
(jul) Willkommen in der Zwischenwelt. Liminal Choices, das vierte Album des Marburger Heavy Bluesrock Trios Apewards, ist ein Statement, ein Schwellenritual, ein analoger Soundtrack für eine Gesellschaft im Dauerzustand des Wandels. Schon der Bandname – Apewards – fühlt sich an wie eine evolutionäre Kampfansage. Der „Affe“ steigt auf, metaphorisch wie real. In einer Welt, die zwischen Egozentrismus, Klimakatastrophe, KI-Euphorie und kultureller Zerreißprobe taumelt, erinnern Apewards daran, dass der Aufbruch nie abgeschlossen ist. Planet der Affen lässt grüßen: Was, wenn der evolutionäre Kreis sich schließt? Wenn Intelligenz, Macht und Sprache sich neu sortieren müssen? Liminal Choices klingt wie die Platte, die im Hintergrund läuft, während die Menschheit am Abgrund tanzt – oder den Sprung wagt.
Produziert komplett analog im Red Roof Loftsound Studio, atmet das Album eine Tiefe und Ehrlichkeit, die man in der glattgebügelten Streamingästhetik selten hört. Es knistert, es lebt, es schwitzt und Nico Gehles Stimme hat eine unaufdringliche aber sehr klare Präsenz. Der Opener „The Call“ ist mehr als ein Intro – er ist Beschwörung, Vorahnung, der Moment vor dem Fall. Und dann beginnt die Reise mit „Hesitation“ – klingt gar nicht so zögerlich. Die Pre-Releases „Becoming“ und „Red Mountains“ sind bestens gewählt zum Reinhören und legen den Finger auf die Wunde: Selbstentfremdung, Aufbegehren, Transzendenz. Apewards verknüpfen fuzzy Riffs mit melancholisch-bluesiger Psychedelia, bauen mit jeder Strophe neue Ebenen auf, nur um sie im Refrain wieder einzureißen. Jeder Song wirkt wie ein Kapitel eines inneren Romans, voller Dilemmata, Brücken und Labyrinthe.
„A Standing Apart“ klingt wie Cream im Delirium, „Melancholia“ wie das Echo eines verlorenen Gedankens auf Band. In „Splendour of Waves“ schwappt das Meer der Möglichkeiten bedrohlich über die eigenen Füße, bevor „Machines In“ dich im düsteren Taumel mitreißt. Alles fließt, nichts ist sicher. Und genau das ist die Magie dieses Albums: Es lullt dich nicht ein, es zwingt dich zum Mitfühlen. Die Texte? Klar verbunden mit dem Konzept: Der Mensch im Schwellenzustand. Entscheidungen, die aus dem Bauch kommen, aber das ganze Leben umkrempeln können. Liminal Choices ist kein Album für klare Antworten. Es ist ein Spiegel für alle, die gerade nicht wissen, ob sie stehen bleiben oder loslaufen sollen.
Apewards liefern mit diesem Werk einen sehr vielschichtigen Meilenstein in Sachen atmosphärischer Erdung und spiritueller Aufladung. Wer in diesen Tagen nicht wenigstens ein bisschen lost ist, hat vielleicht nicht richtig hingehört oder stellt keine Fragen. Maybe I want to stay where I am…
VÖ: 23. Mai 2025
Label: Tonzonen Records
Tracklist:
- The Call
- Hesitation
- Thorns of Passage
- Toxic Trait
- Ashes
- A Standing Apart
- Splendour of Waves
- Machines In
- Becoming
- Homeward Bound
- Red Mountains
- Melancholia
Bass: Lukas Plümpe
Drums, Synths: Frank EckerleProduced by: Matt Korr
Co-produced by: Jennifer Geitz
Recorded, Mixed and Mastered by Matt Korr on analog tape at STUDIO RED ROOF LOFTSOUNDDesign: Manuel Lambertz
Find on:
https://apewards.bandcamp.com/album/liminal-choices
https://www.tonzonen.de/apewards
Kontakt: band@apewards.com
Release-Show-Tipp: 7. Juni 2025 im Trauma Marburg.
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