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Clostridium Labelnight Vol.IV- Pauluskirche Dortmund am 11.10.2025

Von Jules und Volker kursiv (Fotos: Volker und Karo) – RockBlogBluesSpot
„Liebe Freunde …“
Mit diesen Worten eröffnet Volker Fröhmer den Abend – eine Szene-Geste, die längst Markenzeichen ist: vertraut, echt, verbindend.
Die Pauluskirche in Dortmund füllt sich langsam, das bunte Licht fließt über Kuppel und Säulen, das Publikum ist eine Mischung aus Label-Familie, Musikerfreunden und echten Szene-Veteranen. Es riecht nach Vinyl, Bier und Vertrauen.
Backstage wird zwischen Chaos, Kuchen und Kartoffelsalat gelacht, gefachsimpelt und gechillt. Eine Atmosphäre wie Geburtstag bei der Großfamilie. On Stage wird das Licht von Ute und Peter Petersen erschaffen, der Sound liegt in Sandor Szabos sicheren Händen – 40 Jahre Tontechnik-Erfahrung, hörbar in jeder Nuance.

Es geht los mit Jewelled Moon
Matze Nill (Vocals/Guitar), Jens Eberhardt (Keys), Oli Wutz (Bass) und Mike Stadel (Drums) eröffnen den Abend mit einer Souveränität, die man nur haben kann, wenn man sich schon einmal verloren und wiedergefunden hat. Pünktlich um 19 Uhr beginnt der Fluss. „Desert“, „Night On The Beach“, „Ride“ – ein Dreiklang, der sofort zeigt, dass Jewelled Moon nicht einfach nostalgisch schwelgen, sondern ihre eigene Sprache im Hier und Jetzt sprechen. Orgel und Rhodes pulsieren wie weiches Plasma, die Gitarre legt feine Schleifen darüber. Der Kirchenraum antwortet mit einem Hall, der alles größer, aber auch verletzlicher wirken lässt. Besonders stark: der neue Song „We’ll Meet Again“ – offener, fließender, weniger Prog, mehr Gefühl. Phantastisch mit Petersens Projektionen illuminiert. Und ja, stellenweise blitzt da etwas von Joe Bonamassas Blues-Schmelze auf – nicht in Soli oder Speed, sondern in dieser Fähigkeit, den Song führen zu lassen, statt ihn bloß zu füllen. Ein Set, das nicht beeindrucken will – sondern an das erinnert, was Musik sein kann, wenn man sie lässt.

Weltraum
Das musikalische Projekt Weltraum startete 1999 nicht im Weltraum sondern im Soester Raum und spielt, in wechselnden Formationen, aber immer mit der Konstante Dennis hinterm Schlagzeug, einen sehr stark psychedelischen und spacigen Mix durch Zeit und Raum und die heutigen sechs Musiker schossen uns abwechselnd ab oder versetzten uns in Trance. Die Burg Herzberg Festival Höllenschuppen Dauergäste improvisierten unter der Kirchenorgel nicht nur gewaltige, ausbrechende Klangreisen, sondern auch in sich gekehrte, die zusammen mit den Projektionen des Flensburger Ehepaars Petersen 75 Minuten alles Schwurbelirdische dieser Tage vergessen ließ. Selbst die gewaltigen Orgelpfeifen hinter der Bühne erstrahlten nicht nur durch die Petersen Mond- und anderen fahrten auf Zelluloid ob der gespielten Töne: was für eine irdische Reise ins Unirdische! Manchmal fühlte ich mich, auf wunderbare Weise, völlig losgelöst und schwerelos…..

 

Black Charger
Eigentlich hätten Kombynat Robotron gespielt, doch aufgrund einer krankheitsbedingten Absage übernimmt das Trio aus Osnabrück: Christian (Guitar/Vocals), Stephan (Bass) und Uli (Drums). Die Jungs nehmen die Challenge an und reißen, soeben aus Telgte angereist, in der Kirche ihren zweiten Gig des Abends ab, als wäre es ihr Hausaltar. Ihr Debütalbum Small Town erscheint Ende Oktober bei Clostridium Records – und der Auftritt fühlt sich an wie eine erste, rohe Messe. Sie eröffnen mit „Liquor Store“ und „Gimme a Gun“, wuchten sich dann mit „Small Town“ und „Grey“ durch den Raum.
Der Bass lässt das Kirchenschiff vibrieren, das Schlagzeug schiebt trocken, und Christians Gitarre zieht staubtrocken wie ein heißer Wind durch das Set – kein virtuoses Feuerwerk, aber ein ehrlicher, erdiger Strom, der die Songs trägt.
Gegen Ende markieren „Somewhere Some Woman“ und „No One“ den Kurs der Band: kantiger Stoner Rock mit Herz, Staub und Haltung.

MAJOR
Zum Abschluss: Major, das Trio aus Regensburg, das mit seinem selbstbetitelten Debüt (Release August 2025) direkt eingeschlagen hat. Joe (Guitar/Vocals), Marco (Bass) und Hannes (Drums) spielen, als hätten sie Lava im Blut und Metronome im Kopf. Major waren für mich die Überraschung des Abends – einmal mehr bewahrheitete sich: Never judge a book by its cover. Die drei wirken auf den ersten Blick nicht, als würden sie zusammengehören, doch was sie dann energetisch auf die Bühne zauberten, riss selbst die zu sehr vorgerückter Stunde nur noch halbgefüllte Kirche mit. Ihre Spielfreude wirkte ansteckend, ihr Zusammenspiel roh und lebendig – ein Finale, das nachwirkte.

Das Publikum schwankt zwischen andächtigem Kopfnicken und ekstatischem Mitwippen. Major – das ist ehrlicher, druckvoller Rock.

Nachklang
Clostridium Records bleibt das, was diese Szene braucht: ein Zuhause für Musik.
Gleichzeitig steht die Pauluskirche sinnbildlich für einen Ort friedlicher Zusammenkunft. Wie oft leben Freundschaften gerade aus Nähe, Gewohnheit, Achtsamkeit, Neugier und Gemeinschaft.
Der Pfarrer, der hier die kulturellen Veranstaltungen ermöglicht, schafft einen Rahmen, in dem Musik, Menschen und Werte auf selbstverständliche Weise miteinander verschmelzen.
Label-Chef Andreas Krüger steht am Ende des Abends mit einem Bier und diesem typischen Krüger-Grinsen im Kirchenschiff – zufrieden, stolz, müde vielleicht, aber schon voller Pläne fürs nächste Mal. Die Clostridium Label Night war kein lautes Spektakel, sondern eine Erinnerung daran, warum wir das alles tun:
Weil Musik, Gemeinschaft und ein ehrlicher Kartoffelsalat manchmal alles sind, was man wirklich braucht.

Ein herzliches Dankeschön von Volker und mir im Namen von RockBlogBluesSpot für die Einladung und die Möglichkeit, diesen besonderen Abend als Gäste genießen zu dürfen.

Text: Jules und Volker

Fotos: Volker & Karo

Label: clostridium Records

#ClostridiumLabelNight #StonerRock #JewelledMoon #BlackCharger #Major #PsychedelicRock #LiveReview

Filed under: Konzertphotos, Live Reviews, , , , , , ,

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