(jul) Zwischen Schwere und Sehnsucht: Daevar, quo vadis?
Daevar legen mit Sub Rosa ihr drittes Album vor – und liefern genau das, was eine hungrige Heavy-Underground-Szene von ihnen erwartet hat: emotional aufgeladener Stoner Doom mit klaren Grunge-Reminiszenzen, einer feinen Produktion und einem Gespür für Atmosphäre, das man nicht lernen kann – das hat man oder eben nicht.
Die Kölner Band bewegt sich seit ihrer Gründung mit sicherem Instinkt durch das Netzwerk der europäischen Doom- und Stoner-Community, und das hört man dem Album an: Es klingt wie ein Werk aus der Szene für die Szene. Kein aufgeblasener Crossover-Versuch, keine anbiedernde Modernität. Stattdessen ein tiefes Eintauchen in einen melancholisch-düsteren Sound, der live genauso funktioniert wie im Kopfhörer bei nächtlichen Spaziergängen.
Produziert wurde Sub Rosa in den Hidden Planet Studios von Jan Oberg – eine goldrichtige Entscheidung. Oberg verleiht dem Album einen warmen, offenen Klang, der genug Raum für Pardis Latifis Gesang lässt, ohne den Druck der Instrumente zu verwässern. Ihre Stimme ist das emotionale Zentrum dieses Albums: verletzlich, verführerisch, manchmal rau, immer ehrlich. Keine Oper, kein Pathos – eher ein innerer Monolog, der an die besten Momente von frühen Hole, A.A. Williams oder Emma Ruth Rundle erinnert.
Tracks wie „Siren Song“ und „Catcher in the Rye“ zeigen, dass Daevar ihre Hausaufgaben gemacht haben: Hier trifft solide Songstruktur auf flirrende Gitarrentexturen und eine markante Rhythmusarbeit, die unaufgeregt präzise ist. Nichts ist überambitioniert, aber vieles ist durchdacht. Dennoch bleibt eine gewisse Spannung im Raum – weniger musikalisch, mehr karrieretechnisch.
Ohne Fleiß kein Preis? Emsig wie die Bienen haben Daevar in 2024 so ziemlich alle wichtigen Festivals – insbesondere im SOL Universum – mitgenommen. Mit Sub Rosa ist Daevar in 2025 an einem Scheidepunkt angekommen. Die Band hat das Potenzial, das nächste Level zu erreichen – mit einer eigenen Headliner-Tour oder einem internationalen Booking-Deal.
Das Zeug dazu haben sie. Doch gleichzeitig besteht die Gefahr, sich in den endlosen Clubs zwischen Krefeld, Karlsruhe und Krakau den Allerwertesten wund zu spielen.
Sub Rosa ist ein starkes Statement. Kein Erdbeben, kein Manifest – aber ein wichtiger Meilenstein auf einem Weg, der verdammt spannend bleiben dürfte. Wer jetzt noch weghört, wird in ein paar Jahren sagen: „Damals hab ich sie noch im kleinen Club gesehen.“ Und das ist bekanntlich das beste Kompliment, das man einer Band auf dem Sprung machen kann. (Jules)
Sub Rosa, VÖ: 28.03.2025
The Lasting Dose Records
Line-up:
Pardis Latifi – Bass Guitar & Vocals
Moritz Ermen Bausch – Drums
Caspar Orfgen – Guitars
All songs written & performed by DAEVAR
Recorded at HIDDEN PLANET STUDIO / Berlin
Engineered, mixed & mastered by Jan Oberg
Artwork by Caspar Orfgen
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