(mv) Voller Vorfreude auf drei Tage Dauerbeschallung mit bester Stoner -, Psychedelic -, Blues – Rock Musik machte ich mich auf den Weg ins sonnige Siegerland zum Freak Valley Festival nach Netphen. Genauer gesagt auf’s dortige AWO Gelände. Umringt von Wäldern und Wiesen, direkt an der Sieg, liegt das Festivalgelände in einem kleinen Industriegebiet. Was 2012 klein angefangen hatte, entwickelte sich binnen kürzester Zeit zu einem Mekka für Stoner – Rock und andere, schwer gitarrenlastige Musikrichtungen. Auch dieses Jahr pilgerten wieder ca. 3000 musikbegeisterte Freaks aus aller Herren Länder zum FVF, um bei sommerlichen Temperaturen ihren Musikgöttern Fuzz, Distortion, Reverb und Echo zu huldigen.
Während der kurzen Wartephase vor den noch verschlossenen Toren gab es schon die ersten Begegnungen und Begrüßungen mit Freunden und Kollegen. Und nachdem sich die Pforte zum musikalischem Paralleluniversum für die nächsten drei Tage öffnete, wurde eben das Ticket in ein Bändchen mit aufladbaren Chip getauscht, die Akkreditierung besorgt und ab durch den Kurzcheck mit den freundlichen Leuten von den Security. Vorbei an den Food – und Merchständen machte ich mich auf den Weg in Richtung Bühne. Hier herrschte noch die Ruhe vor dem Sturm.
Das sollte sich aber schnell ändern, als die diesjährigen Opener SARKH, instrumentaler Post – Rock mit einer Portion Metal, die Bühne betraten. Schon der erster Song „Zyklon“ aus ihren Album „Helios“ von 2023 ließ die ersten Ankömmlinge vor der Bühne versammeln und erahnen, was da noch kommen mag. Der knarrige, pumpende Bass von Falko Schneider sowie die abwechslungsreichen Riffs von Gitarrist Ralf Brachtendorf wurden durch das groovige Spiel von Schlagzeuger Johannes Dose untermauert. Nach diesem gelungenen Anfang erst mal schnell einen Frozen Yoghurt mit Erdbeeren gegen die Hitze. (Ich brauche so eine Maschine unbedingt für zuhause!)
Die nächste Band hatte eine weite Anreise: THE POLVOS!. Die fünfköpfige Combo aus Chile erfreute die immer größer werdende Menge vor der Bühne mit ihrem druckvollen Psychedelic – Rock. Mit dem Songs Acid Waterfall und Helios aus dem zweiten Album Floating (2023) eröffneten sie ihren musikalischen Reigen, der das Publikum zu wild zuckenden Tanzeinlagen animierte. Für mich das erste Highlight des Festivals.
Zwischendurch schnell meine Flüssigkeitstanks aufgeladen bevor THE THING aus Brooklyn, New York ihren rauen und authentischen Rock’n Roll auf die Meute abfeuerten. Sofort spielte sich das Quartett mit einer Mischung aus verschiedenen Genres der Rockmusik in die Herzen der nackenmassierten Zuhörer.
THE DEAD REDS aus Brighton, England überzeugten mich mit ihren als „all original dirty British blues, psych and rock and roll“ definierten Sound. Mit einer starken Bühnenpräsenz wechselte Sängerin Beth Lees ohne Mühen zwischen Gitarre und ihrer Querflöte. Dabei wurde sie songdienlich begleitet von Miles James akzentuiertem Mundharmonikaspiel. Den Teppich dafür lieferten Joss Love am Schlagzeug sowie Max Gibson an der Leadgitarre und Ollie Holland am Bass. Verzückt von den verspielten Melodien und umrahmt von bunt illuminierten Bäumen waberte und wobberte die Menge in den hereinbrechenden Abend.
Da bekanntermaßen ohne Mampf kein Kampf nutzte ich die Umbaupause bis zur nächsten Darbietung zur Nahrungsaufnahme an einem der vielen Foodstände. Thailändisches Pad Thai und ein schnelles Kaltgetränk sorgten für einen ordentlichen Energieschub. Mein Lob geht hier an die Thekenmanschaft die einen nie lange Warten ließ.

Gut gestärkt geht es wieder in den Graben. Hier erwartet mich JOOLS aus Leicester, England. Rauher Punkrock und eine energiegeladene Performance von Frontmann Mitch Gordon und Sängerin Kate Price ballerten auf das Publikum ein. Harte, wuchtige Drumbeats begleitet von einen stellenweise an The Cure erinnerten Gitarrensound lassen das Infield ordentlich zappeln.und headbangen.
Während Windhand aus Virginia, USA ihren dunklen, hypnotischen Doom zum besten gaben, schaltete ich mich in den Reservemodus. Gab es doch noch den Hauptakt des ersten Abends zu lauschen und da wollte ich zu 100% dabei sein.
MY SLEEPING KARMA aus Aschaffenburg sind sowas wie Urgesteine der Szene. Nach dem ihr Schlagzeuger Steffen 2023 an Krebs verstarb entschieden sich Seppi (Gitarre), Matte (Bass) und Norman (Soundboard) für ihren langjährigen Lichtdesigner André an den Drums. Meiner Meinung nach eine gute Wahl. Am Anfang zuerst die rituelle Umarmung mit Klängen zu Aphrodite’s Childs The Four Horsemen und danach versetzten die vier Musiker mit Songs wie Brahama, Prithvi, Ephedra und anderen bekannten Songs ihre Fans in eine tranceähnliche Ekstase.
Hypnotisierende Gitarrenriffs und wummernde Basslines, die hier und da eigene Melodien spielten, wurden angetrieben von treibenden Rhythmen. Mal leise und sanft und dann wieder laut und druckvoll wechselten sich die Passagen ab. MSK bildeten mit ihrem unvergleichlichen Sound einen musikalischen Kosmos, den sich keiner entziehen konnte. Mit Hymn 72, der ersten und einzigen Zugabe endete der erste Festivaltag. Beseelt und zufrieden machte ich mich auf den Weg in meine Pension nach Irmgarteichen. Morgen ist ja auch noch ein Tag. (Mike Vennen)
Filed under: Festivals, Konzertphotos, Live Reviews, Meinung, musikalische Sozialisierung, Freak Valley Festival, Freak Valley Festival 2025

























