(js) Weiland 2006 erschien das 2. Album der Eidgenossen von „Monkey3“, welches im Übrigen nicht in einem Tonstudio, sondern tatsächlich in einer Schweizer Berghütte aufgenommen wurde, einzig auf CD gepresst. Nach einigen Reissues hat sich nunmehr „Sound Of Liberation“ des Albums angenommen und wiederveröffentlicht es erstmalig mit dem Originalcover auf Doppel-Vinyl in einer Auflage von 500 (Black Vinyl) bzw. 200 (Translucent Blue).
Begannen die Schweizer aus dem schweizerischen Lausanne – Picasso (Bass), Walter (Drums), Boris (Gitarre) und dB (Samples/Keys) – anno 2001 noch als Projekt, gingen sie mit diesem legendären Zweitling in den Bandstatus über. Heute nennen sie 6 Studioalben ihr Eigen und arbeiteten u.a. bereits Bühnen auf dem „Roadburn“ in Tilburg, dem „Hellfest“ in Frankreich ab und veröffentlichten ein Livealbum ihres großartigen Auftritts auf dem „Freak Valley Festival 2015“ im Jahre 2017.
Die Band agiert bei ihren Eigenkompositionen bis heute beinahe ausnahmlos instrumental, Gesang ist hier schlichtweg nicht notwendig. So eben auch auf „39Laps“. „Monkey3“ wussten zudem schon von Kindesbeinen an, dass sich ein guter Song nicht zwangsläufig durch die teilnehmenden Instrumente definiert. Mit den im Grunde beschränkten Mitteln einer traditionellen Rockband, schafft diese Band auf „39Laps“ emotionale und entspannende Klanggebilde, die vor allem mit einer faszinierenden „laut-/leise-Dynamik“ aufwarten können, die durchaus mal für Gänsehautstimmung sorgt.
Mit ihrem gewaltigen „Space Rock“ scheinen sie problemlos in der Lage, ganze Schweizer Höhenzüge einzuebnen. Drums aus den Tiefen der Erde, Gitarrenwände titanischen Ausmaßes und eine Orgel aus dem hintersten Winkel des Universums: daraus besteht die musikgewordene Droge namens „39 Laps“, die einen in sechs Durchgängen durch knapp 52 Minuten Gedanken- und Kopfkino schweben lässt.
Bereits der Opener „Xub“ öffnet die Venen und kickt einem das Hirn weg. Schicht um Schicht türmt sich einer der besten. mir bekannten, instrumentalen Songs auf, breitbeinig auf einer Basis stehend, die sich von „Pink Floyd“ ernährt, „Hawkwind“ sowie „Black Sabbath“ und „Tool“ auf dem Speiseplan sieht. Nicht wenige Bands behaupteten häufiger genau dieses von sich, „Monkey3“ aber setzten dies um. Das ist nicht nur Geschrammel auf tiefergestimmten Gitarren, sondern instrumentaler Space- und Psychedelic Rock, wie er dynamischer kaum sein kann.
Langeweile? Fehlanzeige! Zu keinem Zeitpunkt vermisse ich hier den Gesang, denn es passiert von vorn bis hinten mehr, als auf manch anderer Instrumentalplatte. Absolut genial, wie dieser Song breit ausufert und doch immer auf den Punkt kommend Druck macht, denn sämtliche Riff-Wiederholungen und Steigerungen ergeben Sinn.
Soweit der erste Song. Und nun? War’s das schon? Treibstoff verballert? Von wegen! Auf dem wahrlich spacigen Niveau des Openers rocken „Last Moulinao“, „Driver“ und „Jack“ druckvoll weiter, bis „Monster Magnet“ und Konsorten Tränen in den Augen stehen. Wenn von eingangs erwähnten Höhenzügen noch einige Felsen übrig sein sollten, werden sie nun mit Wucht und gefühl zugleich, statt Tempo weiter zu Steinen und letztlich zu Sand verarbeitet.
Natürlich ist das keine Mucke zum Mitsummen, sondern eher zum Davonschweben, es herrschen aber immer klare Linien, die vier Musiker verlieren sich nie in irgendwelchen endlosen Jamparts, sondern kommen trotz des stetigen Flusses der Stücke immer irgendwie auf den Punkt. Und als wäre das noch nicht genug, folgen noch die beiden dicksten Raumschiffe dieser schweizerischen Armada, der man zumindest die musikalische Neutralität absprechen muss.
Zunächst „Je et bikkje“: Aus der geheimnisvollen Stille wächst Ton für Ton ein Monstrum heran, welches das perfekte Können der Protagonisten bestätigt. Den Reisebegleiter dieses viertelstündigen Rundflugs gibt zunächst der hypnotisierende Basslauf, bis dann folgerichtig Gitarre und Synthie übernehmen – die Augenlider werden schwer, die Töne bunt. Zeit ist nicht mehr nur relativ, sondern gleich relativ egal. Sich treiben, sich verzaubern lassen ist hier Empfehlung und Unverzichtbarkeit zugleich.
Einen haben „Monkey3“ aber noch in petto: „Once Upon A Time In The West“. Ja genau, es handelt sich um ein Cover eines der zahlreichen Meisterwerke Ennio Morricones. Diese Version ist düster, abgefahren und nimmt sich die nötige Zeit, kurzum: ein Western im Weltraum könnte kaum einen besseren Soundtrack haben. Und dafür reichte es keineswegs, die Mundharmonika einfach durch die Gitarre zu ersetzen, um dieses spannende und ambitionierte Cover zu erschaffen.
Auf „39Laps“ gibt es definitiv keine rasenden Doublebass-Teppiche, Whammy Bar-Soli oder Schneidbrenner-Riffs. Dafür jede Menge in Töne gegossene Emotionen, die Sehnsucht und Melancholie wecken. Anno 2006 philosophierte man noch darüber, ob dieses Album in Sachen Space-, Psychedelic- und Stoner-Rock-Kreisen wird für Furore sorgen können, heute weiß man, dass es sogar einer der Vorreiter eines solch fantastischen, Genre übergreifenden, Sound-Konglomerats war. Umso erforderlicher sowie erfreulicher, dass „Sound Of Liberation“ dieses Album endlich auch mit dem Original-Artwork auf den Markt bringen. Gut so!….(js)
Tracklist:
- Xub
- Last Moulinao
- Driver
- Jack
- Je Et Bikkje
- Once Upon A Time In The West
https://www.monkey3official.com/
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https://sol-records.com/collections/monkey3
https://www.youtube.com/channel/UCpY-lDefE0SxU1aCnOwXuVw
Filed under: Album Reviews, Psychedelic, Space, Stoner, „Monkey3“ – „39Laps“ (Reissue, Sound of Liberation



