rockblog.bluesspot

musikalisches schreibkollektiv

The Obsessed + Psychlona – Club Volta Köln am 15.10.2025

(peter + volker) The Obsessed, amerikanische Pioniere (seit 1979 aktiv, mit zwischenzeitlichen Unterbrechungen wegen persönlicher Kalamitäten) des Doom-Metal zusammen mit den englischen Rockern Psychlona, die ihre Wurzeln ab 2016 im 60ies Psych und Hardrock, Punk und auch in den Desertzonen Kaliforniens suchten und fanden, auf Tour: da schickte Sound Of Liberation aber mal ein ganz fett aufgeigendes Paket auf diverse Bühnen West-, Mittel- und Südeuropas und bevor sie demnächst noch u.a. zwei Festivals (Desertfest Antwerpen und Lazy Bones) und die britische Insel besuchen gab es einen Zwischenstopp im kölnischen Club Volta.

(pe) Da sind sie wieder: Psychlona aus Bradford in England, längst zu Lieblingen der Fuzz- und Stoner-Szene avanciert, eröffnen den heutigen Abend im Club Volta, der mich immer wieder an das Innere einer Kirche erinnert mit seinen wunderbar bunten, runden und beleuchteten Mandala-Fenstern.

Eine Band, bei der man sich irgendwie immer freut, wenn Sie irgendwo im Programm auftaucht. Und gleichzeitig die Band, bei der ich wie bei keiner anderen jedes Mal auf einen ganz bestimmten Gitarrenton warte: jenes „Pling“, das ihren Übersong „Blast Off“ ankündigt!

Auf den lassen die vier Herren am heutigen Abend aber zunächst einmal etwas warten und beginnen ihr Set mit „Let´s Go“ (was selbstredend schon rein titelmäßig einfach mehr Sinn macht) von ihrem aktuellen Album „Warped Vision“ – und konterkarieren damit sogleich fett meinen sakralen Eindruck der Kölner Konzertlocation, denn hier ist Dampflok-Volldampf angesagt statt choraler Elegien, gefolgt vom ebenfalls neuen Song Jasmine, bei dem Martin Wiseman zum ersten mal seine imposanten Rastas durch die Luft fliegen lässt wie eine wild gewordene Medusa, und jeder der Fotografen der schreibenden Zunft versucht sichtlich verzückt, einen coolen Shot von der flirrenden Haarpracht zu schießen.

Spätestens bei ihrem Klassiker „Down in the Valley“ vom Debutalbum „Mojo Rising“ finden Psychlona dann auch die Akzeptanz der Hardrock-Gemeinde, die am heutigen Abend natürlich in erster Linie wegen „The Obsessed“ nach Köln gepilgert sind, denn trotz des deutlichen Desert-Rock-Einflusses rockt diese Bombe von Song deutlich mehr als die beiden Stücke zuvor – Heavy Rockin´Desert Fuzz vom Feinsten, und urplötzlich ist vom anfänglichen Stillstehen und Begutachten im Publikum keine Spur mehr zu sehen.

Schwerriffig baut sich im Anschluss „Topanga“ (ebenfalls vom neuen Album) durch Ian ‘Izak’ Buxton´s Bassspiel und die massive Schlagzeugzbearbeitung durch den immer fröhlich wirkenden Scott Frankling auf, und Phil Hey trägt den Song mit rauen Vocals und fuzziger Leadgitarre.

Und dann steht er im Raum! Zunächst einsam und quasi im Gitarren-Acapella klingt das heißersehnte eingangs erwähnte „Pling“ durch den Saal – Bass, Leadgitarre und schließlich das Schlagzeug mischen sich umarmend in den Sound, und „Blast Off“ bläst den Anwesenden wie ein entfesselter Orkan die Steigbügel aus den Ohren.
Es ist immer wieder aufs Neue ein Fest, die Live-Qualität dieses Songs aufzusaugen und in die nun nicht mehr ruhig zu haltenden Extremitäten fließen zu lassen – einfach nur sensationell, welche unbändige Kraft die Band mit diesem Song von der Bühne abstrahlt!

„Purple River“ hilft im Anschluss dankbar, wieder ein wenig vom Adrenalinschub runterzukommen, bevor „Magic Carpet“ (mit wesentlich mehr Wumms gespielt als auf dem aktuellen Album) noch einmal sämtliche Qualitäten der Band destilliert, Psychedelia mit hartem Riffing und feinsten gitarren-Fuzz-Outs perfekt kombiniert und den ersten Teil des Abend grandios abrundet.

(vo) Kurze Umbaupause: während die Bühne von Stagehands und Tourbegleitern bereitet wird steht das The Obsessed Quartett bereit, um uns in den nächsten knapp 75 Minuten mit ihrem Programm auf beste Weise zu unterhalten: Einige Klassiker der Bandgeschichte standen auf der Playliste und das auch in über 30 Jahren nicht die Spur gealterte Album „The Church Within“ in voller Länge:

Mit dem heutigen Opener beginnt auch das 1994er Album: „To Protect And To Serve“: ein im Midtempo schwer marschierender, bratender, bruzzelnder, metallisch angehauchter Heavy Rocker der die Köpfe des Publikums, besonders in der Frontrow, in schwere Schwingungen versetzte. Und auch die „dicke Berta“ (damit ist meine unverwüstliche Canon 5d Mark III gemeint) arbeitete schwerst mit, denn das Photographen Motto nicht nur dieses Konzert-Abends lautet ja: drei Songs, no flash! Aber da die vier gestandenen und mit diversen Bühnenerfahrungen gesalbten Männer nicht wie die Hoppeditze herumsprangen konnte ich mich gut austoben, um unseren Bericht ein bissel zu illustrieren.

Das Album wurde in den kommenden 70 Minuten nicht stur und in der gleichen Reihenfolge wie auf Vinyl, CD und digital abgespielt, sondern wie bei der DB AG sehr oft zu hören: Zug, in unserem Fall ja natürlich die Songs, verkehren in nicht ganz so in der veröffentlichten Reihenfolge! Bandurgestein Scott „Wino“ Weinrich-Gesang, Lead-Guitar, Bandmitglied Tausendsassa Bob Pantella (auch noch bei Monster Magnet und The Atomic Bitchwax)-Schlagzeug, Chris Angelberger-Bass und Jason Taylor-Rhythm Guitar waren gut drauf und luden ein zu weiteren Physiotherapeutischen Attacken. Die „Scottischen“ Bemerkungen vor den folgenden Songs waren etwas schwierig: ich hab fast nix verstanden, was für ein Slang!

Die nächsten Gänge: „Streamlined“: geht ab mit mächtig Speed, sehr guter Groove Bob-scher und Chris-tlischer Art und einem knackigen Gitarrensolo von Wino. Es folgt die erste, alles plattmachende Doomwalze: „Blind Lightning“: Obsessed meets Saint Vitus meets Black Sabbath und der Nacken rastet fast ein und deftig aus, gut so! Der einzige Song, der nicht gepredigt wird ist, wenn ich mich nicht verguckt oder verhört habe, „Living Rain“. „Neatz Brigade“ walzt in gemäßigtem und etwas dann doch losgelassenem Tempo durch den Club Volta und zündet mächtig. „A World Apart“ startet wie ein Überfall während „Skybone“ mit einem bollernden Bass int(h)ronisert wird. Ein Wort zwischendurch zu Winos Stimme: passt! 

„Touch Of Everything“ und „Climate Of Despair“ beenden den Albumvortrag „The Church Within“ und es folgen noch sechs Schmankerl wie „Sacred“ der gleichnamigen Platte aus 2017 oder „Brother Blue Steel“ von „Lunar Bomb“. Zum sehr guten Schluß folgen noch zwei Zugaben und wir werden restlos begeistert mit „Stoned Back To The Bomb Age“ abgefüllt und stoßen auf einen wunderbaren Abend an: Dank an Psychlona und The Obsessed für knapp zwei Stunden Unterhaltung und Dank an Sound Of Liberation und die beiden Mädels, die ein Missverständnis mit unserer Akkreditierung ausräumten……(Peter und Volker, alle Photos Volker) 

Filed under: Konzertphotos, Live Reviews, , , ,

Archiv

international – choose your language

Gavial - Broken von ihrem neuen Album "Thanks, I Hate It", das am 23.01.26 erscheint

Oktober 2025
M D M D F S S
 12345
6789101112
13141516171819
20212223242526
2728293031  

Gib deine E-Mail-Adresse ein, um diesem Blog zu folgen und per E-Mail Benachrichtigungen über neue Beiträge zu erhalten. Informationen zum Umgang mit Deinen Daten findest Du in der Datenschutzerklärung.

Diese Artikel werden gerade gelesen:

Festivals, Konzerte, Tourneen + Veranstaltungen
Dream Theater - Quarantième: Live à Paris
Desertfest Berlin 2025 Columbiahalle und Columbiatheater - 23.05. bis 25.05.25
Crazy Chris Cramer - "...unterwegs"