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Epic swell im VORTEX Surfer Musikclub in Siegen am 16.08.2024

(jul-text,  ju-photos, vo-handyphotos) Im Vortex Surfer Musikclub in Siegen branden die Soundwaves am Abend des 16. August perfekt an.

Im Line-up stehen The Cosmic Dead aus Schottland, Iron Jinn aus den Niederlanden und Green Lung aus England.

The Cosmic Dead läuten die Session ein und bringen den Vortex Surfer Musikclub richtig ins Rollen. Ihren Ruf als Schottlands lauteste psychedelische Rockband wollen sie mit zwei wahren Wellenbrechern bestätigen.

Zuerst wird „Navigator“ vom neunten, erst im April dieses Jahres erschienenen, Album „Infinite Peaks“ (Heavy Psych Records) in sehr freier Interpretation dargeboten.

Vom RBBS stehen heute Judith und Volker, bewaffnet mit Objektiven und Handy, und meine Wenigkeit, bis zum Knie im Shorebreak und beobachten das Set: Luigi Pasquini schiebt mit seinen verrückten, italienischen Synth-Sounds eine Welle aus Space Rock voran, während Calum Calderwood mit seinen himmelstürmenden Fiddle-Solos gefühlt immer kurz vor dem Wipeout herumturnt. Das treibende Rhythmus-Duo, Tommy Duffin und Omar Aborida, flankieren das Manöver allerdings wie ein perfekter Break und am Ende reiten sie das Ding komplett ab!

The Cosmic Dead wissen genau, wie man die Crowd auf eine Reise schickt. Ohne Atempause geht es weiter mit ihrem Stück „Crater Creator“ vom Split Album mit Giöbia aus Italien, die wir zuletzt auf dem Freak Valley X-Mas Fest im Vortex getroffen haben. Nochmal knapp zwanzig Minuten irre, anschwellende, psychedelische Achterbahn mit akrobatischen Einlagen von Calum.

Danke, wir sind warm getanzt und machen eine kurze Pause im Außenbereich des Vortex.

Als nächstes treten die Niederländer an und der RBBS bezieht wieder seinen Posten in der Frontrow: Iron Jinns Stil ist schwer in Worte zu fassen – er ist eine wilder Ritt durch eine psychedelische, progressive Barrel aus Rockmusik, verdichtet zu einem frenetischen Sound, der dich mit offenem Mund dastehen lässt. Auf jeden Fall haben wir es hier eher mit choppy conditions als mit steady swell zu tun. Beware of Surfers! Die beiden Gitarristen und Sänger, Oeds Beydals und Wout Kemkens, spielen sich die Riffs und Vocals wie im Rausch zu, als ob sie sich in einem wahnsinnigen Dialog befänden, während der Rest der Band eine Wand aus Klang errichtet, die unüberwindbar scheint. Gnarly! Zu Bob Hogenelst an den Drums und Gerben Bielderman am Bass, gesellt sich heute noch Jarno van Es am Keyboard. Und so surreal, verzerrt, und doch auf eine seltsame Art und Weise zusammenhängend wie ihre Musik, bietet sich auch das Bühnenbild dar. Vor lauter Kabeln und Pedalboards kann das Quintett sich kaum noch bewegen. So reißt Gerben mit seinem Bass zwischendurch eine Kabelführung von der Decke – was soll’s? Vor der Bühne geht die Action umso mehr ab!

Das Debütalbum „Iron Jinn“ (Stickman Records/2023) verkauft sich deshalb anschließend am Merch auch wie warme Semmeln, ebenso das „Live at Roadburn“ Album, aus dem Iron Jinn uns heute „Soft Healers“, „Blood Moon Horizon“, „Winding World“ und „Truth Is Your Dagger“ präsentierten.

Die nächste Pause gestaltet sich etwas ausgedehnter und ich stehe noch draussen, als drinnen das Getöse von Green Lung losgeht. Wo kommen denn plötzlich die ganzen Leute her? Verzweifelt kämpfe ich mich in die Frontrow durch, wo Judith und Volker schon wie wild fotografieren.

Zum Fotografieren im Vortex Surferclub muss mal eins gesagt werden: Licht, viel davon, überwiegend rot und von hinter der Bühne ins Publikum – also Gegenlicht. Plus Nebel, viel davon – also Waschküche. Des Bandfotografen blanker Albtraum!

Zurück zu Green Lung, den Headlinern des Abends. Schon beim ersten Song, der mit einem donnernden Riff beginnt, wird klar, sie sind gekommen, um zu erobern. Das ist die Monsterwelle! Die Gitarren donnern durch den Raum, und die Stimme von Tom Templar hallt wie ein Ruf aus einer längst vergangenen Zeit. Das Publikum, scheinbar viel mehr eingefleischte Fans als neugierige Neulinge, wogt gebannt mit. Es ist, als würde eine uralte Macht über das Vortex schweben, die jeden Einzelnen im Raum ergreift und nicht mehr loslässt. Green Lung Shirts so weit das Auge reicht und es wird fleißig mitgesungen.

Volker, der alte Fuchs, hat vorsorglich die Setlist schon vor dem Gig abfotografiert:

Ich platziere mich die meiste Zeit unmittelbar vor Joseph Ghast (Bass) und erkenne irgendwo dahinter, im Nebel, Matt Wiseman an den Drums. In meiner Ecke wumst es also gewaltig! Aber ich komme da auch nicht wirklich weg, denn die ersten fünf Reihen stehen kompakt wie sonst selten im Vortex. Die Crowd weicht nur, als Tom Templar während „The Harrowing“ von der Bühne herab, mitten ins Moor steigt und die Menge beschwört: „Come up to the hill for The Harrowing. In the middle of the moor. Come up to the hill for The Harrowing. For the night is coming down.“ Seine Show sitzt perfekt, ebenso wie die mittlerweile klatschnassen Jeans. Mit Toms Stimme habe ich bisher immer ein bisschen gehadert – seine Fans mögen es mir nachsehen – aber heute Abend ist er in Bestform. Stimmlich deutlich wärmer, gefälliger, aber auch prägnanter und weniger kehlig-krächzend als auf der Konserve. Und so lausche auch ich gebannt seiner Beschwörung, bis John Wrights flirrendes Keyboard und Scott Blacks dröhnende Gitarre einsetzen. Green Lung verstehen es meisterhaft, die alten Mythen und Legenden Großbritanniens in ihre Musik einfließen zu lassen und sie so in eine moderne Klanglandschaft zu übertragen. Sie surfen die Monster „New Wave of British Heavy Metal“ perfekt ab – 10 von 10 Punkten!

Der Vortex Surfer Musikclub selbst war, wie immer, der perfekte Ort für ein solches Ereignis. Klein und intim genug, damit die Fans den Bands so nahe wie möglich kommen können und man fast das Gefühl hat, Teil der Performance zu sein. Groß genug, um auch namhafte Bands nach Siegen zu holen. Es ist dieser spezielle Vibe, den nur der Vortex Surfer Musikclub bietet – eine Mischung aus Underground-Charme, erstklassigem Sound und einer Community von Musikliebhabern, die einen Abend wie diesen zu etwas ganz Besonderem macht…..(text-Jules, photos-judith, volker)

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Gavial - Broken von ihrem neuen Album "Thanks, I Hate It", das am 23.01.26 erscheint

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