
(KiS) FREITAG der erste von zwei Festivaltagen beim Esbjerg Fuzztival in Dänemark. So ein gemütliches Ambiente (hyggelig). Außen alles clean und ordentlich wie Dänemark so ist. Drinnen Chaos. Wie es sich für so ein Fest gehört. Billiger Kaffee – teures Bier, skandinavisch eben. Bisschen Pleiten Pech und Pannen aber alle bleiben relaxed, ob Bandchange weil Verspätet, oder Samstags den Flieger nicht erwischt…Eine Insider Information noch hierzu, Zitat von Peter Petersen: „Wurde doch der Auftrittsort aus der Not geboren, da das vorgesehene und von Bo als ikonisch bezeichnete Tobakken wenige Wochen vor dem Termin Konkurs anmeldete. Die Dunkelheit beruhte auf der nicht funktionierenden Bühnenlichtanlage (Du hast ja das Kabelchaos unter der Decke gesehen) . Was nun fragten die Veranstalter und wollten wissen, ob wir auch ohne Bühnenlicht die Bands beleuchten könnten. Das konnten wir.“
…man kann sich vom nahegelegenen Streetfood etwas zu Essen bestellen. Lieferung umsonst. Streetfood – ein Mega Konzept, Alles unter einem Dach an netten kleinen Buden die typischen To-Go Futternäpfe von Thailand bis Mexiko. Neuester Shit in Dänemark, während in Berlin noch Schlange gestanden wird. (hihihi).


Im „Huset“, was so viel bedeutet wie Jugendtreff und Platz für Kultur, erwartet uns ein gemütlicher Biergarten mit selbstgebauter Sitzpyramide und eine gemütliche Sessel Lounge im Wintergarten. Ein Träumchen. Der Bandmerch wird draußen im Garten veräußert, praktische Kreditkartenzahlung wie es hier sowieso üblich ist. Selbst für einen Kaffee für 10 Kronen (= 1,35€). Aber auch hier, wie schon erschreckt in Berlin festgestellt, die T-Shirt Preise 200 Kronen puha. 30 Euronen.
Lightshow ist phantastisch, Peter Petersen und Ute machen es ja aber auch nicht für die Fotografen sondern für das Publikum und die Bands. Die Lightshow von Peter Petersen trägt natürlich entscheidend bei zum muggeligen psychedelicrock feeling. Während Ute fleißig Fotos macht. Einzige Ausnahme ihrer Prinzipien: Ecstatic Vision dürfen eine minimale wohldosierte Dosis Nebel auf die Bühne bringen. Ansonsten hat man mega-visuelle Effekte, siehe Tonzonen Labelfest für die Kenner in der Stonerfamily.

Durch PPP wie schon erwähnt, wird der Abend länger als geplant, aber da ja hier alles so Fußläufig ist, kein Problem. In 5 Minuten beim Hotel, in 5 Minuten am Bahnhof und lecker Zimtschnecke essen in einer Minute an meinem Van. Den ich anscheinend unwissentlich, aber nach Bauchgefühl bei der Ankunft auf dem kostenlosen Museumsparkplatz genau neben die Venue gesetzt habe.
Also 15:30 startet Vestjysk Ørken, von denen wir noch nicht viel mitbekommen, denn wir erkunden NOCH das Ambiente des kleinen Huset.
Edena Gardens, wir testen die Kamera, den ordentlichen Sound (Ohrstöpsel!) und trainieren Treppauf-Treppab, das hält fit, die Jugend hat gar keine Probleme – auch Kanaan hat es auf die Bühne geschafft.
Kanaan scheinen sich hier natürlich heimisch zu fühlen, und es wird sich auf der Bühne doch mehr bewegt als erwartet. Die Jungs mit dem optischen 80er Flair räumen ab und krachen Song auf Song durch den ersten Stock.
Danach einige Technische Verzögerungen, die Jungs von Valley Of The Sun wirken erst etwas angespannt, und brauchen ein bisschen um mit den zurückhaltenden Emotionen der Dänen umzugehen. Ist auch klar, wenn hier ein mildes Lächeln schon Lob genug ist, wo andernorts eine Mosh-Party startet. Aber auch hier werden Hits zum Besten gegeben und machen Lust auf mehr.
Die Nacht bricht herein und wieder die Treppen hochkraxeln um Causa Sui zu sehen… Wird jetzt eng drinnen, denn draußen ist es doch empfindlich kühl geworden. Klangqualität ist für meine Empfinden hervorragend. Lautstärke der leicht angetrunkenen Dänen auch. Der Headliner des Abends NEBULA musste nun 45 Minuten länger auf seinen Auftritt warten, dafür wird um so härter in die Tasten gehauen. Der Ersatzbassist der Truppe versteht sich prima aufs Haare schwenken ist sowohl visuell als auch klanglich wunderbar eingepasst. Eddie zu Scherzen aufgelegt, Mike kann an den Drums herrlich Aggression ablassen, denn das Kit hüpft und scheppert in der Gegend herum, diesem Ansturm ist das Vestjysk Ørken-Kit wohl nicht gewohnt. Sandsack erreicht die Bühne erst am nächsten Tag.
SAMSTAG:
Hier dürfen ebenfalls wie schon in Berlin, High Desert Queen eröffnen, 14:45 geht es noch pünktlich los. Der blanke Wahnsinn an Bands in diesem kleinen Kabuff, das 200 Personen fasst.
Der Start mit High Desert Queen, die den Warmup-Abriss geben, bringt so viel Energie, scheint mir noch heftiger als in Berlin. Gedenk-T-Shirt gekauft, das erste und einzige bisher dieses Jahr. Ist aber auch meine Überraschungsband für dieses Jahr, eine echte Entdeckung!
Danach Kaffee (Milch ist schon aus) bezahlt mit Kreditkarte. Crazy…Auch ein Cola Bier gönne ich mir später das ich mit meiner lieben Freundin Sandra teile. Überhaupt, die Beste. Seit der Schule befreundet wohnt seit 2006 in Aarhus und übersetzt mir alles, eine riesige Erleichterung, in einem Land vor unserer Zeit in dem man noch mit Kronen bezahlt. Zum Quatschen bleibt jedenfalls immer genug Zeit und um neue Leute kennenzulernen, aus Hamburg, aus Kopenhagen, aus Mexiko….
Schnacken mit Sean Wheeler ist immer amüsant, so viele Geschichten, trotz seinem heftigen Desert-Akzent kann ich einigermaßen folgen.

Am zweiten Tag schon, freut man sich auf bekannte Gesichter, ich fühle mich zurückversetzt zum Yellowstock Festival in Geel, Belgien. Alles schön übersichtlich und Jugendzentrum Atmosphäre. In den Umbaupausen kracht es unten im Foyer gewaltig, 3 x treten dort Slowjoint auf und lassen die Biertische beben. Um ein wenig Kräfte zu sparen schauen wir bei der Band mit dem lustigsten Namen des Festivals nur kurz vorbei: Clouds Taste Satanic. Googelt mal ein wenig ist meine Empfehlung!
Danach aus LA, USA herangeflogen: Deathchant. Wird mir als Old-School Metal vorgestellt, und optisch geht es tätowiert, langhaarig und lederbekleidet zu. Ja, ganz mein Geschmack, trotzdem melodisch und wild. Der Bassist ist hier mittig die treibende Kraft und nutzt jeden Millimeter der kleinen Bühne um sein Instrument zu schwingen. Leider nur auf Instagram gefunden. So fresh and new, oder eben so old school.
Ecstatic Vision. Auch hier anfängliche Verwunderung ob dem manchmal stoisch wirkenden Nordischen Publikum. Nachher ist es Dough aber sowieso egal er reißt sein Programm runter, gibt alles , Blut Schweiß und Tränen , im Publikum wird auf Tuchfühlung gegangen inklusive Saxophonist !
Auch der noch so unschuldige Verstärkerturm will erklommen sein und jetzt bebet auch die Menge im Saal. Hingerissen von der manisch- magischen Figur im Unterhemd, schüttelt das dänische Haar und ergibt sich tanzender Bewegungen!
Fatso Jetson. Ein zweites Mal in kürzester Zeit,… Ich könnte mir das jeden Tag ansehen. Wer denkt, nur weil Wikipedia sagt „Väter des Stoner Rock“ sind die Gebrüder Lalli & Co nichts für eingeschlafene Füße.
Also, die nun gut, älteren Herren, zeigen, wie man relaxed ohne große Poser Attitüde den Saal zum Beben bringt. Das Drängelgitter wird für die Zuschauer zum Rhythmus Instrument, der Bär im niedlichen Overall steppt über die Bühne dass sich die Balken biegen, und auch hier erleuchtet das Highlight des Festivals Sean Wheeler den Dachboden des „Huset“. Die DRYHEAT-Performance haut hier die Temperament-gemäßigten Dänen buchstäblich aus den Socken.
Der Schutzpatron aller Seeleute erkennt dank Backenbart sofort, dass hier ein echter Prediger und Publikumsmagnet am Start ist. Die Wüste lebt, sand in my blood ! Ich muss unbedingt noch fragen, ob Sean diese Szene aus Arizona Dream kennt, bei der „The Living Doll“ in der Talentsucheshow als Beste abschneidet. 
Kein Fotocontent von The Machine. Die legendäre Band aus den Niederlanden räumt erwartungsgemäß psychedelisch ab und unten im Wintergarten wird ein Sofa frei. Hier sitzen dann zur Erholung Sandra, Sean und ich, strecken die müden Füße von uns und lauschen Mr. Wheelers Geschichten, wie er einst Iggy Pop auf der Straße beim Skateboarden traf. Ach, herrlich.
Dann auf zum letzten Gefecht: Greenleaf. Schon oft gesehen, aber noch nie so Nahe an ihrem Heimatland Schweden. Dafür trumpfen sie hier besonders hart auf, technische Problemchen werden professionell mit Humor genommen, das grüne Leuchtmittel von Peter Petersens Lightshow passt wie Gras auf Wiese. Und über eben diese verabschiede ich mich auf dem Weg zum nahegelegenen Hotel, in dem mich im Flur ein Mann mit dem Kopf in der Decke auf einer Leiter erwartet. Wasserschaden in Etage 4. Na, gute Nacht, morgen liegen 900 km Rückreise vor mir. Aber es war wunderbar, ich habe mich keine Sekunde gelangweilt, herzlichen Dank für die Akkreditierung an Bo, vielen Dank allen Menschen mit denen ich quatschen konnte. Knus! Sandra – eine dicke Umarmung fürs: an meiner Seite sein! (kirsten)
Alle Fotos zum Festival zu finden auf: Kirstenrockt
Filed under: Konzertphotos, Live Reviews, Esbjerg Fuzztival : Dänemark 26.5. -28.5.23



