(as) Als Krissy Matthews 2005 sein Debütalbum „Blues Boy“ veröffentlichte, war er erst 13, drei Jahre später brach er die Schule ab und konzentrierte sich ganz auf die Musik. Bis heute spielt der britisch-norwegische Gitarrist regelmäßig mit dem Who-is-Who der Blues- und Rockszene, darunter Joe Satriani oder Jeff Healey kurz vor dessen Tod und vor allem die Hamburg Blues Band.
Nach drei weiteren Studio-LPs und dem 2017er Live-Mitschnitt „Live at Freak Valley“ erscheint nun das erste Doppelalbum des Wunderkindes – und allein die Zahl der „Friends“, die er zu den Aufnahmen eingeladen hat, verschlägt einem fast die Sprache. Unabhängig davon bietet „Krissy Matthews & Friends“ eine im Blues-Genre bewährte Kombination aus Originalkompositionen und Coverversionen, die in diesem Fall ein breites Spektrum an Einflüssen widerspiegeln, von den vielen unterschiedlichen Klangfarben, die das Gästeaufgebot mitbringt, ganz zu schweigen.
Letzten Endes findet sich im Verlauf der weit über zwei Stunden Spielzeit praktisch nichts, was nicht hörenswert wäre. Dabei gelingt Matthews das Kunststück, seinen Kollaborateurinnen und Kollaborateuren viel Raum zur Entfaltung zu geben, ohne seine Führungsrolle abzulegen. Daher wirkt das Doppelalbum trotz seines epischen Umfangs relativ direkt und wie aus einem Guss.
Die Single ‚Queen’ wurde in Hinblick auf ihr einprägsames Hook und ihren modernen Sound klug als Opener gewählt, wobei der Song gerade wegen Kim Jennetts Vocals an den stylischen Garagenrock von Dorothy oder The Pretty Reckless erinnert. Einen ebenfalls eher modernen Anstrich mit allenfalls vagen Blues-Referenzen haben ‚Do What I Say‘ – ein Clawfinger-Cover, das gemeinsam mit Mitgliedern der schwedischen Rap-Metal-Veteranen aufgenommen wurde – und ‚Hvorfor stenger du for meg?‘, das genauso wie das politisch aufgeladene ‚Why Are You Ashamed of Me?‘ von Pristine-Frontfrau Heidi Solheim veredelt wurde.
Wüsste man es nicht besser, könnte man nicht unbedingt unterscheiden, was jeweils gecovert und selbst geschrieben ist. auch weil erlauchte Namen wie Chris Farlowe (‚Ain‘t Got No Troubles on the Road’) oder der legendäre Arthur Brown (‚Don’t Let Me Be Misunderstood‘) die Einspielungen mit altehrwürdiger Patina überziehen. Am Ende wurde die Reihenfolge der Tracks von vorne bis hinten pfiffig festgelegt, um stilistische Schwerpunkte zu setzen (Funk und Latin mit ‚Pack It Up‘ beziehungsweise ‚Tomorrow’s Blues’) und eine emotionale Wellenkurve zu zeichnen.
Krissy Matthews geht mit diesen und weiteren Songs auf Tour. Je nach Land tritt er mit unterschiedlichen Begleitbands auf – nicht verpassen!
Ruf/Edel
10.05.
CD1
01 Queen – feat. Kim Jennett
02 Ain’t Got No Troubles on the Road – feat. Chris Farlowe, Pete Brown & Tommy Schneller
03 Why Are You Ashamed of Me? – feat. Heidi Solheim
04 Pack It Up – feat. Big Daddy Wilson & Alice Armstrong
05 Tomorrow’s Blues – feat. Clem Clempson, Marlia Rae, Detlef Blanke, Harry Waters. Alfred Mehnert & Anne Hauter
06 Rock’n’Roll Hoochie Koo – feat. Stoppok, Frank Itt & Curt Cress
07 Learn to Live with the Blues – feat. Stevie Watts, Whitney Shay, Dani Wilde, Kai Strauss, Will Wilde, Phipu Blue Dog & Jimmy Z
08 Road Angel – feat. Vanja Sky and Danny Bryant
09 Try Me Again – feat. Hamburg Blues Band
10 I’m a Ram – feat. Phil Bee, Jed Potts, Paul Jones, Paul Jobson & Alex Lex
11 The Weight – feat. Denise Gordon, Nicolas Meier, Inga Rumpf, Miller Anderson, Albie Donnelly, Layla Zoe & Sean Webster
12 SCIM Impro
CD 2
01 Sunshine of Your Love – feat. Dennis Chambers, Malcolm Bruce & Maya Sage
02 Broken – feat. Silje Hagen & Rory Evans
03 Twenty Flight Rock – feat. Martin Ace, Giles Robson, Willie Woigk, Peter Pansky, Alex Czerny & Cherry Lee Mewis
04 Do What I Say – feat. Clawfinger & Millie & Luca Crew
05 Outside Woman Blues – feat. Rob Tognoni, Felix Dehmel & Josh Rigal
06 Bust a Button – feat. Stoned Hillbillies & John Otway
07 Hvorfor Stenger Du for Meg – feat. Heidi Solheim
08 So einfach ist das – feat. Hamburg Blues Band & Stoppok
09 I Don’t Know Where My Heart Is – feat. Beth Morris
10 Losing My Way – feat. Wille Edwards & Erja Lyytinen
11 Mr Brown’s Blues – feat. Terry Marshall, Tommy Kristiansen, Amund Maarud, Eric Steckel, Siggi Schwarz, Kev Hickman & Walter Cerasani
12 Don’t Let Me Be Misunderstood – feat. Arthur Brown & Felix Peikli
Andreas Schiffmann
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