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Colour Haze & Swan Valley Heights – Junkyard Dortmund 10. November 2023

(pe) Den Auftakt für diesen unvergesslichen Abend bilden Swan Valley Heights aus München, die Colour Haze auf dieser Tour begleiten. „Das Stoner-Rock-Genre ist wesentlich umspannender, als man vielleicht denkt“, sagte Gitarrist und Sänger David Kreisl einst – und in ihren 40 On-Stage-Minuten trägt die Band dieser Aussage voll und ganz Rechnung und spielt ein Set, dessen Klangkosmos von feintuniger Zerbrechlichkeit bis zu maximal hartgerifftem Vollgas-Stoner-Rock reicht und eindrucksvoll belegt, wie facettenreich das Genre mit musikalischem Leben gefüllt werden kann. Weit mehr als „nur“ ein Support-Act spielen Swan Valley Heights, deren Musik seit ihrer Gründung 2014 sicherlich deutlich von den nachfolgenden Protagonisten beeinflusst ist, quasi den perfekten Prolog zu dem Opus Magnum, das anschließend folgen sollte:

Colour Haze, unser aller Liebling in deutschen Stoner- und Psychedelic-Rock-Gefilden, gaben sich an diesem ehrwürdigen Freitagabend endlich einmal wieder die Ehre, ihre Künste in Dortmund auf die Bühne zu bringen. In der aktuellen Besetzung von Mastermind Stefan Koglek (Gitarre, Vocals), Manfred Merwald (Drums), Mario Oberpucher (Bass) und Jan Faszbender (Keyboards) trumpfte die bereits 1994 in München gegründete Band heute Abend im Junkyard auf, und … tja, wie soll man es beschreiben … ich denke, es ist nicht übertrieben, zu behaupten: fegte das prall gefüllte Haus komplett weg!

Eine Konzert-Rezension über einen Abend mit Colour Haze zu schreiben, ist schon fast eine kleine Bestrafung für den jeweiligen Autor, denn wo man bei anderen Bandauftritten schnell und wortreich über Spannungsbögen, Hochs und Tiefs, feinen und harten Riffpassagen, eingestreuten Soli, etc pp  referieren kann, gestaltet sich das bei Colour Haze äußerst schwierig: denn diese Band schafft es wie kaum eine andere, von der ersten bis zur allerletzten gespielten Note ein Faszinations-Level zu halten und mit komplexesten Songstrukturen, ausgiebigsten Jam-Parts und geniestrotzender Virtuosität an sämtlichen Instrumenten die Hörerschaft in Dauer-Verzückung zu versetzen, so dass es unmöglich erscheint, irgendwelche einzelnen Songs oder auch nur Song-Versatzstücke herauszupicken, zu analysieren, einzuordnen oder zu belobhudeln.
Denn hier stimmt einfach alles!

Es ist der pure Genuss, den Protagonisten dabei zuzusehen und zuzuhören, wie sie Soundlandschaften konstruieren und instrumentieren. Und es ist ebenfalls nicht übertrieben, zu behaupten, dass ihr Spiel die Auszeichnung „Nicht von dieser Welt“ verdient. Insbesondere zu beobachten, was Manfred Merwald mit zwei einfachen Holzstöcken und ein paar Trommelfellen und Metallscheiben dort technisch aus Armen und Beinen schießt sowie die unglaublichen Tonkaskaden, die Stefan Koglek aus einem elektroverstärkten, mit sechs Stahlseiten verschiedener Dicke bespannten Holzkörper erklingen lässt, suchen ihresgleichen in der Genre-Schiene … und finden es nicht!!!
Dabei möchte ich keinesfalls die Bedeutung von Marios Bass- und Jans Keyboard-Spiel hinten anstellen, denn für den Gesamtsound sind auch Ihre musikalischen Beiträge unentbehrlich und grandios.

Und so fliegen und flirren wie ein einziger langer mitreißender Fluss an diesem Abend die Songs Turquoise, Goldmine, Aquamaria, We Are, Labyrinthe, Skydancer, Ideologigi, Überall, Transformation sowie in der niagarawasserfallartig berauschenden Zugabe die Stücke Tempel und Love durch Raum und Zeit – in, um, und mitten durch die Körper der Anwesenden, wie ein wohliger Rausch, der niemals enden möge …

Aufs Feinste intensiviert durch die noch recht junge Junkyard-LED-Wand im Hintergrund malt die Band ihre Musik zusätzlich noch visuell auf Canvas, und wie ein psychedelischer Da Vinci steht quasi ein virtueller fünfter Mitstreiter mit auf der Bühne und lässt irre Farben und Muster über das synthetische Gewebe fließen und potenziert den Genuss für die Sinne zusätzlich um ein Vielfaches.

Und dieses audiovisuelle Gesamtkunstwerk goutiert das Publikum nach fast zwei Stunden Dauerklimax verdientermaßen mit überbordendem Applaus.

Colour Haze, darin besteht nach diesem Abend kein Zweifel, sind DIE Ausnahmeband hierzulande.

Mehr geht nicht.

Danke!

(peter)

Ein besonderer Dank geht an dieser Stelle an Joe Schmidt von Shogun Konzerte für die Akkreditierung.

Weblinks

https://www.swanvalleyheights.com/

https://www.elektrohasch.de/de/

https://junkyard.ruhr/

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