(Js) Oh, „Spidergawd“, ihr norwegischen Riff-Götter, was habt ihr da bloß wieder aus dem Ärmel geschüttelt? Mit „From Eight to Infinity“ liefert die Band aus Trondheim ihr achtes Werk ab. Und, oh là là, sie haben die römischen Ziffern endlich in den Ruhestand geschickt, nur um mit einem Titel aufzutauchen, der klingt, als hätten sie einen Mathematiker und einen Poeten mithilfe einer Prise nordischer Tundra-Magie in einen Mixer geschmissen und ein musikalisches, arithmetisches Mittel erschaffen: „From Eight to Infinity“?
Das ist nicht nur ein Albumtitel, das ist ein Lebensgefühl! Und dieses Lebensgefühl ist so ansteckend wie ein Ohrwurm auf Speed. Schon der Opener „The Grand Slam“ knallt rein wie ein As von Carlos Alcaraz, nur mit mehr Baritonsaxophon und weniger Schweißband. Die Twin-Gitarren von Per Borten und Brynjar Takle Ohr liefern sich ein Duell, das so mitreißend ist, dass man sich fragt, ob sie heimlich bei „Thin Lizzy“ oder doch „AC/DC“ in die Lehre gegangen sind. Es ist Hard Rock, ja, aber mit einem solchen Melodiegespür, dass selbst die poppigsten Momente wie „Revolution“ (ein Single-Juwel, das „Judas Priest“ neidisch machen könnte) so klingen, als hätten sie einen Ehrenplatz im Rock-Olymp verdient.
Und dann ist da noch das großartige, etwas komplexere „Confirmation“, das mit einem 90er-Vibe daherkommt, der so cool ist, dass man fast wieder Steve Urkel lachen hört. Es ist, als würden „Spidergawd“ uns mitteilen wollen: „Wir könnten jetzt super ernst sein, aber warum, wenn wir auch Spaß haben können?“ Der Song pendelt zwischen grungigen Tönen und einer Prise „Thin-Lizzy“-Magie, und das Ergebnis ist so unwiderstehlich, dass man sich fragt, warum nicht jede Band einen Saxophonisten wie Rolf Martin Snustad in der Hinterhand hat.
„The Ghost of Eirik Raude“ ist ein weiteres Highlight, das die Wikinger-DNA der Band freilegt. Hier wird nicht nur gerockt, sondern regelrecht eine Saga erzählt – mit Gitarren, die klingen, als würden sie Drachen jagen, und einem Rhythmus, der selbst Odin dazu bringen würde, seine Rüstung gegen eine Luftgitarre zu tauschen.
Abgeschlossen wird das Album mit dem „Winter Song“. Über sechs Minuten purer Genuss, samt eines instrumentalen Finale Furioso, das so hypnotisch daherkommt, dass man beinahe vergisst, wie man blinzelt. Es ist, als würde die Band dich in eine warme Decke aus Stoner- und Grunge-Vibes wickeln, nur um dich dann mit einem „Black-Sabbath“-Riff in die Stratosphäre zu katapultieren.
Was macht „From Eight to Infinity“ nun etwa besonders? Es ist die perfekte Mischung aus roher Energie, cleverem Songwriting und einer Prise skandinavischer Coolness. Per Borten, der nach einer schwierigen Phase im Winter 24/25 die Texte persönlicher gestaltet hat, singt mit einer Leidenschaft, die unter die Haut geht, während die Band um ihn herum ein Feuerwerk zündet, das sowohl die 70er als auch die 80er feiert, ohne je in der Nostalgie-Falle steckenzubleiben.
Die Produktion ist glasklar, die Arrangements sind druckvoll – und das Saxophon, oh, dieses Saxophon! Es ist wie das Sahnehäubchen auf einem Hard-Rock-Kuchen, der so schmackhaft ist, dass man ihn einem Bier vorziehen würde. OK, vielleicht keinem Bier, zumindest kein wohltemperiertes.
Kurzum: „Spidergawd“ haben mit „From Eight to Infinity“ bewiesen, dass sie nicht nur einer der Ankerpunkte des nordischen Hard Rocks sind, sondern auch die unangefochtenen Meister darin, uns alle mit einem breiten Grinsen geradezu lässig mitwippen zu lassen. Dieses Album ist ein Volltreffer, ein musikalischer „Grand Slam“ sozusagen, der dich packt und nicht mehr loslässt. Und zwar bis zur Unendlichkeit, darüber hinaus und wieder zurück. Apropos zurück – bring dann bitte nur Bier mit.
Also lasst euch einfach von „Spidergawd“ in eine Welt entführen, in der „Rock’n’Roll“ eben doch noch die Antwort auf alles zu sein scheint.
Tracklist (Spieldauer: 40:23):
01. The Grand Slam
02. Revolution
03. On in a Million
04. Confirmation
05. 200 Miles High
06. The Hunter
07. The Ghost of Eirik Raude
08. Winter Song
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