(ju) Fast ein Jahr nach ihrem überzeugenden Doom-Debut „Delirious Rites“ (Rezension) legen die drei Kölner Nachwuchstalente von DAEVAR mit „Amber Eyes“ sechs neue epische Tracks nach, die zum einen auf ihrem damals rasant ausverkauften Vorgänger aufbauen und zugleich einige lohnenswerte Weiterentwicklungen vorweisen.
Das Doom-Grunge-Trio zelebriert zwar weiterhin die Entdeckung der Langsamkeit, wagt sich aber stellenweise auch in temporeichere Gefilde. Neben Band-typischen, quälend lüsternen Slow-Burnern wie „Pay To Pray“, „Caliban and the Witch“ oder „Grey In Grey“ lösen der Opener „Lilith‘s Lullaby“ und vor allem der Titeltrack „Amber Eyes“ beinahe schon einen stilbruchartigen Geschwindigkeitsrausch aus. Pardis Latif (Bass, Gesang), Caspar Orfgen (Gitarre) und Moritz Ermen Bausch (Schlagzeug) verschmelzen auf „Amber Eyes“ gekonnt die schwere Trägheit des Doom Metal mit dem raueren, direkteren Sound und den wiegenden Rhythmen des Grunge, weshalb das Trio seine Musikrichtung passenderweise als Doom Grunge betitelt.
Vor allem auf gesanglicher Ebene weist die neue Scheibe eine deutliche Veränderung auf, die DAEVAR durchaus gut tut: Schwebte Pardis Latifs Stimme zuvor noch unaufdringlich und gewollt unverständlich durch den brummenden, vibrierenden Soundnebel, so ist sie jetzt deutlich akzentuierter und vordergründiger und lullt uns mit rubinroter, samtiger Wärme wohlig ein, vor allem im Seelenstreichler „Caliban and the Witch“. Zudem ist das Songwriting diesmal stärker melodieorientiert, was sich nicht nur in Pardifs verträumten Gesangslinien äußert, sondern auch in Orfgens narrativen, wehklagenden Gitarrensoli, die immer wieder seine druckvollen Riffs durchbrechen. Beeindruckend auch, wie Bauschs prinzipiell zurückhaltendes, vergleichsweise sparsames Schlagzeugspiel im Geiste Dave Grohls zugleich derart eindringlich wirkt.
„Amber Eyes“ zeugt eindrucksvoll von Wachstum und Weiterentwicklung einer Band, die mit ihrem zweiten Werk die Messlatte noch höher anlegt, ohne dabei ihr gesamtes Potential zu erschöpfen, sodass die Vorfreude auf alles, was noch kommen mag, groß bleibt.
Wie sein Vorgänger entstand „Amber Eyes“ in der Soundschmiede Hidden Planet Studio von Jan Oberg (GRIN, EARTH SHIP, SLOWSHINE) und erscheint unter seinem Label The Lasting Dose Records. Zur Aufnahme wurden alte Boxen von Udo Lindenbergs Panikorchester genutzt, was zu dem warmen Vintage-Sound beiträgt. Das Cover-Artwork entwarf Caspar Orfgen selbst. Das zeugt von ganz viel Liebe und Leidenschaft zur Musik.
(Judith)

Label: The Lasting Dose Records
VÖ: 22.03.2024
Länge: 40:34
Trackliste:
- Lilith‘s Lullaby (7:53)
- Pay to Pray (6:09)
- Caliban and the Witch (8:14)
- Amber Eyes (4:02)
- Lizards (7:20)
- Grey In Grey (10:20)
https://daevar.bandcamp.com/album/delirious-rites
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