(vo) Fast pünktlich zu Beginn des zweiten Tages auf dem Sportplatz des TSU Nikolsdorf braute sich ordentlich was zusammen: auf der Bühne brauten „Opium Masala“ ein brodelndes Musikgemisch für uns zusammen und auch der Wettergott da oben ließ sich nicht lumpen: er drehte völlig am Rad und öffnete dem Nass alle Ausgänge…war dann aber gnädig mit uns und sorgte nach einer halben Stunde wieder für himmlischen Beistand, dem Feiervolk und der Band zu Ehren. Das Grazer Rockduo ließ sich auch durch die Wetterkapriole nicht aus dem Schwung bringen und sorgte für frischen Wind auf dem Gelände, ein heißer Auftakt bei nun trocknendem Wetter, das dann aber mit heftiger Schwüle um sich schmiß, aber egal, wir waren durch die beiden Jungs auf der Bühne gut heißgemangelt!
Das englische Trio „Margarita Witch Cult“ drosch danach aber sowas von ordentlich los…..ich würde ihre Vorgehensweise als ProtoRetro MetalRock ankündigen, jedenfalls rissen die drei Birminghamer das Volk und mich wunderbar mit: da wurde geschrotet, geschruppt, gerockt wie die Sau, gepost, die Haare flogen um die Wette, vor der Bühne wurde gepogt und die Nackenbremsen etlicher Freaks lösten sich…..MWC machten auch nicht lange rum sondern setzten auf kurze und knackige Songs, die Stahlstädter räumten gut auf, das war ein großer Spaß für alle.

Earthbong: die Kieler Jungs hab ich vor einigen Wochen noch in der Niehler Freiheit in Köln erlebt und war auch nach diesem Konzert der Meinung das dem Bandnamen hinter dem o noch ein i fehlt: denn du kriegst von ihrer Musik dermaßen was auf und hinter die Glocke das es dort oben nur noch boing macht. Ihr Doom-Metal rammte so manchem Feiernden vor der Bühne den Nacken aus der Fasson. Ist zwar überhaupt nicht meine Musik aber trotzdem war ich fasziniert alleine von der Wucht die da von der Bühne tobte. Jedenfalls gaben die Growlröhre Mersel, der auch den Bass malträtierte und Tommy, bei dem ich ständig dachte „der haut das ganze Schlagzeugensemble in den Untergrund des Sportplatzes“ und natürlich Claas, der die langen Kompositionen mit seinen Gitarrendröhnungen geradeaus hielt alles: Boing! 

Krautrock aus Japan und das auf allerhöchstem Can, Neu!, Amon Düül und Kraftwerk u.a. Niveau: das sind Minami Deutsch, die nach dem Doomgewitter mit ihrem stoischen, repetitiven Soundgemälden für eine für mich bei diesem doch jüngeren Publikum fast unglaubliche Raserei sorgten. Da war ´ne Menge los vor und auf der Bühne: das Quartett aus Tokio, das im nächsten Jahr das 10jährige begeht, begeisterte ungemein. In ihre Musik kannst du dich auch mit der Zeit sowas von verlieren das du nicht mehr auf dieser Welt weilst und zum Schlußgong hin sorgten sie noch für das völlige, kollektive ausrasten des Volks vor ihnen. Und es war sogar noch Zeit für eine Zugabe die dann wirklich und wahrhaftig sowas von abgefeiert wurde…..das war ein Weltklasse Auftritt.


Mit wehenden Haaren ging es nach einer wie immer reichlich bemessenen Umbaupause (die insgesamt gesehen immer reichlich Zeit ließen für Tätigkeiten wie Essen und Trinken und Fabulieren) mit einer brutalstmöglichen Samstagabendunterhaltung weiter: Nekrodeus aus Graz krawallten uns mit ihrer Zusammenfügung aus Death- und Blackmetal, Hardcore und Sludge dermaßen in die Dunkelheit……das ist ja, wie auch Earthbong, überhaupt nicht meine Musik aber nichtsdestotrotz faszinierte mich dieser ungestüme Krach, diese Brachialität, auch weil die vier Jungs wirklich und wahrhaftig alles verausgabten was sie hatten…..und auch die Mondsichel schaute sich das Ganze von der Seite an.

Endspurt mit Rotor: Mit dem Kracher „Vollast“, der sich auf dem 2015 erschienene Album „5“ befindet, startete das Trio als vorletzte Band und in nullkommanix kochte die Stimmung hoch: das ist aber auch ein Brett…… Und ich kann immer wieder nur betonen: Rotor ist Rotor ist Rotor. Unkonventionell, Breaks, Rhythmus- und Taktwechsel im Takt, und eine instrumentale Macht in der Szene. Weitere Highlights für mich „Auf´s Maul“ und „Costa Verde“. Nach dem ich ihren „Druckverband“ anlegte wurde es Zeit für die Heimfahrt nach Wuppertal. Deshalb ließ ich auch die letzte Band der Nacht aus…..sorry Wyatt E.
Das war´s. Vollgetankt mit Eindrücken noch und nöcher, betankt mit großartiger Musik in Hülle und Fülle, berauscht und trunken vom Erlebten machte ich mich mit dem halbvoll getankten Twingo um Mitternacht auf den Weg nach Wuppertal: erstmal ca. 150 Minuten durch die Berge (was für ein Fahrspaß) bis nach Kufstein, dort noch mal voll getankt (Super 1,58€) und dann über die Autobahnen 93, 8, 99, 9, 3 und 46 und gegen 10:30, ziemlich geschafft, stand ich vor der Haustür, holldrio!
Ein ganz großer Dank gebührt Mario für den Sound und Denny für das Bühnenlicht: ihr habt für einen großartigen Eindruck hörtechnischer und visueller Art gesorgt, natürlich an beiden Tagen. Und natürlch dem Stagepersonal das sich mit schwerem und leichtem Equipment abschleppte, meine Hochachtung! Dank an die Plattenhändler und Verzehrbonausteilerinnen. Dank an die feine Pausenmusikunterhaltung. Und noch ein Prost und ein dezentes Bäuerchen für die beiden Crews am Flüssigkeitsstand und den Kochern und Bratern und Essen verteilern. Und für das Lineup in so einer Güte und Abwechslung auch ein großer Dank an die Veranstalter, DANKE!
Filed under: Konzertphotos, Live Reviews, der Samstag, Earthbong, Margarita Witch Cult, Minami Deutsch, Nekrodeus, Opium Masala, Rotor, Stick&Stone Festival in Nikolsdorf/Österreich vom 21.07. - 22.07.23, Wyatt E.













