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SUPERLUMINAR – Realität vs. Wirklichkeit

(ju) Superluminar ist eine „Überlichtgeschwindigkeit […], die größer als die Naturkonstante Lichtgeschwindigkeit ist“, so Tante Wiki. Wer nun an Pferdegaloppheavymetal oder Ähnliches denkt, ist auf der falschen Fährte. Das deutsche Duo SUPERLUMINAR liefert auf seinem Erstlingswerk „Realität vs. Wirklichkeit“ extrem motivierenden Gute-Laune-Deutschpunkrock irgendwo zwischen den Ärzten und Muff Potter. Das Rad wird hier nicht neu erfunden, aber darum geht es Daniel Reinke und Joe Valdarno auch gar nicht.

„Realität vs. Wirklichkeit“ bietet vielmehr eingängige und einprägsame Lieder, die ihre Hörerschaft inhaltlich sowie emotional dort abholen, wo sie gerade sind. Treibende, vorwärtsgerichtete Beats, wohlplatzierte Powerchords und ein fluffiger Bass bilden den Klangteppich für Valdarnos klaren, heiter gefärbten Gesang. Mal etwas rotziger („Ich will kein Krieger sein“), mal eher powerpoppig („Ferngespräch“), mal ein bisschen nachdenklicher („Ebbe und Flut“) – aber stets positiv, optimistisch und Mut machend. Manche Songtexte würden sich wunderbar für ein Lehrbuch für persönliche Weiterentwicklung eignen, die Verse gar einen 365-seitigen Sprüchekalender füllen. „Alles in unseren Songs ist erlitten, nicht erlernt.“, so Sänger Joe Valdarno. Das nimmt man den beiden erfahrenen Musikern gerne ab. Alles klingt authentisch, nichts wirkt aufgesetzt oder aus Mangel an Kreativität an den Haaren herbeigezogen.

Für mich persönlich war das Album im Sommer (jaja, ich bin verdammt spät dran mit dieser Rezension…) mein persönlicher, verständnisvoller Motivations-Coach, hatte ich mich doch gerade in die volle Selbständigkeit gestürzt. Häufig fühlte ich mich durch die Zeilen persönlich angesprochen, als spräche beziehungsweise sänge mir Joe Valdarno aus der Seele. Die Botschaft ist deutlich: Man sollte öfters mal einen Mutausbruch haben! Es folgen ein paar Kostproben an lyrischen Arschtritten: 

Steh nicht rum, fang an / Sonst wird man unsichtbar / Und Träume niemals wahr / Jeder Tag ein Anfang / Ich brech aus, ich brech aus / Jeder Tag ist Neuland / Ich brech aus, ich brech aus / Wenn du es sagst und änderst nichts / Wem nutzt dann das Gejammer / Wenn alles bleibt wie immer? (aus: „Ich breche aus“)

Das ist kein echter Job – Sagen sie immer wieder / Wie willst du davon leben? – Fragen sie immer wieder / Dafür gibt es keine Rente – Jammern sie immer wieder / Du solltest nach was andrem streben – Ungefragter Rat, den sie dir geben / Wir können fliegen und sei es bis zum Mond / Wir können fliegen, obwohl es nicht geht / Wir können fliegen, weil wir es wolln / Weil die Angst unsere Flügel hebt / Sieh der Realität ins Auge / Du bist zu alt dafür / Denk an die Kinder und den Kredit / Nimm den Wind aus den Segeln / Leg im sicheren Hafen an / Bei sowas kommt auch niemand mit / Wir können fliegen…. (aus: „Wir können fliegen“) 

Der „Junge“ von den Ärzten ist also erwachsen geworden und noch immer den Stimmen von außen ausgeliefert. 

Die zwölf Tracks entstanden während der vereinsamenden Lockdown-Zeiten: Sämtliche Instrumente wurden im emsländischen Keller von Daniel Reinke eingespielt, der Gesang im Harzer Keller von Joe Valdarno. Wie in „Ferngespräch“ ist diese Distanz glücklicherweise nicht mehr zwingend notwendig und wir hoffen, dass Reinke und Valdarno ihre Worte ernst nehmen („Komm leg auf und mach dich auf den Weg / Lass uns reden und gestalten / Face to face“) und zukünftig vielleicht sogar noch weitere Musiker:innen mit ins Boot holen, um auch live ihren Optimismus ins gut gelaunte Publikum zu pfeffern. 

(judith)

Label: Superluminar Music

VÖ: 01.08.2023

Dauer: 43:29 

Trackliste: 

  1. Ich will kein Krieger sein
  2. Arsch hoch Baby
  3. Ferngespräch
  4. Ich breche aus
  5. Wofür brennst du?
  6. Ebbe und Flut
  7. Mehr davon
  8. Guter Freund
  9. Wir können fliegen
  10. Was bleibt (only the good die young)
  11. Liebeslieder helfen nicht 
  12. DNA 

 

Filed under: Album Reviews, Alternative, Garage Rock, Indie, Punk, Rock, ,

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