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Bahboon – Thunder Ape

(js) Es ist immer immens wichtig, eine Rezension langsam aufzubauen, um diese dann gewaltig zu finalisieren. Also starte ich mal vorsichtig so: “This release takes no prisoners. Straight up heavy stoner rock. This one will rattle your bones, pick you up and shake the shit outta you.”

Wenn man nicht wüsste, dass „Bahboon“ aus Japan stammen, man würde es beim Durchhören ihres Outputs wohl eher nicht vermuten. Steht dieses Land doch eher Pate für exzellenten Kraut-, Psych- oder auch Space-Rock. Aber mal unter uns Pastorentöchtern: wie immens notwendig war es, dass aus dem Land der aufgehenden Sonne endlich mal mit einem großartigen Stoner-Album ordentlich Ärsche getreten werden? Und zwar bis zum Sonnenuntergang. So nämlich.

„Bahboons“ „Thunder Ape“ ist nichts weniger, als eine Veröffentlichung außergewöhnlichen Ausmaßes. Die Songs entstanden bereits Ende letzten Jahres und wurden von Bandseite via „bandcamp“ sogar anfangs als kostenlose Download-Option angeboten und haben nun aber endlich den wohlverdienten Ruhm als Vinylveröffentlichung einheimsen dürfen (Links unten).

Zur Feier des zehnjährigen Bandjubiläums wird mit dieser LP eine sofortige und ganz druckvolle wie wunderbare Verbindung zwischen Hörer und Musik geschaffen. Wir erleben während des Durchlaufs den Donnerhall durchdringender Riffs und die Explosion wirbelnder Grooves. Zerbrochene Raumschiffe treiben währenddessen durch den Weltraum, Affen entwickeln sich zu musikalischen Granden. Des Homo heidelbergensis Ohren fehlen ob des animalische Riffings die „KINDer“ im Ohr.

Anders ausgedrückt: Der erste Track „Rampage“ ist ein donnernder, bluesiger Stampfer, der sofort klarstellt, wie absolut erstaunlich „Thunder Ape“ in jeder Hinsicht ist: von der Musikalität über die Komposition bis hin zur fetten Produktion. Ein Track, der allein den Preis des Albums wert ist. Der Titeltrack „Thunder Ape“‘ groovt im Anschluss mit einem faszinierenden Angriff auf die Sinne, der dem Namen alle Ehre macht: ein donnerndes Trommelgewitter, auf dem alles andere mit coolem, schlankem Stil surft und dabei nur allzu lässig die Menschen am Strand grüßt.

„Cosmic Drive“ lebt nur so vor Erfahrung, die den Reifeprozess von zehn Jahren als Band darlegt; mit seinen wirklich absolut kraftvollen Riffs ist der stoner-metallische Track nichts weniger als atemberaubend. Er strotzt nur so vor Kopfschüttelmomenten, bis er zu seinem orgastischen Finale anschwillt.

„Briefed“ hingegen lässt „Bahboon“ einen Schritt zurück zur Debütveröffentlichung „Good Night“ aus dem Jahr 2015 machen, auf der eine etwas längere und leicht differierende Version dieses Tracks als „BRIEFed“ vorhanden ist. Es hat anfangs einen leicht psychedelischen Unterton und wird zu einem absoluten Vergnügen, wenn die Jungs plötzlich und unerwartet einen köstlich tiefen Tauchgang in die Sphären des Dub unternehmen. Nur um final, als ein vollständig umfassendes Psych-Rock-Epos wieder aufzutauchen. Gänsehaut.

„Pillar Man in the Sun“ ist so verdammt cool, dass ebenjener „Pillar Man“ aus Eis bestehen könnte und dennoch mittenmang in der Wüste während einer Hitzewelle nicht ansatzweise schwitzen oder gar schmelzen würde. Dies – wie das gesamte Album – ist ein Sound, in dem man sich bei jedem Hören vollständig verliert, jedes Mal an einem anderen Ort. Ein leicht „Pink Floyd“-esques Vorgehen ist hier sicherlich nicht ganz von den Saiten zu weisen.

„Growler“ startet abschließend erdrückend in seiner riffigen Wucht, bevor er so mirnixdirnix in eine superentspannte, coole Stimmung übergeht, die jeden „Tarantino“-Streifen bereichern würde. Und mit der Zeit wieder die zielstrebige, keine Gefangene machende, Haltung aufbaut. Das Gitarrensolo surft dabei erneut über den Klang, als schwebe es majestätisch auf dem Gipfel einer gewaltigen Welle. Nur hier streifen die immerzu grandiosen Vocals wie Haie durch das Wasser.

Aus Mangel an fürs Headbangen unverzichtbarem Haupthaar wünschte sich der Rezensent während der zahlreichen Durchläufe einen 69er Ford Capri herbei, dem mittels der herunter gekurbelten Fahrerscheibe einzig der linke Ellbogen zu entkommen versucht. Es rockt so arg!

Dieses Album ist eine sich stets bewegende und doch auch entspannte Reise, die sich mit meiner aktuellen Stimmung so prima verbunden hat und sie ungefragt mitnahm. Es kommt daher wie ein gemütlicher Spaziergang durch einen örtlichen Supermarkt auf der Suche nach Lebensmitteln und wird auf einmal zum faszinierendsten Unterfangen, das unser Planet zu bieten hat. Menschen an den Kassen zeigen Anzeichen von allerlei neu entdeckter Mystik und der Fehlbon ist plötzlich an der Kasse, an der du nicht anstehst.

„Thunder Ape“ ist nicht nur ein äußerst kultiviertes Album, reich an vielerlei Genres, sondern in meinen Ohren auch ein Album, das jeden, der es hört, umhauen könnte; denn ohne Zweifel werdet auch ihr euch fragen, wie es euch gelungen ist, diese hochversierte, großartige, zehn Jahre bestehende Band bisher nicht entdeckt zu haben.

Dieses Album lege ich somit jedem Stoner-Interessenten anheim. Holt euch dieses grandiose Album für eine Handvoll Yen und macht die Jungs reich. Oder sexy. Oder meinetwegen auch beides.

1 Rampage 4:26
2 Thunder Ape 3:32
3 Cosmic Drive 6:19
4 Briefed 7:01
5 Pillar Man in the Sun 5:57
6 Growler 8:04

https://www.youtube.com/watch?v=Qux2YQiVyMo
https://www.youtube.com/watch?v=schRbRwlQFw
https://bahboon.bandcamp.com/
https://www.facebook.com/bahboon.uk
https://interstellarsmokerecords.bigcartel.com/product/bahboon-thunder-ape-isr-vinyl-edition

Filed under: Album Reviews, Bluesrock, Psychedelic, Rock, Stoner,

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