rockblog.bluesspot

musikalisches schreibkollektiv

Lazy Bones Festival am 26.10.24 in Hamburg

(mv) Zum dritten Mal lud das Label Sound of Liberation zum Lazy Bones Festival in die ausverkaufte, legendäre Markthalle in HH zum gepflegten abrocken.ein. Hier, wo seit mehr als 40 Jahren Musikgrößen der verschiedensten Genres aufspielen, gab es ein dröhnendes Stoner & Fuzz-Rock Spektakel. Die Halle selber bietet aufgrund ihrer Aufteilung neben dem Konzertsaal, der wegen seiner Stufen und der Rundbogenbühne wie ein Amphitheater wirkt, im Foyer ausreichend Platz für Merch, Speis und Trank sowie genug Sitzgelegenheiten zum Entspannen und Klönen. Eine große überdachte Terrasse für Raucher rundet das Ambiente ab.

Pünktlich um 15:00 ging es dann auch schon los. Ruff Majik aus Südafrika eröffneten den musikalischen Reigen. Als erste Band setzten sie direkt ein Ausrufezeichen. Eine Lawine aus fuzzigen Stoner, rauhem Bluesrock und straighten Garage-Rock, gewürzt mit psychedelischen Gitarrensoli, ging auf die Besucher nieder. Ruff Majik hält sich hier an keine Regeln. Die Band, die sich vor über zehn Jahren in Pretoria zusammengefunden hat, beschreibt sich selbst als experimentierfreudige Sludge-Pop Band. Ihr drittes Album „Moth Eater (The Lorekeeper’s Bible)“ ist soeben auf SOL erschienen und lädt zum Reinhören ein. Mit dabei immer eine ordentliche Portion Fuzz.

Besetzung:

Johni Holiday – Rhythmusgitarre & Gesang

Cowboy Bez – Leadgitarre

Jimmy Glass – Bass

Box Moon – Schlagzeug

Daevar

Nach der ersten Umbaupause holten mich Daevar, ein junges Doom-Grunge Dreigestirn aus Köln, mit ihrem Klangteppich aus tiefen, fuzzschwangerern Bässen sowie einer treibend sägenden Gitarre wieder auf den Boden. Ein reduziertes, kraftvolles Schlagzeug bildete stoisch die Basis für den melancholisch düsteren Lo-Fi Sound der Band. Und über alledem schwebte der Klargesang von Pardis Latifi. Im Januar 2024 brachten Daevar ihr zweites Album „Delirious Rites“ unter ihrem neuen Label Sound of Liberation heraus.

Daevar sind:

Bass, Gesang – Pardis Latifi

Schlagzeug – Moritz Ermen Bausch

Gitarre – Caspar Orfgen

Valley of the Sun

Da sie eh gerade gemeinsam auf Europatournee sind, ist es beinahe logisch das Valley of the Sun direkt nach Daevar die Bühne übernahmen. Die Band aus Cincinnati/Ohio spielt seit 2010 in wechselnder Besetzung und tritt heute zu dritt auf. Mehr braucht es aber auch nicht. Ein kräftiges Gemisch aus Blues, Stoner und Grunge mit psychedelischen Elementen prasselt auf das dankbar mit Headbangen reagierende Publikum nieder. Sänger Ryan Ferrier verfügt dabei über ein breit gefächertes Stimmvolumen, so dass ich an Bands wie Alice in Chains, Queens of the Stone Age oder Soundgarden erinnert wurde.

Besetzung:

Ryan Ferrier – Gitarre, Gesang

Chris Sweeney – Bass, Keyboards

Johnny Kathman – Schlagzeug

Temple Fang

Danach betraten Temple Fang aus Amsterdam die Bühne. Bekannt für ihre Jams zogen sie das Publikum sogleich in ihren Bann. Nachdem das obligatorische Räucherstäbchen angezündet wurde, ging es auch schon auf die musikalisch kosmische Reise. Psychedelic-Spacerock vom Feinsten. Wie gewohnt spielte sich die Band langsam warm, um sich dann in einer Soundspirale zu verlieren. Jevin de Groot und Ivy van der Veer spielten sich wie gewohnt die Bälle zu. Untermalt von einer tragenden Bassline und einem von fein akzentuiert bis wuchtig bearbeitetem Schlagzeug. Für mich immer wieder eine Augenweide zu sehen, wenn Jevin bei seinen Soli förmlich steil geht. Sein Körper zuckt zusammen, rennt dann wieder auf der Stelle während er sich seinem virtuosen Gitarrenspiel hingibt. Überhaupt brilliert die Band mit einer unglaublichen Bühnenpräsenz und Spielfreude und das obwohl sie am Vorabend im Vortex Surfer Musikclub in Siegen eine Full Set Jam mit Seedy Jeezus hingelegt haben.

Besetzung

Jevin de Groot – Gitarre, Gesang

Dennis Duijnhouwer – Bass

Ivy van der Veer – Gitarre, Gesang

Daan Wopereis – Schlagzeug

Messa

Danach ging es richtig tief in den Musikkeller. Messa aus Cittadella in Italien zelebrierten in der Markthalle eine Doom Messe. Ein in dunkelblau gehaltenes Bühnenlicht gab dem ganzen den passenden Rahmen. Abgrundtiefe Bässe und eine teils harmonisch, bluesige Gitarre, die plötzlich und unerwartet harte Riffs anschlägt, lassen mich in einen fast meditativen Zustand fallen. Die Drums, mal langsam getragen gespielt um dann wieder explosionsartig dem ganzen ordentlich Nachdruck zu verleihen, lassen mich immer wieder aufwachen. Das Ganze wird begleitet von einem angenehm melancholischen Gesang, der zwischendurch auch härtere Töne anschlagen kann. Freunde von Doom-Metal und Ambient Drone Sound kamen hier voll auf ihre Kosten und ich habe eine Neuentdeckung.

Besetzung:

Mistyr – Schlagzeug

Alberto Piccolo – Gitarre

Sara B.- Gesang

Marco Zanin- Bass, Gitarre

Truckfighters

Während in der Umbaupause genug Zeit war die verloren gegangenen Kalorien wieder aufzunehmen, wurde auf der Bühne alles für die Stoner Urgesteine aus Schweden/Örebro hergerichtet. Direkt zu Beginn lassen es die drei ordentlich krachen und es ging mit Vollgas ohne Umleitung auf den Highway. Ein treibendes Schlagzeug, ein hämmernder Bass sowie verzerrte Gitarrenriffs ließen so manchen im Kopf Motorrad mit Endlosbeschleunigung fahren. Es dauerte nicht lange und die Halle verwandelte sich in eine mitsingende, tanzende Sauna. Eingeheizt wurde das ganze mit schnellen, schwindelerregenden Soli von Frontmann Niklas, der immer wieder die Nähe zum Publikum suchte, wenn er nicht wie ein aufgedrehter Troll über die Bühne hüpfte oder wie ein junger Elch in die Luft sprang. Unermüdlich drosch Daniel Israelsson auf seine Kessel ein. Unglaublich was für eine geballte Ladung Energie diese Band freisetzt und mit welcher Spielfreude die Jungs dabei sind. Am Ende ihres Auftritts wurden Truckfighters mit lang anhaltendem Applaus von der Bühne verabschiedet.

Besetzung:

Oskar „Ozo“ Cedermalm – Bass

Niklas „Django“ Källgren – Gitarre

Daniel „El Danno“ Israelsson – Schlagzeug

FuManchu

Es geht dem Ende entgegen und für diejenigen, die noch konnten und wollten, wurde nochmal alles geboten, was das Stonerherz begehrt. FuManchu entführten die Halle mit ihrem fuzzigen Bassgeknarze und druckvollen Gitarrensound in die trockene Wüste Kaliforniens. Gitarrist und Gründer der Band, Scott Hill, begeisterte das Publikum mit einer Mischung aus rauen Riffs und Soli auf seiner Plexiglasgitarre. Unterstützt wurde er dabei von Schlagzeuger Scott Reeder, der dem ganzen ordentlich Druck verlieh und dem wabernden Bassteppich von Brad Davis. Das ganze groovte wie eine Nähmaschine. Bis in die hinterste Reihe bewegte sich die Masse wie in einem riesigen Tanzsaal. Nach einer letzten Zugabe verließ ich die Markthalle erschöpft und zufrieden und machte mich auf den Heimweg in die Kirche St. Pauli. Bis zum nächsten Jahr.

Besetzung:

Scott Hill – Gitarre

Brad Davis – Bass

Bob Balch – Gitarre

Scott Reeder – Schlagzeug

Den Machern des Lazy Bones ’24 ist es mal wieder gelungen, ein Festival mit einem breiten Musik-Spektrum auf die Beine zu stellen, das keine Wünsche offen lässt. Die Mischung aus Stoner, Doom, Blues und Metal sowie von legendären und neuen, teils unbekannten Bands lädt zu einem Wochenendtrip nach Hamburg ein.

Bedanken möchte ich mich bei Sound of Liberation für die Akkreditierung und bei der Markthalle für die Gastfreundschaft….(mike)

Filed under: Konzertphotos, Live Reviews, , , , , , , , ,

Archiv

international – choose your language

Gavial - Broken von ihrem neuen Album "Thanks, I Hate It", das am 23.01.26 erscheint

November 2024
M D M D F S S
 123
45678910
11121314151617
18192021222324
252627282930  

Gib deine E-Mail-Adresse ein, um diesem Blog zu folgen und per E-Mail Benachrichtigungen über neue Beiträge zu erhalten. Informationen zum Umgang mit Deinen Daten findest Du in der Datenschutzerklärung.

Diese Artikel werden gerade gelesen:

Festivals, Konzerte, Tourneen + Veranstaltungen
Dream Theater - Quarantième: Live à Paris
Desertfest Berlin 2025 Columbiahalle und Columbiatheater - 23.05. bis 25.05.25
Crazy Chris Cramer - "...unterwegs"