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SOL Sonic Ride Cologne – 20 Jahre Sound Of Liberation Festival in Köln am 29.03.2025

(ju + jul + mi + pe + vo) 20 Jahre Sound Of Liberation: 20 Jahre Begeisterung, Empathie, Wegweiser in Sachen Doom, Heavy, Psychedelic, Sludge, Space und Stoner. 20 Jahre mit einem immer mehr an Qualität wachsenden Bandpool. 20 Jahre Ideen und Booking für Konzert- und Festivaltouren durch die halbe Welt. 20 Jahre Beschallung des Hörvolks auf Almen, in Clubs, Gasthöfen, Hallen, Sälen, auf Seen, Wiesen, in Wäldern und Werken mit feinster Musik. Entdeckung und Hilfe bei der Weiterentwicklung großartiger Bands. Und natürlich das Label und Merchandising: das muß natürlich gefeiert werden und wir als RockBlogBluesSpot, der wir SOL seit unserer Geburt im Oktober 2011 begleiten, feierten mit. Hier sind unsere eindrücklichen Momente der 11-stündigen musikalischen Vollbedienung…..

15:00 Uhr, Club Volta – Lucid Void: Auftakt mit Hirn und Hypnose

(volker) Um 15:00 Uhr Kölnischer Zeit betraten im Club Volta die Darmstädter Jungs Bela, Jakob, Max und Samba die Bretter, die für sie und uns die Welt bedeuten: Lucid Void is in town und eröffnet die 11-teilige Bandsymphonie des Festes mit „Flatlanders“ aus dem Fundus ihrer bisher erschienenen Perlen Saat und Lucid Void. Ein wunderbar heimeliger Ausflug in eine psychedelische Klangwelt sanfter Art, ein herrlicher Start! Eine treibende Laid Back Symphonie folgt auf dem Fuße mit der „Gala Ballada“ und der Club Volta ist auf Betriebstemperatur. Der Abflug „Himmelheber“ inmitten des Sets sorgt für weitere Schwerelosigkeit und „Dorian“ und „Galaxo“ vervollständigen den gelungenen Nachmittagseinstieg in die Welt der SOL Psychedelic.

15:40 Uhr, Carlswerk Victoria – High Desert Queen: Texanische Wüste trifft Kölner Beton

(volker) Auf dem Weg zum Lucid Gig streifte ich im Carlswerk kurz den Soundcheck von High Desert Queen, die ich im letzten Jahr einige Male bei ihrem beeindruckenden Tun beobachten konnte, durfte. Ryan am Mikro ist die Rampensau des Festivals für mich mit seinen Gesangsleistungen, tänzelnden Einlagen auf der Bühne, im Photograben und einpeitschen kann er auch. Die Gitarren- und Rhythmus Fraktion hinter und neben ihm sorgte für den zusätzlichen Zündstoff im Geviert: 12 Points from Wuppertal für das texanische Quartett beim SOL World Song Contest 2025!

16:10 Uhr, zurück im Club Volta – Kant: 

(mike) Schon mit ihrem Opener „The Great Serpent“ aus dem Album „Paranoia Pilgrimage“ läßt das junge Quartett aus Augsburg erahnen, wohin die Reise gehen soll. Tief inspiriert von den späten 60er und den 70er Jahren spielt die Band eine energiegeladene Mischung aus Heavy Psychedelic Rock. Rauhe Metal-Riffs driften ab in psychedelische Gitarrensoli, gebremst von sanften psychedelischen Passagen. Der Schlagzeuger treibt dynamisch nach vorne und wird von dabei von einer gut definierten Bassline unterstützt. Der eindringliche Gesang rundet das ganze ab und verleiht dem Sound der Band noch mehr Vintagecharakter. Was für eine mitreißende Performance. Um mich herum nehme ich nur wohlwollendes Kopfnicken zur Kenntnis. Die Musiker: Marius Seidel – Gitarre/Gesang, Elena Strähle – Bass, Bryan Möbel – Schlagzeug, Nicolas Jordan – Gitarre. Veröffentlichungen: When The Strangers Come To Town, released 2023, Paranoia Pilgrimage, released 2024 by SOL.

16:45 Uhr, Carlswerk Victoria – Greenleaf

(jules) Als ich ins Carlswerk komme, schwirren bereits „A Million Fireflies“ durch die kochende Halle. Der skandinavische Dampfhammer kreist mit ordentlich Wucht.

Die Schweden liefern ein Set ab, das irgendwo zwischen Groove-Orgie und Southern-Vibe-Sprint pendelt. Fette Riffs, rock’n’rollige Hooks und ein Sänger, der mit einer Mischung aus Soul und Dreck in der Stimme den ganzen Raum einnimmt – einnehmen könnte… es ist immer so eine Sache bei Arvid Hällagård, mal bringt er stimmlich die Luft zum vibrieren und mal wirkt er abgekämpft und energetisch am Anschlag. Da der Bass in der Halle des Carlswerk die Klangwelt komplett überdröhnte, hatte Arvid es wirklich schwer. Die Stimmung war trotzdem elektrisiert und der SOL Sonic Ride bereits im vollen Galopp. Hände in der Luft, Köpfe nicken, alles läuft.

17:35 Uhr, Club Volta – Earth Tongue: 

(mike)Den weiten Weg aus Wellington, NZ kommt die 2016 gegründete Band „Earth Tongue“, um Sound Of Liberation zum Geburtstag zu gratulieren. Mit dabei im Gepäck haben die beiden einen ordentlich von Fuzz durchzogenen Gitarrensound gepaart mit einem druckvollen Schlagzeug. Live fügt sich das ganze zu einer Mischung aus Garage und Psychedelic-Rock zusammen und geht ordentlich nach vorne. Manchmal braucht es nicht mehr als zwei Musiker, um das Publikum zum Tanzen zu bringen: Gussie Larkin – Gitarre/Gesang, Ezra Simons – Schlagzeug. Veröffentlichungen: Great Haunting, released 2024, Floating Being, released 2019, Portable Shrine, EP released 2016.

18:20 Uhr, Carlswerk Victoria – Colour Haze: Zeitreise durch den Stereoraum

(volker) Die Stoner Urgesteine der deutschen Szene verbreiten die schmirgelnden, raspelnden, staubigen, körnigen, räudigen und tiefergelegten Töne des Genres seit 1994 und Mitgründer, Mentor, Sänger und Gitarrist Stefan hat so viele Riffs, Licks und Saitenreisen in den 31 Jahren ins Leben gerufen….Davon präsentiert er heute Abend – zusammen mit Jan an den Tasten (immer wieder die feine Erweiterung des CM Soundspektrums), Manni am Schlagzeug (dem ich stundenlang zugucken könnte wie er das Schlagzeug voll analog streichelt, verprügelt, verdengelt, verdrischt, verbrachialt) und Mario am Bass, der den zusätzlichen Zunder unter die Kompositionen bringt – für eine knappe Stunde einige Essenzen ihres über die Jahre angesammelten Lied- und Soundguts und München (die Band stammt von dort) leuchtete in Köln……

Zwischenmahlzeit: Jens – Freak Valley Festival, Fred – Stoned From The Underground, Volker – RockBlogBluesSpot, Freak Valley Festival und Gastgeber Matte – Sound Of Liberation, My Sleeping Karma…..Photo von Seppi – MSK

19:55 Uhr, Carlswerk Victoria – My Sleeping Karma: Instrumentale Trance mit Tiefgang

(volker) Prithvi: Ohne den Hauch oder nur den Anschein einer Objektivität kurz meine eindrücklichen Erlebnisse mit Gänsehaut, Freudentränen, Oberkörperpeeling, Nackenmassagen, Ephedra. Was für ein empathischer, euphorischer, enthusiastischer, phänomenaler, wahnsinnig inniger Auftritt von Andre, Matte, Norman und Seppi, Punkt! Psilocybe. Es ist immer wieder erstaunlich wie die vier Jungs vom Publikum, und das zurecht, auf Händen getragen werden. Brahma! Und mein einziges, halbes Bier des Festes getrunken, das ich mir mit Anja, Mattes Freundin, am seitlichen Bühnenaufgang teilte. Tamas! Ich könnte jetzt noch ein 700 Seiten starkes Buch mit meinen Lobeshymnen über die Band schreiben, aber dieser Satz reicht für heute: Da war soviel gegenseitige Liebe im Carlswerk…..Hymn 72!

20:45 Uhr, Club Volta – Daevar: Doom mit Kölner Tiefgang

(jules) Ich wollte die Abschiedsszene von MSK im Carlswerk nicht verpassen, konnte mich aus der Stimmung kaum lösen, und als ich drüben im Club Volta ankomme, ist gefühlt ganz Köln schon da. Keine Chance mehr reinzukommen. Daevars Doom tropft bereits wie flüssiger Asphalt von der Decke und zieht das Publikum tief rein, direkt in ihr düster-melodisches Klanguniversum. So mache ich es mir mit einer Tasse tiefschwarzem Kaffee von der Bar direkt neben dem Eingang gemütlich und lausche besonders aufmerksam den Songs „FDSMD“ und „Siren Song“ vom neuen Album „Sub Rosa“. Doom-Grunge aus Köln in Köln: Heimspiel, Tor!

21:30 Uhr, Carlswerk Victoria – 1000mods: Griechenland on fire

(jules) Was 1000mods abziehen, ist nichts weniger als ein Riffgewitter. Und doch: Zwischen all dem Dampf steckt Struktur. 1000mods spielen tight, mit einem Gefühl für Dynamik und Pausen, das fast schon jazzig wirkt. Aber niemand denkt hier an Stilistik – alle sind einfach nur drin. In der Lautstärke, im Groove, im Moment. Die Griechen kommen mit maximaler Wucht und rollen ihr Stoner-Pfund wie ein Erdbeben durch die Halle. Der Groove ist fett, die Gitarren schwer, die Drums martialisch – und das Publikum feiert jeden Breakdown mit hochgereckten Fäusten. „Vidage“ lässt den Beton beben, während die Crowd jetzt komplett auf Temperatur ist. Ich kämpfe mich in die zweite Reihe durch, nur um dann zwei Songs später verängstigt den Rückzug anzutreten. Der Moshpit ist wild!

22:15 Uhr, Club Volta – Gnome: Riffwucht mit Augenzwinkern

(jules) Vom FOH im Carlswerk sprinte ich durch den Biergarten in die erste Reihe des Club Volta, auf dem Weg ein paar Bekannte umarmend, die ich zu dieser späten Stunde tatsächlich zum ersten Mal erspähe. Aber für einen Plausch fehlt die Zeit, denn von Gnome will ich nichts verpassen. Die roten Zipfelmützen, die verschmitzten Blicke und die musikalische Präzision. Was aussieht wie ein Gag, entpuppt sich immer wieder als hochvirtuoser Abriss zwischen Stoner, Prog, Sludge und – ja, Comedy. Doch der Witz liegt nie im Klamauk. Gnome machen keine Schenkelklopfer-Musik. Sie spielen brillant und genau das gibt ihnen die Freiheit, komplett auszuticken. Rhythmuswechsel, Breaks, absurde Stop-and-Go-Passagen, alles sitzt. Und die Crowd? Feiert es – der Club Volta wird zur tanzenden Trollhöhle mit Pogoeinlage und Dauergrinsen: Ambroooosius..!

23:05 Uhr, Carlswerk Victoria – Slomosa: Fuzz aus der Tundra

(peter) Am 23. März haben Slomosa das letzte Konzert ihrer USA-Tour gespielt und wollten danach eigentlich in einen heiß ersehnten Urlaub starten – aber „Hey!“ wie Bandleader Benjamin Berdous mit ungezähmter schwarzlockiger Löwenmähne zu Beginn des Auftritts erklärt: „When Sound Of Liberation invites you to the birthday party, you wouldn´t say no, would you!?!“

Und die geladenen Geburtstagsgäste wussten es der Band zu danken!

Wie ausgehungert hatte sich der übergroße Schuhkasten des Carlswerk Victoria um 23.05 Uhr und damit eigentlich schon weit nach den Prime-Time-Auftritten proppevoll bis zum letzten Platz gefüllt. Irgendwie hat sich diese Band mit ihren catchy Melodien, eingebettet in knackig hartes Stoner-Riffing mittlerweile tief in die Herzen der kompletten Szene gespielt und sich vom Underdog zum fetten Headliner gemausert – und wurde heute zum 20jährigen SOL-Jubiläum entsprechen abgefeiert. Benjamin Berdous (Vocals, Gitarre), Jard Hole (Drums), Tor Erik „Totto“ Bye“ (Gitarre) und Marie Moe (Bass, Backing Vocals) ließen nichts anbrennen und krachten nach der obligatorischen „Afghansk Rev.“-Einleitung mit „Cabin Fever“ auf die Bühne und ließen die Haare fliegen als gäbe es kein Morgen…

Die Mixer am Technik-Tisch hatten die Bässe ordentlich hochgedreht, und Slomosa föhnten der feiernden Audienz mit all den Perlen ihrer zwei Alben körperlich spürbar die Schweißtropfen am Körper trocken. „Rice“, „Estonia“, „In My Minds Desert“, „Red Tundra“, „Battling Guns“ schallten durch den Raum wie eine Feuerwalze, nur einmal zum Luftschnappen kurz unterbrochen von „Good Mourning“, dem Klavierintermezzo vom zweiten Album, das vom Band eingespielt wurde – vermutlich, um Gelegenheit zum innerlichen Sammeln zu geben für die finalen Kracher „There Is Nothing New Under The Sun“, „Kevin“ und natürlich den Neo-Klassiker „Horses“.

Mein Körperzustand nach 8 Stunden Festival-Tribut am heutigen Tage verbot es mir, mich in die heißbegehrte Frontrow zu begeben, und so schaute ich mir das Spektakel, altersgerecht mit einem Ellbogen auf die Theke der linke Seiten-Bar gelehnt, von der Seite aus an und sehe Crowdsurfer, die sich mit Freistil-Kraul-Bewegungen durch das Händemeer bewegen, Moshpits, die auch mal eine blutende Nase als Durchdreh-Tribut fordern, Menschen mit Pferdemasken, die zu „Horses“ ausrasten wie Wildhengste, die zum ersten mal von einem wagemutigen Cowboy zugeritten werden – und blicke dabei trotzdem immer in glückliche, verzückte, selige Gesichter – was nach der „Scavengers“-Zugabe übrigens auch für die vier Norweger/innen oben on Stage gilt, die sich mit einem abschließenden „Skål“ und mit hochgereckten, eigens von den Organisatoren für den heutigen Tag produzierten SOL-Bierdosen nach diesem denkwürdigen Auftritt nun endlich in ihren wohlverdienten Urlaub verabschieden dürfen.

00:05 Uhr, Club Volta – Frenzee: Abriss zum Absch(l)uss

(judith) Es überrascht wenig, dass man kurz nach Mitternacht – zu dieser späten Stunde und dann auch noch im Anschluss an den Headliner-Abriss von Slomosa – zum ersten Mal für heute ohne Gedrängel und Warterei ganz entspannt Zugang in den Club Volta findet. Das Publikum vor der Bühne weist Lücken auf, die sich jedoch als optimal herausstellen für den anarchischen Ausbruch von Tobsucht, der hier von nur drei Personen ausgelöst wird. Frenzee spielen nicht nur, sondern leben Anarcho-Punk und schaffen es innerhalb weniger Minuten, die müden Knochen ein letztes Mal wach- und durchzurütteln. 

Die drei in Melbourne geborenen und in Griechenland aufgewachsenen Geschwister Apollonia (Gesang), Antonis (Gitarre) und Nikos (Schlagzeug) stellen ihr aktuelles Album „What‘s Wrong With Me“ (2024) vor und so manch einer fragt sich, wie sein Körper nach diesem ermüdenden Bandmarathon noch zu wildem Pogo in der Lage ist. Egal, Sau raus lassen! Frontfrau Apollonia stachelt als wütender Kampf-Floh mit ausgefahrenen Ellbogen und grimmigen Gesichtsausdruck zur Raserei an, die niemand, wirklich niemand, mehr für möglich gehalten hätte. Chapeau! Was für ein Abschluss mit Abriss. 

Das RockBlogBluesSpot Team bedankt sich bei Sound Of Liberation für die Akkreditierungen, Photopass und die Gastfreundschaft, bei den Bands die uns alle berauschten, den Sound- und Lichtleuten und natürlich den guten Menschen hinter den Theken und beim Merch. Wir freuten uns über viele Wiedersehen und Begegnungen und wir werden uns am 28.06.25 auch auf den Weg nach Wiesbaden machen, um vom SOL Sonic Ride Part II live und in Farbe zu berichten…..(Texte judith, jules, mike, peter, volker, Photos mike)

 

 

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  1. […] zum 20-jährigen – nach den ersten Events am 28.03. in Karlsruhe und am 29.03.25 in Köln, hier nachzulesen –  lädt Sound Of Liberation zur nächsten großen Party in den Schlachthof Wiesbaden am […]

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