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Keep It Low Festival | Backstage München | Samstag 11. Oktober

(Lucas) Der zweite Tag startet mit den The Kuba Pities und Blue Heron, die wir leider allesamt verpassen. Doch dann kommen Komatsu auf die Bühne und spätestens dann dürfen auch wir nicht mehr fehlen. Also runter mit dem Frühstück und rein in die Halle. Die Drei Herren aus Eindhoven, Mo Truijens (Gitarre,Vocals), Martijn Mansvelders (Bass) und Jos Roosen (Drums), haben sich der härteren Gangart verschrieben und fahren mit klassischem Stoner Metal mit leichten Sludge Einflüssen auf. Ähnlich wie ihr Namensvetter, der Japanische Baumaschinen Hersteller, gräbt die Band ein tiefes melodisches Loch, in das es gesamte Publikum mit hinein zieht.
Der Bassist, welchen wir später am Merch Stand getroffen haben, hat gar so heftig auf die Saiten geprügelt, dass er sich erst einmal den Mittelfinger verbinden musste. Mit mittlerweile 4 Alben und einer EP lohnt es sich hier definitiv mal vorbeizuschauen.

High Desert Queen aus Houston, Texas gegründet von Sänger Ryan Garney und Gitarrist Rusty Miller sind der erste Höhepunkt des Nachmittags. Ihr eigenständiger Stil im „Texas Desert Rock“, einer Mischung aus Stoner, Doom- und Grunge-Einflüssen weiß sofort zu überzeugen, was nicht zuletzt der unbändigen Spielfreude und guten Laune der Band zu verdanken ist. Es war einfach eine Freude, den Jungs dabei zuzusehen und keiner konnte sich der Stimmung entziehen. Die wollen wir auf jeden Fall bald wiedersehen und das als Headliner.

Mit leichter Überlappung gehts indessen in der benachbarten Halle schon mit Psychlona aus UK weiter. Und die machen nicht weniger Spaß. Einmal mehr blasen sie einen repräsentativen Querschnitt ihrer letzten Alben unter das Stoner-willige Volk und Gitarrist „Dreadly Viking“ lässt die Matte eindrucksvoll kreisen.

Hidas enorm getragener Stoner/Doom: tief, langsam und dunkel wurden die Zuhörer im Club zu einer einzigen zum Takt mit dem Kopf nickenden Masse. Ich hatte von der Band vorher nie von gehört, war aber sofort überzeugt. Die Band wurde 2023 von Flo (Gitarre), Chris (Drums) und Richard (Bass) gegründet und lieferten im selben Jahr ihr Debütalbum. Wer mehr will muss noch ein paar Monate warten, bis das zweite Album bei Label Tonzonen Records erscheint.

The Obsessed liefern ein außergewöhnliches Set, indem sie ihr legendäres drittes Studioalbum „The Church Within“ von 1994 souverän in gesamter düsterer Schönheit zelebrieren. Danach kam es zum 16-Jahre-Langzeit-Break von 1995 bis 2011. Seitdem ist die Doom-Institution um Scott „Wino“ Weinrich wiedervereinigt unterwegs. Und das überzeugt nach wie vor ohne Ausnahme.

The Vintage Caravan Die drei Isländer Óskar Logi Ágústsson (vocals, guitar) Alexander Örn Númason (bass) Stefán Ari (drums) sind in diesem Jahr mit ihrem siebten Album (Portals) im Gepäck unterwegs. Da darf ein Abstecher aufs KiL nicht fehlen. Wie bereits seit den Anfängen der Band liefert Óskar mit seiner expressiven Bühnenpräsenz sowie seinem grandiosen Gitarrenspiel so richtig ab. Auch Alexander gehört nicht zu den dekorativen Bassisten, genau wie seine virtuosen Lines stampft er über die Bühne und animiert das Publikum bei jeder Gelegenheit. Stilistisch bewegt sich die Band zwischen Pychedelic, Progressive, Classic, Blues und Hard Rock, wobei sie in jedem Song mit unkonventionellem Songwriting und hervorragendem Klangbild punkten.

Lowrider Die vier Herren aus Schweden hatten richtig Bock, dass merkte das Publikum bereits beim Soundcheck  und wollte die Band am liebsten gar nicht von der Bühne lassen. Die Spielfreude ist der gesamten Band anzusehen, die Songauswahl erste Sahne, kurz gesagt der gesamte Auftritt absolut gelungen. Für mich war es die erste Lowrider-Show und aufgrund meiner sehr hohen Erwartungshaltung, hatte ich ein wenig Angst enttäuscht zu werden, diese stellte sich aber als vollkommen unbegründet heraus. Absolut tight, absolut energetisch, einfach ein Fest für Augen und Ohren. 

RotoR Seit etlichen Jahren kam ich wieder in den Genuss einen Rotor Gig erleben zu dürfen, dementsprechend hoch war meine Vorfreude, da ging es allerdings dem Gefühl nach nicht nur mir so. Die Herren betreten die Bühne der Halle und werden mit frenetischem Applaus empfangen, wohin sich mein Blick wendet, schaue ich in lächelnde Gesichter voller Vorfreude. Bereits zu Beginn des Konzertes wandelt sich die Vorfreude des Publikums in Ekstase, die vier Berliner Herren verstehen es die Menge in Windeseile zu fesseln und über die gesamte Länge des Konzertes in Ihrem Bann zu halten. Die Setlist gibt sowohl altbekannte Klassiker, als auch neuere Stücke her, hier sollte jeder zufrieden geworden sein. Gefühlt  verstehen die Herren sich blind, jeder Einsatz sitzt, die Abläufe sind klar und eingespielt. Dass die Herren von Rotor mittlerweile seit 27 Jahren auf den Brettern dieser Welt unterwegs sind, spielt hier mit Sicherheit eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Ein wunderbares Konzert, was für mich das absolute Highlight des diesjährigen Keep it Low darstellte.

Kant aus Aschaffenburg liefern uns währenddessen im Club mit ihrem Soundtrack das 70er Jahre Kopfkino auf dem Sunset Strip unserer Wahl. So zumindest die Aussage der Band und das gelingt richtig gut, nachdem ich mich in den überfüllten Club durchgekämpft habe. Von 60ies Surf-Vibe bis 70ies Heavy-Rock ist hier alles dabei und das Quartett hat dabei sichtlich Spaß – hier kann man sicher noch einiges erwarten.

Dann verpassen wir Bongripper und steigen bei Mondo Generator wieder ins Geschehen ein. Was soll man zum Low Desert Punk rund um Nick Oliveri noch sagen? Auch hier erwartet uns natürlich eine Vollbedienung und es werden wie üblich keine Gefangenen gemacht. „Fuck It“ – der Titel des 2020er Albums ist einmal mehr Programm. Auch hier eine unübersehbare Spielfreude, die Jungs haben noch immer richtig Bock und das wirkt ansteckend!

Graveyard Ganz im Gegensatz zu meinen letzten Konzerterfahrungen mit Graveyard,haben die 4 Schweden, Joakim Nilsson (Gitarre, Gesang), Rikard Edlund (Bass), Axel Sjöberg (Schlagzeug) und Jonathan Ramm (Gitarre, Gesang) sich das Keep it Low zum Anlass genommen, eine extrem gute Bühnenperformance abzuliefern. Spätestens ab dem zweiten Song hat der gesamte Kessel im Werk mit gegrooved und getanzt. Vor allem Nilsson konnte bei den zuletzt gesehen Konzerten leider nicht überzeugen, gibt sich aber keinerlei Blöße. Die Band wirkt eingespielt und enthusiastisch. Nilssons Stimme höre ich live zum ersten Mal in dieser Qualität.

Godsleep Das Athener Quartett bestehend aus, Amie Makris (Vocals, Gitarre), Johnny Tsoumas (Gitarre) Fedonas Ktenas (Bass) ,Dennis Panagiotidis (Drums), legte einen unheimlich energiegeladenen, vor Kraft und Leidenschaft strotzenden Auftritt hin, welcher uns an einen Aufstand erinnerte. Die Stimme von Sängerin Amie kraftvoll zu nennen wäre untertrieben, sowohl in den cleanen Parts, als auch beim shouten legt sie eine Energie an den Tag die Ihres Gleichen sucht. Aber nicht nur der Gesang hat überzeugt, die gesamte Band kommt sehr professionell und eingespielt daher, trotzdem hat man als Zuhörer nicht das Gefühl, hier wird nach Schema F abgespielt, ganz im Gegenteil, die Spielfreude und Hingabe für Ihre Musik ist den Athenern deutlich anzumerken. Ein absolut genialer Slot für Godsleep wie wir finden, alle Kraftreserven wurden mobilisiert, Haare Fliegen, Köpfe bangen, danach sind zumindest wir absolut ausgepowert ins Bett gefallen. Bereits 2024 durfte ich Godsleep auf dem Freak Valley hören, schon damals hatte mir der Auftritt gut gefallen, im Besonderen, da Godsleep damals noch ein unbeschriebenes Blatt für mich darstellten. Nun nach etlichen Stunden Hörgenuß und zwei LPs mehr im Schrank, hat mich der Gig auf dem Keep it Low noch weiter von der Band überzeugen können.

Damit gehen zwei Tage KEEP IT LOW Festival zu Ende. Einmal mehr ein sorgfältig zusammengestelltes LineUp von SoundOfLiberation, perfekt organisiert in einer tollen Location. Hier kann man blind die Tickets für 2026 im „Blind Bird“ Mode kaufen, allein schon für die Atmosphäre lohnt sich das dabei sein. Wir freuen uns schon auf 2026 und alte Bekannte trifft man immer – soviel ist sicher!

(Texte Lucas Düver & Jens Müller, alle Fotos von radicaleye.de)

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Gavial - Broken von ihrem neuen Album "Thanks, I Hate It", das am 23.01.26 erscheint

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