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Keep It Low Festival #10 | Backstage München | Freitag 11. Oktober 2024

(Daniel, Lucas und Jens M.) Schon Tage vorher ist die Vorfreude auf das KiL mit hochkarätigstem Line-Up bei uns sehr groß. Die Location, das Kulturzentrum Backstage nahe am Münchner Hauptbahnhof, ist ziemlich verwinkelt und es fällt am Anfang schwer, sich zu orientieren und die jeweiligen Konzerte, welche in drei verschiedenen Räumlichkeiten (Werk, Halle und Club) stattfinden, jeweils pünktlich zu betreten. Dass die Konzerte auf drei verschiedenen Bühnen stattfinden, führt leider zu vielen Überschneidungen, sodass man das ein oder andere Konzert früher verlassen muss oder zu manchen Auftritten zu spät erscheint. Das ist sehr schade, aber bei der Organisation von etwa dreißig Kapellen verteilt auf nur zwei Tage auch unvermeidbar.

Zum Glück hat sich das Orientierungsproblem ziemlich schnell verflüchtigt und wir finden neben den Bühnen ruhige Ecken zum Verweilen, leckeres Essen zwischen Pommes, Burgern und Spätzle (es fehlte nur etwas für die Süßschnäbel unter uns) und einen Haufen netter Menschen.

Die Münchner Lokalhelden Grand Massive (Alexander: voc, Peter: git., Jochen: bass, Raphael: drums) eröffnen am Freitag pünktlich um 18 Uhr das Festival und bringen die anwesenden Keeper mit ihrem Stoner und Doom Metal richtig in Fahrt. Raphael prügelt auf seinen Drums sehr präzise Metalrhythmen, die jede:n im Publikum zum mitbangen zwingen, während Peter an der Gitarre alles von schrammeligen Akkorden, über melodiöse Zwischenspiele und quietschenden Soli, in teils atemberaubendem Tempo bereithält. Alles im allem ein perfekt gewählter Opener für das Festival.

Als zweiter Act stehen die Chicagoer Jungs von REZN (Rob: voc., Phil: bass, Patrick: drums, Spencer: synth, sax.) auf der Bühne und liefern rifflastige Sounds zwischen progressivem und psychedelischem Metal mit doomigen Ausbrüchen, dass die Ohren nur so wackeln. Die Songs des aktuellen Werks „Burden“ kommen mit einer etwas düstereren Stimmung daher als die Nummern der vorangegangenen Alben. Schwere Bass Lines und kräftige Drums werden von Spencer mit eher zurückhaltenden Synthiteppichen ergänzt und in verschiedene Stimmungslagen gelenkt. Wir hoffen, die Jungs in Zukunft noch häufiger auf Festivals sehen zu dürfen.

Dirty Sound Magnet mit Stavros (Gitarre, Gesang), Marco (Bass, Backing Vocals) und Maxime (Schlagzeug, Backing Vocals) sind die Überraschungsband aus der Schweiz, die den Club in kurzer Zeit auf Hochtouren bringen.

Im Nachhinein liefern jedoch die Wiener:innen Speck (Lisa: bass, Marcel: git., Patrick: drums) aus unser Perspektive das beste Konzert des Abends ab. Mit ihrer Mischung aus Psychedelic, Space- und Krautrock schicken sie das Publikum auf eine unvergessliche Reise, die uns vergessen lässt, ob das Konzert zwei Minuten oder zwei Stunden gedauert hat. In diesem Jahr holen uns Speck das zweite bzw. dritte Mal mit einem perfekten Auftritt dermaßen ab, dass jedes Mal, wenn man denkt, das Stück sei zu Ende und man könne beherzt klatschen, pfeifen und lautstark jubeln, die drei musikalisch noch einen draufsetzen und ihre Songs bis zum Rande des Sonnensystems expandieren. Als Fazit bleibt nur zu sagen, dass wir und alle anderen Keeper hier richtig abgespeckt haben!

Während in der Halle noch der Speck gut abhing oder abging – je nachdem, von welcher Seite man das betrachtet, starteten im Werk bereits die italienischen Doom Metaller Messa ihren Gig. Das Quartett um Sängerin Sara B. lieferte ein dunkles und düsteres Set ab, welches von Sara’s engelsgleicher Stimme getragen wurde. Doch bis zum Schluss konnten wir diesen musikalischen Film Noir nicht verfolgen, denn in der Halle erwartetet uns bereits ein sehr energiegeladenes Paket des Trios Valley of The Sun aus Cincinnati/ Ohio. Ihr sechstes Album „Quintessence“ erfreute sich in den letzten Wochen bereits reger Beliebtheit auf unseren Plattentellern. Und was soll man sagen, das Ganze konnte auch live überzeugen und die drei hatten ganz offensichtlich auch einen riesigen Spaß das Ganze live zu präsentieren. Leider verpassten wir wegen Überfüllung die weibliche Allstarband Lurch aus Wien, die währenddessen im Club ein außergewöhnliches Psychedelic Abenteuer zelebriert haben müssen.

Mit mittlerweile fünf Alben beehren auch Monolord (Thomas: voc., git., Mika: bass, Ebsen: drums) aus Schweden das KiL und liefern einen der besten Gigs ab, die wir bisher von ihnen miterleben durften. Mika holt aus seinem Bass die tiefsten Tiefen der Hölle auf die Bühne und drückt sie uns zusammen mit Ebsens brachialen Drums in den Magen. Spätestens als dann das unvermeidliche „Empress Rising“ läuft, haben Sie auch den letzten im Publikum in der Tasche. Monolord wie immer großartig!  

Schönen klassischen Metal blasen uns dann Scorpion Child aus Austin/ Texas um die Ohren, der aufgrund der außergewöhnlichen Spielfreude der Herren durchaus zu gefallen weiß, auch wenn der Sound etwas aus der Zeit gefallen wirkt.

Das Doom-Trio Daevar (Pardis: voc., bass, Caspar: git., Moritz: drums) aus Köln sind seit ihrem Debutalbum Delirious Rites (2023) auf so ziemlich jedem kleineren und größeren Festival zu Gast und beglücken das Publikum mit ihrem brachialen, meist trägen Stoner-Doom mit Grungeeinflüssen. So auch auf dem KiL, Pardis und Moritz legen mit wummerndem Bass und kraftvollen Drums die Basis für Caspars fetten Gitarrensound, der zwischen brummenden Akkorden und teils wahgeschwängerten Soli pendelt. Pardis‘ getragener Gesang rundet den atmosphärischen Lo-Fi Sound der Band ab.

Und dann endlich: Russian Circles aus Chicago! Was soll man noch schreiben über die amerikanischen Postrocker? Kein Wort vermag zu beschreiben, welche Energie diese drei Herren auf der Bühne entfesseln. Schon aus der Konserve ein Hochgenuss, entwickelt die Live-Performance einen Sog, dem sich niemand entziehen kann. Das ist wirklich großes, instrumentales Kino im akustischen Breitwandformat der keinen Gesang braucht!

Aber wir sind noch nicht ganz fertig. Für den Abschluss des ersten Tages halten Soundofliberation ein ganz besonderes Schmankerl aus Würzburg für uns bereit und nein, das ist kein prämierter Frankenwein sondern die Trash Metal Band Zerre. Also los geht’s… Ich muss zugeben, nachdem mich meine Mitschreiberin JuLes mit der klaren Anweisung „Zerre gucken!“ sehr effizient darauf hingewiesen hatte, beim Besuch des KIL diese auf keinen Fall zu verpassen, wusste ich noch nicht, was mich erwartete. Doch was Domi, Basti, Tim, Rocco und Nico dann ablieferten, war eine wirkliche Vollbedienung, die schönsten 80er Jahre Thrash absolut überzeugend in das Hier und jetzt transferiert. Und das wirklich ohne jedes überflüssige Gezerre! Sehr, sehr cool! Uns wer all die Helden der 80er verpasst hat, weil zu jung, zu alt oder Modern Talking Fan gewesen – hier sind deine zeitgenössischen Trash-Ikonen der Gegenwart! Ein grandioser Abschluss des ersten Tages. (Daniel, Lucas und Jens M.)

© Pics by radicaleyephotography und Daniel Flöper

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Gavial - Broken von ihrem neuen Album "Thanks, I Hate It", das am 23.01.26 erscheint

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