Blues Rock & Americana aus Hannover
(ro) Der Albumtitel „One Magic Mile“ der Hannoveraner Band „Ingvay“ passt perfekt, denn es geht auf dieser CD um das Reisen, sowohl im Allgemeinen als auch im Speziellen. Passend dazu erblicken wir auf dem Cover Ingo Schmidt ( Gitarre, Gesang) mitsamt Instrument und kleinem Retro-Koffer lässig auf einer irgendwohin führenden schmalen Pflasterstraße sinnierend verweilen.
Nein, es braucht nicht lange, und ich lasse mich gerne mitnehmen durch die elf Songs dieses Albums, die wie ein Streifzug durch die Landschaften des amerikanischen Südens sind, inspiriert von JJ Cale und Warren Haynes.
Dabei sind Herrn Schmidts famose Bandmitglieder, als da sind: Matthias „Maze“ Meusel (Schlagzeug), Uwe Seemann (Bass) und Ulrich Rode (Gitarren), nicht nur locker und gekonnt aufspielende Instrumentalisten, sondern auch gute, gleichgesinnte Freunde, denen es gelingt, die Hörer zu sich zu holen, sie einen Moment inne halten zu lassen und sich auf den Sound, den Takt, die Worte und das Gefühl zu konzentrieren.
Und somit auch auf sich selbst.
Ja, hier geht es einerseits musikalisch um das Leben „On The Road“, andererseits aber auch um die Reise zu sich selbst und durch die Jahre des Älterwerdens. Und immer wieder gehen dabei Reflexion, Rückschau, Abschied und Neuanfang Hand in Hand.
Time waits for no one. Schon klar.
Was sagt Ingo Schmidt selbst zu seinem neuen Album?
„Manchmal muss man eben eine Extrameile gehen und es tun sich neue Türen auf. Ich wollte immer ein Album in Studioqualität mit der Energie und dem Zusammenspiel eines Livegigs: Keine Click, tracks. Keine Schnörkel. Vier Musiker und ab geht´s.“
So soll es sein und dies zeigen auch die Tracks auf „One Magic Mile“, die allesamt rhythmisch-melodisch und voller Emotionen daherkommen.
Sowohl balladesk als auch rauhbeinig und von Energie strotzend wird hier kontinuierlich voller Nachdenklichkeit und mit Begeisterung das Leben und insbesondere das Unterwegssein gefeiert – dorthin, wo das Leben einfach ist oder es zumindest zu sein scheint und ein freier Geist sich zu Hause fühlen kann.
Wenigstens für eine Zeit lang.

Die Stimmung auf der CD ist mal entspannt und locker, mal intensiv, rau und dramatisch, aber immer voller Gefühl und Seele.
Dreckige Stromgitarren-Groover, satte, hemdsärmelige Bluesgeschichten, geerdeter Americana-Sound und zauberhafte Balladen, die mit Emotionen bewegen und unter die Haut gehen, sind bestens dazu geeignet, sich mit großem Vergnügen auf diesen entspannten musikalischen Trip einzulassen.
Das passt, tut gut und kann gerne zu praktisch jeder Tageszeit laufen, denn man fühlt sich hinterher durchaus revitalisiert und auch ein bisschen lebensfroher und leichter als sonst in diesen Tagen voller Gräuelnachrichten allerorten.
Neben ihren eigenen hörenswerten sieben Tracks hat die Band auch vier ausgesuchte Coverversionen aufgenommen, die gekonnt und voller Elan präsentiert werden.
So zum Beispiel den lässigen Groover „Call Me The Breeze“ von JJ Cale (R.I.P.), der für mich schon damals ein Quell der Freude war und mich jetzt zum sofortigen Mitsingen und dem Schwelgen in Erinnerungen einlädt. Richtig gut gefallen haben mir auch „One Step Ahead of The Blues“, geschrieben von Roger Tillison (R.I.P.) und die Version von „Machine Gun Kelly“ des Danny Kortchmar aus 1970, der mit rockig forscher Gitarrenarbeit die wahre Geschichte von George „Machine Gun“ Kelly erzählt.
Ja, hier läuft alles wie eine Eins – stimmig, harmonisch und ohne irgendwelches, überflüssiges Trallala. Alles auf diesem Album wirkt authentisch, wahrhaftig und greifbar nah. Insgesamt wird hier genau die in den Bann ziehende Mischung aus handgemachter, ehrlicher Musik und perfekter musikalischer Verbundenheit geboten, mit der dieses Album eine Bereicherung nicht nur für das Plattenregal, sondern auch für die mainstreamgeplagten Ohren ist.
…(..Rosie..)..
Songliste:
1. Midnight Journey
2. Here We Go
3. Call Me The Breeze
4. Turn Your Life Around
5. Working Time
6. One More Ticket
7. One Step Ahead Of The Blues
8. I’m On My Way
9. Machine Gun Kelly
10. Walk On By
11. Soulshine
Band:
Ingvay (Gitarre und Gesang)
Matthias „Maze“ Meusel (Schlagzeug)
Uwe Seemann (Bass)
Ulrich Rode (Gitarren)
Fotografie und Artwork – Robby Ballhause
https://www.ingvay.com/home
www.bangupbullet.com
Filed under: Album Reviews, Americana, Blues, Bluesrock, Blues aus Deutschland, Ingo Schmidt, Ingvay, Matthias „Maze“ Meusel, One Magic Mile, Ulrich Rode, Uwe Seemann



