(jul) Kosmodome, das progressive Duo aus Norwegen, kehrt mit „Ad Undas“ zurück und baut damit auf dem Erfolg ihres selbstbetitelten Debüts auf. Bereits 2021 zeigten die beiden Klangkünstler aus Bergen, dass sie sich nicht in Genre-Schubladen zwängen lassen wollen, und genau diesen Ansatz verfeinern sie auf ihrem zweiten Album noch weiter.
Ich bin selten um Worte verlegen, aber die Brüder Sturle und Severin Sandvik eröffnen mit „Ad Undas“ ein Musikaliversum, das mich wie der Anblick der atemberaubenden Fjorde und schroffen Felswände Norwegens mit offenem Mund staunen lässt. Die Details dieses Albums zu erfassen, braucht zwei bis drei sehr wache und aufmerksame Runden. „Ad Undas“ ist definitiv nichts für den entspannten Sonntagsbrunch.
Die Band zeigt auf beeindruckende Weise, wie sie ihren Psych-Prog-Rock Sound mit experimentellen Einflüssen aus Jazz und Blues und einem bewussten Spiel mit Atmosphären vereint. Die beiden Brüder, die live von Bassist Ole Andreas Jensen und Gitarrist Erlend Nord unterstützt werden, zeigen sich dabei hörbar gereift und selbstbewusst.
Der Sound ist brillant und erlaubt einem, sich die kaleidoskopischen Genre-Spielereien Stück für Stück zu erarbeiten.
Textlich taucht „Ad Undas“ tief in persönliche und gesellschaftliche Themen ein, darunter Selbstzweifel, die Erwartungen der Gesellschaft und der Druck des modernen Lebens. Der Albumtitel, der aus dem Norwegischen kommt und sinngemäß „alles geht den Bach runter“ bedeutet, ist ein passender Ausdruck für die melancholische, aber gleichzeitig energische und aufrüttelnde Stimmung des Albums. Musikalisch bedeutet dies für die Hörer eine vielschichtige Erfahrung, die den Geist genauso fordert wie das Trommelfell. Sturle und Severin haben hier nicht nur ein weiteres Prog-Album abgeliefert, sondern eine Erzählung in musikalischer Form, die die Unwägbarkeiten des Lebens durch anspruchsvolle Riffs und komplexe Klanglandschaften greifbar macht.
Bereits der Eröffnungstrack „Neophobia“ zeigt mit seinem funkigen Einschlag, dass hier mit Schubladen und Erwartungen des Hörers gebrochen werden soll. Solltest Du unter der Angst vor Neuem leiden, bitte jetzt aussteigen!
Eine Track-Analyse würde zu viel spoilern, denn das Album ist eine echte Überraschung, deshalb möchte ich den Bogen direkt zum letzten Song „Fatique“ spannen, der einen fast schon rituellen Schlusspunkt setzt: „I’ve pushed myself too far…“ Die Klangvielfalt, die plötzlichen Tempiwechsel und überraschenden Dissonanzen, die sich durch alle sechs Titel des Albums ziehen, lassen den Hörer am Ende erschöpft und randvoll mit neuen Eindrücken zurück.
Fazit
Fans von Bands wie Elder, Rotor oder Colour Haze werden hier auf ihre Kosten kommen, aber auch Hörer, die auf der Suche nach etwas Neuem und Experimentellem sind, sollten „Ad Undas“ eine Chance geben. Das Album ist wie eine Reise durch die raue, ungezähmte Landschaft Norwegens – von den stürmischen Küsten bis zu den stillen, tiefen Fjorden. Kosmodome haben ein Werk geschaffen, das die Kraft und Unberechenbarkeit der Natur in musikalische Form gießt. Die fuzzgetränkten Riffs und die dichte Instrumentierung prallen mit der Wucht der norwegischen Felslandschaft auf den Hörer ein, während die melodischen Momente wie Sonnenstrahlen durch dichte Wolken brechen.
VÖ: 11.10.2024
Label: Stickman Records
Spieldauer: 40:52
Tracklist:
01. Neophobia
02. Hyperion
03. Obsternasig
04. Dystopia
05. Turmoil
06. Fatique
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https://kosmodome.bandcamp.com
Kosmodome is:
Sturle Sandvik – guitar/vocals
Severin Sandvik – drums/vocals
Ole Andreas Jensen – bass
Erlend Nord – guitar
Filed under: Album Reviews, Fuzz, Prog, Psychedelic, Space, Stoner, Kosmodome – Ad Undas, Stickman Records




