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Aptera – You Can’t Bury What Still Burns

(tob) Aptera wurden 2018 in Berlin gegründet und sind international besetzt. Die vierköpfige Female-Metal-Band – bestehend aus Musikerinnen aus Italien, Belgien, den USA und Brasilien – spielt einen Stil, den man nur schwer in eine Schublade stecken kann. Zumindest gilt das für ihr Debütalbum “You Can’t Bury What Still Burns”, auf dem Doom, Sludge, Stoner, Thrash, Psychedelic, Punk und klassischer Metal zu einem brodelnden Mix verschmelzen. Hinter Aptera stehen Michela Albizzati (Gitarre/Gesang), Celia Paul (Bass/Gesang), Renata Helm (Gitarre/Backing Vocals) und Sara Neidorf (Drums). Erste Aufmerksamkeit erregte das Quartett 2019 mit der selbstbetitelten digitalen 6-Track-EP “Aptera”, die sie am 13. September in Eigenregie veröffentlichten – und die wir uns natürlich auch angehört haben.

Aptera – “Aptera” (EP, 2019)

Der Opener “Predator of the Psyche” startet mit einem 60-sekündigen Instrumentalvorspiel, bevor Michela Albizzatis unheimlicher, roher Gesang einsetzt, der sich sofort tief in die Gehörgänge gräbt. Als Hauptstimme der Band prägt sie den Sound mit kraftvollem Gesang, der zwischen gutturaler Wucht und klaren Shouts pendelt. Nach den anfänglichen Doom-Vibes geht es gleich ins Tempo, was zum Headbangen einlädt und in einem Club sicher noch düsterer wirken dürfte. “Issues” kommt ganz ohne Gesang aus und lädt dazu ein, sich einfach treiben zu lassen. Hier sticht Celia Paul am Bass hervor, die mit druckvollem, melodischem Spiel für Tiefe sorgt. Noch deutlicher wird das in “Drown”, wo Aptera die Ruhe wieder brechen: Gitarren, Drums und Vocals treten wilder und ungezügelter hervor. “Black Roses” klingt zunächst nach schwarzen Himmeln, nimmt aber Fahrt auf und trägt bereits die Sludge- und Stoner-DNA in sich, die später das Debüt prägen wird.

In “Scars of Remorse” lassen Aptera erstmals klare Vocals einfließen, was für Abwechslung sorgt. Der finale Track “The Knife Twist” feuert mit schweren Doom-Riffs, gespielt von Renata Helm, die mit Backgroundgesang auch für zusätzliche Ebenen sorgt – oft im Kontrast zu Michelas Stimme. Schlagzeugerin Sara Neidorf ist dabei das rhythmische Rückgrat: variabel genug, um sowohl massive Doom-Grooves als auch thrashige Attacken abzufeuern.

Das Debütalbum – “You Can’t Bury What Still Burns” (2022)

Nach ersten Shows in Berliner Underground-Clubs erschien am 17. Juni 2022 das Debüt “You Can’t Bury What Still Burns” über Ripple Music. Acht Songs, rund 40 Minuten Spielzeit, thematisch getragen von Wut, Resilienz und Wiederauferstehung.

“Voice of Thunder” macht den Anfang und liefert genau das, was der Titel verspricht: donnernd, schwer, unaufhaltsam. Gesanglich wechseln sich Growls und klare Passagen ab – ein Auftakt, der die EP konsequent weiterführt. “Selkies” greift die schottisch-irische Folklore auf und spielt mit der Doppelnatur dieser Wesen – verführerisch und gefährlich, umgesetzt mit wogenden Riffs und kraftvollen Vocals. *”Mercury” wirkt rau und unheimlich, ein Song für die okkulten Stunden. “Unbearable Stain” überrascht mit abwechslungsreichen Tempi, während “Cosmosis” als Instrumental eine willkommene Verschnaufpause bietet. “Days of Void” ist dagegen purer Stoff für Headbanger, mit schweren und schnellen Gitarren. Mit “When the Police Murder” liefern Aptera eine bedrückende, thrashige Anklage gegen Polizeigewalt. Den Abschluss markiert “Nepenthes”, doomig, psychedelisch und hypnotisch – ein Stück, das Raum für eigene Deutungen lässt.

Fazit

Zwischen der DIY-EP von 2019 und dem Debüt liegt ein spürbarer Entwicklungsschritt: Wo die frühen Songs noch roh und ungestüm waren, klingt das Album deutlich variabler und selbstbewusster. Die Mischung aus Doom, Sludge, Thrash und Psychedelic macht Laune und erzählt Geschichten, die zwischen Mythen und Gegenwart pendeln. Aptera sind keine Band fürs Radio oder große Festivalbühnen – ihre Stärke liegt im Underground. In kleinen, schwitzigen Clubs entfaltet diese Musik ihre volle Kraft, wenn die Wände beben und der Bass im Magen sitzt. Mit “You Can’t Bury What Still Burns” haben Aptera gezeigt, dass sie auf einem sehr guten Weg sind. Wer kompromisslosen, düsteren Metal mit Haltung sucht, wird hier fündig. Bedauerlich ist nur, dass seit dem Debüt Funkstille herrscht – doch vielleicht passt auch das zu Aptera: selten präsent, dafür umso intensiver, wenn sie zurückkehren.

P.S.

Auf Vinyl wirken Aptera noch einmal ganz anders: dichter, organischer, schlicht wuchtiger. Die analogen Vorzüge – Wärme, Tiefe, Druck – liegen hier klar auf der Hand. Schön, dass ein Lyric-Sheet beiliegt, sodass man die Texte direkt mitlesen kann, dazu eine stabile Außenhülle. Besonders die Black-and-Clear-Hazy-Edition überzeugt: optisch ein Highlight, das perfekt zur doomig-schwärzlichen Atmosphäre der Musik passt….(tobias)

Filed under: Album Reviews, Doom, Metal, Psychedelic, Punk, Sludge, Stoner,

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Gavial - Broken von ihrem neuen Album "Thanks, I Hate It", das am 23.01.26 erscheint

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