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Nazca Space Fox & Wasteland Haze -Backyard Club e.V. Recklinghausen 20. September 2025

(pe) Der Backyard Club e.V. in Recklinghausen – Roter-Backstein-Charme, gemütliche Kellerkneipen-Atmosphäre, Salzstangen und Kerzen auf den Tischen und sympathische Charaktere wohin man auch blickt … und am Wichtigsten: obwohl der Club sich mittlerweile auch bei internationalen Szenehochkarätern wie Seedy Jeezus (Australien/NZ), High Desert Queen (USA), Skyjoggers (Finnland), No Man’s Valley (Niederlande), The Great Machine (Israel) oder El Perro/Radio Moscow (USA u.A.) als beliebte Auftrittslocation etabliert hat, bietet dieses kleine Juwel irgendwo im Recklinhausener Nirgendwo nach wie vor primär heimischen Bands, egal ob etablierte Profis, Amateure oder noch im Selbstversuchs-Stadium befindliche Newcomer die Plattform sich in einem fast intimen Rahmen von irgendwo zwischen 20 und 100 Musikliebhabern live zu präsentieren.

So auch am heutigen Samstagabend mit einer nahezu perfekt aufeinander abgestimmten Instrumental-Symbiose zweier Bands aus Düsseldorf und Frankfurt, die gestern den altehrwürdigen Bühnenteppich mal so richtig ordentlich ausklopfen durften…

 

Wasteland Haze aus Düsseldorf starteten in diesen Abend mit einer fetten Mischung aus Stonerrock und Doom: nach einem kurzknackigen Intro kredenzten die drei Herren uns neben ihren (laut Drummer Hendrik Dräger) „Gassenhauern“ Aftermath und Into The Wasteland ganze 4 neue Songs (auf der Setlist betitelt mit Demo 1 bis Demo 4 😉), teilweise rhythmisch etwas verspielter und melodischer wirkend als die bekannten Songs, perfekt unter die Haut und in die Ohren gehend – und so riiiiiichtig Bock schürend auf ein hoffentlich bald erscheinendes neues Album!!!

Wasteland Haze spielten sich dabei sichtlich elektrisiert den Allerwertesten ab: Bassist Christian Lastowski hielt es am Ende nicht mehr auf der Bühne und er mischte sich samt wummerndem Bass unter das wie zustimmend kopfbangende Publikum, während Björn Lepper bei Demo 4 an der Gitarre mal den Slider auf den Finger setzte, damit dem Sound eine astrein klingende spannende neue Note beimischte, und nach der letzten gespielten Saite des Wasteland-Abends erschöpft aber glücklich rücklings ins Equipment krachte während Schlagzeuger Hendrik Dräger sich freudig grinsend höflich bei den begeisterten Zuhörern bedankte.

Ein exzellenter, energetischer und mitreißender Auftritt bei dem die Band viel Neues gewagt („ähem … kleine Holprigkeiten…“ haucht Hendrik überselbstkritisch nach einem der Demo-Songs ins Mikro – natürlich hat diese wie immer nur die Band selbst und nicht ein einziger Anwesender aus dem selig grinsenden Publikum wahrgenommen!) und am Ende alles gewonnen hat und vom Publikum entsprechend gebührlich abgefeiert wurde!

Es folgten Nazca Space Fox aus der Nähe von Frankfurt, und was die drei Jungs da aus den unendlichen Weiten von Space-, Desert-, Psychedelic- & Post-Rock-Spektren auf die Bühne brachten, ließ die Münder der Anwesenden gerne mal maulsperrenweit offen stehen:

zwischen dünnst-eisig zerbrechlichen Parts, rauen Ausflügen in dürreversengte Wüstenszenerien bis hin zu orbitverlassenden sphärisch-mäandernden Ausflügen in kosmische Gefilde zelebrierten Mathias „Matze“ Gaul an der Gitarre, Stefan Bahlk am Bass und Heiko Vollweiler am Schlagzeug nach dem Opener „Windhund“ ihr komplettes aktuelles Album „Ceres“, und ließen sich nach dem eigentlich letzten geplanten Song „Space Drift“ durch den lautstarken Ein-Wort-Einwurf „Weltraumorgel!!!!!“ von BC-Herbergsvater Bernd Krüger nicht lange bitten und beschenkten die Anwesenden mit einem grandiosen melodischen Finale voller insbesondere gitarristischer Finessen, die noch lange nach dem Nachhauseweg im Kopfe nachhallten: schon im vorletzten Song der Setlist „Echo Control Device“ (eingeleitet mit den Worten: dieser Song ist extrem schwierig zu spielen, aber wir spielen ihn für Euch natürlich trotzdem!) zeigte Gitarrist Matze, wozu er an seinem Instrument fähig ist: beidhändig bearbeitet er in mehreren Passagen rhythmisch und handwerklich äußerst komplex ausschließlich den Gitarrenhals und bringt dabei Melodien von einem anderen Stern zum Vorschein. „Puh, ich bin echt mental erschöpft jetzt“ entfährt es ihm sichtlich erleichtert nach diesem 15-minütigen Monstersong und lässt ihn kurz seinen Hut zur Kopfhautkühlung lüften.


Die Musik von Nazca Space Fox beschreibt gefühlt landschaftliche Szenerien, würde sich aber gleichzeitig auch perfekt als Soundtrack zu Aufnahmen vom Hubble-Teleskop eignen. Sie lässt konkrete Bilder von Natur und irdischer Weite, aber auch abstrakte Muster von Zeit und Raum im Kopf entstehen. Und es macht einfach nur eine Riesenfreude, sich live auf diese Reise mitzubegeben…

Es ist und bleibt im Fazit wahrlich wunderbar und gleichzeitig immer wieder erstaunlich, wie beide Bands an diesem Abend es geschafft haben, sich von der doch mittlerweile äußerst großen Bandbreite an instrumentalen Stonerbands durch ihre ganz ureigene musikalische Individualität und Identität abzuheben, herauszuragen … und letztlich supernovasonnenhell zu scheinen!

Danke an das Team vom Backyard Club, Sándor Szabó für den hervorragenden Sound und die feine Lightshow, und natürlich an Wasteland Haze und Nazca Space Fox für diesen Abend der Spitzenklasse! 🙏

(peter)

Setlist Wasteland Haze:

1. Intro
2. Demo 1
3. Demo 2
4. Aftermath
5. Demo 3
6. Tidal Shapes
7. Into The Wasteland
8. Demo 4

Setlist Nazca Space Fox:

1. Windhund
2. Weltraumwind
3. Parrot
4. Quiet
5. Watching The Weather
6. Echo Control Device
7. Space Drift
Encore: Weltraumorgel

Weblinks:
https://nazcaspacefox1.bandcamp.com/

https://wastelandhaze.bandcamp.com/

Filed under: Doom, Konzertphotos, Live Reviews, Postrock, Psychedelic, Space, Stoner, , ,

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