, lebendiger. „Love Yourself“ kam rüber wie eine konkrete Arbeitsanweisung an die kleine, erlesene Runde vor der Bühne. Und ich glaube, wir haben den Abend alle mit ein wenig mehr Selbstliebe, Zufriedenheit und positivem Ausblick auf eine bessere Welt beendet. Naja, und manchmal reicht’s ja schon aus, wenn so ein musikalischer Dienstagabend einem den Rest der Woche bunter macht.

Großer Dank an Arne von Noisolution, der nicht nur ein feines Händchen für gute Musik hat, sondern auch das Herz am richtigen Fleck – danke für die Einladung und dass du solche Abende möglich machst.

(jules + volker, alle Photos jules)

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Gavial - Broken von ihrem neuen Album "Thanks, I Hate It", das am 23.01.26 erscheint

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