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Arch Enemy – Blood Dynasty

(jul) Arch Enemy sind seit drei Jahrzehnten ein Inbegriff für kompromisslosen, hochmelodischen Death Metal. Mit „Blood Dynasty“ legen sie ihr mittlerweile 12. Studioalbum vor. Michael Amott, Mastermind der Band, formulierte es treffend: „Es gibt eine gewisse Vertrautheit in unserem Sound, aber wir müssen immer wieder ein paar Überraschungen einbauen, um es frisch zu halten.“
Wer sich gefragt hat, wie Arch Enemy nach all den Jahren noch neue Akzente setzen können, bekommt mit „Blood Dynasty“ eine klare Antwort: Hier geht es nicht um einen radikalen Bruch, sondern um eine geschickte Weiterentwicklung des bewährten Sounds. Das Album klingt wuchtiger, epischer und melodisch ausgefeilter als je zuvor – ohne die rohe Energie der frühen Jahre einzubüßen.
Produziert von Jens Bogren, der bereits mit Bands wie Opeth und Amon Amarth gearbeitet hat, besitzt das Album eine kristallklare, aber ungeschliffene Soundkulisse, die die brutale Energie der Band perfekt einfängt.
Ein musikalischer Blutrausch.
Bereits die beiden Vorab-Singles deuteten an, dass „Blood Dynasty“ eine Granate wird. Dream Stealer, ein brennendes Riff-Gewitter mit hymnischem Refrain, in dem Alissa White-Gluz mal wieder meisterhaft zeigt, warum sie zu den besten Extreme-Metal-Sängerinnen gehört – ihr Wechsel zwischen tiefen Growls und klaren, grollenden Screams ist schlicht nicht von dieser Welt.

Und dann der Titelsong Blood Dynasty. Er gehört zu den finstersten und gleichzeitig eindringlichsten Momenten des Albums. Hier vereinen sich knallharte Double-Bass-Attacken von Daniel Erlandsson mit einer düsteren, fast cineastischen Atmosphäre. Das melodische Hauptriff trägt dabei die Handschrift Amotts, während die Lead-Gitarre von Joey Conception filigrane Soli in den Sturm webt.
Ein echtes Highlight ist auch Illuminate The Path, das mit seinem hymnisch klaren Chorus Erinnerungen an Klassiker wie Nemesis oder We Will Rise wachruft.
Besonders bemerkenswert ist die fast progressive Struktur des Songs: Von wütenden Blastbeats über mehrstimmige Gitarrenharmonien bis hin zu einem epischen Finale – dieser Song zeigt Arch Enemy auf einem neuen künstlerischen Höhepunkt.

March of the Miscreants und A Million Suns sind Paradebeispiele für den modernen Arch-Enemy-Sound: Groove-getrieben, wuchtig und dennoch eingängig. Die Uptempo-Nummer Don’t Look Down überrascht mit einer angenehm melancholischen Melodieführung. Als fast schon cineastisches Zwischenspiel dient Presage, ein knapp einminütiger atmosphärischer Track, der direkt in den Titeltrack übergeht. Paper Tiger liefert ein gnadenloses Nackenbrecher-Riff, bevor mit Vivre Libre ein melodischer Höhepunkt erreicht
wird, der meinen Geschmack eher weniger trifft, aber Alissa White-Gluz‘ vokale Bandbreite machtvoll demonstriert. The Pendulum vereint die Stärken der Band
in komprimierter Form: Wuchtige Riffs, Ohrwurm-Melodien und eine perfekt ausbalancierte Mischung aus Aggression und Melancholie.
Den Abschluss bildet das bereits erwähnte Liars & Thieves – ein monumentaler, fast hymnischer Song, der das Album auf einem energiegeladenen Höhepunkt enden lässt. Die Deluxe-Version enthält mit Break the Spell und Moths noch zwei weitere Bonus-Tracks.

„Blood Dynasty“ führt die Linie fort, die Arch Enemy seit „War Eternal“ (2014) mit Alissa White-Gluz eingeschlagen haben: ein ausbalancierter Mix aus melodischer Eingängigkeit und gnadenloser Härte. Während „Will to Power“ (2017) eher experimentellere Töne anschlug und „Deceivers“ (2022) kompromissloser auf Aggression setzte, findet „Blood Dynasty“ eine goldene Mitte. Es ist direkter als sein Vorgänger, aber mit einem größeren melodischen Spannungsbogen als „War Eternal“.

In gewisser Weise erinnert das Album an die Hochphase mit Angela Gossow auf „Wages of Sin“ (2001) oder „Rise of the Tyrant“ (2007), jedoch mit einer moderneren, kraftvolleren Produktion und ausgefeilterem Songwriting.

Fazit: Keine neue Ära des Arch Enemy-Sounds, aber eine würdevolle Fortsetzung.

Mit „Blood Dynasty“ beweisen Arch Enemy eindrucksvoll, warum sie nach fast 30 Jahren noch immer an der Spitze des Melodic Death Metal stehen. Das Album
vereint alles, was die Band groß gemacht hat: Virtuose Gitarren, epische Melodien und eine gnadenlose Härte. Die Produktion ist druckvoll, aber nicht überproduziert, und Alissa White-Gluz liefert eine ihrer stärksten Gesangsleistungen ab.
Für langjährige Fans ist das Album eine würdige Fortsetzung der Bandgeschichte, für neue Hörer ein perfekter Einstieg in das Universum von Arch Enemy. Es bleibt spannend zu sehen, wie sie diese Energie in ihrer kommenden European Blood Dynasty Tour 2025 auf die Bühne bringen. Wer Arch Enemy liebt, wird dieses Album feiern – wer sie bislang nur am Rande verfolgt hat, sollte jetzt genauer hinhören.

VÖ: 28. März 2025 (Century Media Records / Sony Music)

Tracklist – Blood Dynasty (42:41)
01. Dream Stealer – 4:29
02. Illuminate the Path – 4:48
03. March of the Miscreants – 4:49
04. A Million Suns – 3:45
05. Don’t Look Down – 4:07
06. Presage – 0:47
07. Blood Dynasty – 3:51
08. Paper Tiger – 3:56
09. Vivre Libre – 4:07
10. The Pendulum – 3:42
11. Liars & Thieves – 4:20
Bonus Tracks (nur in Deluxe-Editionen enthalten)
12. Break the Spell – 4:29
13. Moths – 4:04

Line-Up:
Michael Amott – Guitars
Alissa White-Gluz – Vocals
Sharlee D’Angelo – Bass
Daniel Erlandsson – Drums
Joey Conception – Guitars

Filed under: Album Reviews, Metal, ,

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