rockblog.bluesspot

musikalisches schreibkollektiv

Kon Sameti – The Traveller

(as) Für diejenigen, die den ersten und zweiten Schwung der Krautrock-Bewegung in den späten 1960ern und frühen 1970ern miterlebt haben, war die 2014er Wiedervereinigung der 1970 gegründeten und zunächst arg kurzlebigen Kon Sameti eine kleine Sensation. Nun ist nach ausgesuchten Konzerten ein zweites Studioalbum der Band erschienen, das zwischen 2017 und 2022 entstandenes Material enthält. Man darf also davon ausgehen, dass es mit der durch die Shows gesammelten Energie eingefädelt wurde, und hört es schließlich auch, sobald man „The Traveller“ rotieren lässt.

Ein großes Plus gegenüber vielen mehr oder weniger fragwürdigen Reunions alter Hasen besteht bei Kon Sameti (ähnlich übrigens wie bei den Veteranen Kraan) darin, dass sie gar nicht erst versuchen, wie früher zu klingen. Gitarrist Harris Johns hat als wegbereitender Metal-Produzent (Helloween, Kreator und viele mehr) vermutlich gar kein Interesse an mit dem Schlagwort „Vintage“ beschönigten Soundmatsch, aber in jedem Fall ist allein schon die Produktion der Platte großartig. Die Songs klingen einerseits sehr live und „jammig“, beruhen aber andererseits spürbar auf klaren Ideen, die zudem richtig gut sind.

Beste Voraussetzungen also für eine recht scheuklappenfreie Hardrock-Sause in genau 50 Minuten. Kon Sameti hypnotisieren zunächst mit dem indirekten Hit „Apache Chant“, dessen namensgebende Indianergesänge (politisch korrekt „Gesänge im Geiste indigener nordamerikanischer Stämme) nicht mehr so schnell aus dem Ohr gehen. „I Was Thinking of You“ (Jimi Hendrix lässt schwer grüßen) schlägt hingegen zusammen mit dem etwas unauffälligen und dafür zu langen „Miss You Misses Mississippi“ in die Heavy-Blues-Kerbe, die lyrischen (Beinahe)-Instrumentalstücke „The Spirit of the Mountain“ und „Ziggy“ zeichnen sich wiederum durch eingängige Melodik und Rhythmik aus.

Das musikalische und inhaltliche Konzept, das sich in weiten Teilen um die Ureinwohner des Gebietes der USA und von Kanada rankt, kommt dann in dem mitreißenden Navajo-Traditional „Haeadshe Goshe“ zum Tragen. Es ist gemeinsam mit dem virtuos verspielten, fast 14-minütigen Titelstück, dessen Ursprünge im Schlüsseljahr (in vielfacher Hinsicht) 1968 liegen, der Höhepunkt von „The Traveller“. Einschließlich des improvisatorisch geprägten „Four the Magic Number“ (erstmals 1979 auf Johns’ LP „Four“ erschienen) ist das Album ein ganz klassisches mit einem langen Spannungsbogen, von dessen neun Tracks man im Grunde keinen außer Acht lassen sollte, um seine volle Wirkung zu erleben.

Wer Setzkasten-Kompositionen und glatte Hooks sucht, ist bei Kon Sameti an der falschen Adresse. Die modern druckvolle und differenzierte Produktion ergibt zusammen mit dem eigenwilligen Songwriting und einer dementsprechenden Gesangsperformance eine pfiffige Mischung – dank des vertraut anmutenden, übersichtlichen Soundambientes fällt es umso leichter, sich auf die im Sinne des Covers fürwahr bunte Musik der Gruppe einzulassen

VÖ: erschienen

https://www.facebook.com/kon.sameti

Andreas Schiffmann

Filed under: Album Reviews, Bluesrock, Classic Rock, Heavy Rock, Krautrock,

Archiv

international – choose your language

Gavial - Broken von ihrem neuen Album "Thanks, I Hate It", das am 23.01.26 erscheint

Dezember 2023
M D M D F S S
 123
45678910
11121314151617
18192021222324
25262728293031

Gib deine E-Mail-Adresse ein, um diesem Blog zu folgen und per E-Mail Benachrichtigungen über neue Beiträge zu erhalten. Informationen zum Umgang mit Deinen Daten findest Du in der Datenschutzerklärung.

Diese Artikel werden gerade gelesen:

Festivals, Konzerte, Tourneen + Veranstaltungen
Dream Theater - Quarantième: Live à Paris
Desertfest Berlin 2025 Columbiahalle und Columbiatheater - 23.05. bis 25.05.25
Crazy Chris Cramer - "...unterwegs"