(as) Auf ihrem zweiten Studioalbum würde man „Acid Rooster“ nahezu überall verorten, bloß nicht in Leipzig, doch dorther stammt die Band, für deren„Flowers & Dead Souls“ der Begriff „Neo Psych“ glatt extra erfunden worden sein könnte. Insbesondere klingt das aktuelle Material innerhalb dieses Stils so monoton staubig wie die Amerikaner „White Hills“, bloß ohne Gesang, der auch nicht erforderlich ist.
Vorbildlich exerziert wird diese Marschroute im Einstieg „Sounds Of Illusion“ und später während „Good Mourning“. Den gemeinsamen Nenner aller sechs (natürlich überdurchschnittlich langen) Tracks bilden zischende und rauschende Synthesizer, an- und abschwellende Gitarren-Tremolos, ein unterschwellig melodischer Bass und ein meistens unfehlbare vier Viertel mit Betonung auf der Eins spielender Schlagzeuger. Aus diesen an sich simplen Grundkoordinaten machen „Acid Rooster“ allerdings eine ganze Menge.
Das geradlinig pulsierende „On The Run“ könnte man glatt mit einer frühen bis mittleren Nummer der legendären „Hawkwind“ verwechseln, wohingegen das knapp elfminütige Finale „Heaven Scent“ sozusagen die benachbarte Berliner Schule besucht. Oszillierende Tastenklänge und eine ausnahmsweise eher minimalistisch eingesetzte Klampfe lassen an die Kraut- und Elektronik-Pioniere der deutschen Hauptstadt in den Siebzigern denken, wobei auch das verträumte „Schattenspiel“ mit seinem Dreiklänge zerlegenden Bass-Ostinato in diese Kerbe schlägt.
Die ansonsten mal schmatzenden, mal flirrenden und mal schlicht hart sägenden sechs Saiten sprechen geradezu zum Hörer, spielen deutlich weniger linear und bilden so das „erzählerische“ Moment des Albums. „Dead Bodies“ wirkt in diesem Kontext beispielsweise wie eine lebhafte Story oder Klangreise, an deren Ende man sich woanders wähnt als zu Beginn.
In jedem Fall hat das Trio eine facettenreiche neue LP in der Hinterhand, mit der es, falls ihm landesweite oder vielleicht sogar internationale Konzerte möglich sind, in die hohe Riege der Retro-Psych- und Experimentalszene aufsteigen sollte. Freunde von „Sula Bassana“, den Finnen „Hidria Spacefolk“ oder „Föllakzoid“ aus Chile wissen Bescheid.
Tonzonen/Soulfood / VÖ: 25.08.2023
acidrooster.bandcamp.com
Sounds Of Illusion
On The Run
Schattenspiel
Dead Bodies
Good Mourning
Heaven Scent
Andreas Schiffmann
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