(jm) Das Cover wirkt sofort vertraut im typischen, rot-weißen HELMET-Branding und ich erinnere mich direkt an das damals wegweisende 1991er Album „In The Meantime“, welches sich für alle Zeiten nicht nur in meine Gehörgänge fräste. Das New Yorker Quartett um Page Hamilton beseitigte den Metal von dessen Pathos und kombinierte die übrig gebliebene Brachialität mit Post-Hardcore, dissonantem Noise-Rock und verpackte das Ganze in einen zumeist hypnotischen Groove. Ich kann mich an keine Studentenparty erinnern, auf der nicht mindestens eine Nummer von HELMET lief…
Weiterlesen: Helmet – LeftÜber earMUSIC ist nun die lang erwartete Veröffentlichung von „LEFT“, dem neuen Album erschienen. Nach dem von der Kritik hochgelobten „Dead to the World“ aus dem Jahr 2016 kehren Helmet mit ihrer charakteristischen Sound-Mischung und dazu aufrüttelnden Texten zurück, die Fans auf der ganzen Welt seit über drei Jahrzehnten begeistern. „Time for your holiday serial murder, how time slips away…“ heißt es in den ersten Zeilen des Openers „Holiday“. HELMET drücken sich wie gewohnt direkt und ungefiltert aus, hinterlassen beim Hörer ein Gefühl der Dringlichkeit, die Welt um sich herum zu hinterfragen.
„LEFT“ zeigt erneut, wie Helmet – bestehend aus Frontmann Page Hamilton, Schlagzeuger Kyle Stevenson, Gitarrist Dan Beeman und Bassist Dave Case – eine musikalische Landschaft erschaffen, die auch noch nach über 30 Jahren äußerst straff, muskulös und unglaublich direkt ist. Hamiltons Leadgitarren-Lines fühlen sich an wie ein Schlag in die Magengrube, auch wenn sie heute durchaus etwas „feinbrachialer“ abgestimmt sind wie auf „Meantime“. Die elf Songs des neuen Albums, das von Hamilton zusammen mit den Co-Produzenten Jim Kaufman und Mark Renk produziert und von Howie Weinberg gemastert wurde, sind in ihrer Ausführung schlanker und etwas geschliffener als frühere akustische Kraftakte. Das Album ist am 10. November als CD-Digisleeve, 1LP Black Vinyl und limitiertes 1LP Transparent Vinyl erschienen.
Kurz zusammengefasst, was bisher geschah: In den späten 80er Jahren erregte der geradlinige Hardrock von Helmet den amerikanischen Untergrund. Das Debütalbum „Strap It On“ von 1989 war kühn genug, um die Gemüter von Hardcore-Fans, Noise-Rock-Liebhabern und Metalheads zu erregen, die von der Dichte von Hamiltons Riffs gepeitscht wurden. Mit ihrem Gold-zertifizierten Album „Meantime“ nahmen Helmet es mit allen Konkurrenten auf. Die ursprüngliche Besetzung sollte sich 10 Jahre lang bewähren und zwei weitere Alben aufnehmen, „Betty“ von 1994 und „Aftertaste“ von 1997, bevor sie sich 1998 auflösten. Zu diesem Zeitpunkt hatte Hamiltons Ästhetik bereits auf viele Bands aus der Metal-Szene und der damals aufkeimenden Nu-Metal-Szene abgefärbt. Nach ein paar Jahren Pause reformierte Hamilton die Band 2004 mit neuen Mitgliedern und nahm so rufstärkende Veröffentlichungen wie „Size Matters“ (2004), „Monochrome“ (2006), „Seeing Eye Dog“ (2010) und „Dead To The World“ (2016) auf. (Jens M.)
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