(as) Wir haben vor nicht allzu langer Zeit Acid Roosters zweites Studioalbum besprochen, nun flattert bereits der Nachfolger ins Haus – und wen wundert’s, dass sich das Trio nicht großartig weiterentwickelt hat? Auf „Hall of Mirrors“ fassen sich die Leipziger allerdings nicht ganz so kurz wie auf „Flowers & Dead Souls“ aus dem letzten Jahr, sondern kommen mit vier Tracks auf knapp 40 Minuten Spielzeit.
Dabei ist der Opener ‚Automat‘ noch normal lang und mit seiner hypnotischen Bassline so etwas wie der Hit des Albums, obwohl Sebastian Väths entfesselte Gitarrenperformance im Mittelpunkt steht. Ohne Witz, wer eine der geilsten Space-Rock-Nummern in jüngerer Zeit (oder überhaupt) hören will, sollte gleich hier ansetzen. Mit ‚Chandelier Arp‘ folgt dann das fast 15-minütige Herzstück der Platte.
Auch hier wird Monotonie methodisch als Stilmittel eingesetzt, wobei Väths zurückhaltendes Spiel und Maximilian Leichts Synthesizer einander umtänzeln. Das Klangbild verdichtet sich und bricht zwischenzeitlich wieder auf, ehe sich die Zerr-Gitarre gegen Ende durchsetzt und einen kurzen, lauten Schlusspunkt setzt. Was grundsätzlich an „Hall of Mirrors“ fasziniert, ist die trockene Leichtigkeit, mit der die Band ihre Kompositionen darbietet.
Schwulst und Melodramatik wirkt allein schon die Tatsache entgegen, dass niemand singt, doch auch der Verzicht auf plakativ eingängige Melodien oder Hooks trägt zur abstrakten Anmutung der Platte bei. Sie verkörpert den Idealfall von rein instrumentaler Musik, indem sie hinsichtlich ihrer emotionalen Qualität deutungsoffen bleibt. So gesehen entspricht ‚Confidence of Ignorance‘ (mit Gastgitarrist Jason Shaw) mit seinem orientalischen Flair ebenfalls einem Archetypen, der jeden Hörer anspricht, wiewohl man in selbst mit Bedeutungen „füllen“ muss.
Auch das entrückte ‚When Clouds Part‘ gibt keine Absichten seiner Schöpfer preis. Oberflächlich gehört lullt es ein, Musikerkollegen mögen sich am lässigen und dynamischen (vor allem im Fall von Drummer Steffen Schmidt) Zusammenspiel ergötzen, doch letztendlich dürfte die Freude am Klang und an der subjektiven Wahrnehmung komponierter Musik – hier wurden definitiv keine Improvisationen aufgenommen – Acid Roosters Hauptantrieb sein. Gleich wieder von vorne hören und dabei vielleicht eine andere Wirkung spüren…
Sebastian Väth – Gitarre
Maximilian Leicht – Bass, Keyboards, Flöte, Saxofon, Gitarre, Percussion
Steffen Schmidt – Drums, Vibrafon
VÖ: erschienen /Tonzonen Records
acidrooster.bandcamp.com
Automat
Chandelier Arp
Confidence of Ignorance
When Clouds Part
Andreas Schiffmann
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