(peter + kursiver volker) Spätestens seit Michael Jacksons Video zu „Black or White“ sind wir alle im Bereich der Videotechnik mit dem Begriff „Morphing“ vertraut. Dass dieses Morphing auch auf rein akustischer Ebene möglich ist, das bewiesen am heutigen Abend Mars Red Sky und Monkey3 aufs Eindrucksvollste, denn dieser Konzertabend war das, was man wohl am ehesten mit einer Transformation von zwei Bands zu einer sogenannten Supergroup beschreiben kann.
Schon beim Betreten des Duisburger Bora-Clubs war mit einem Blick auf die Bühne klar, dass hier heute Abend Großes geschehen würde, denn nie zuvor hat man eine Bühne bepackter mit Equipment gesehen, als an diesem Abend – immerhin sollten hier sieben (!) Musiker mit ihrer (bis auf das Soundboard als einziges Solo-Instrument) doppelten Ausstattung der Standard-Instrumente Drums, Gitarren, Bass Platz finden!!!
Für die eingangs erwähnte Transformation hatten die beiden Bands einen ganz besonderen Spannungsbogen entworfen:
Den Beginn machten Mars Red Sky mit einer 40-minütigen Darbietung von Klassikern aus ihrem ureigenen Repertoire und wählten dabei einen wunderbar psychedelischen Ansatz bei der Songauswahl, während die Videotechnik Aufnahmen von Delfinen, Zugvögeln und Bildern aus dem Weltall permanent im Wechsel mit Atombomben-Explosionen und daraus resultierenden Feuerwalzen auf die erhaben über der opulenten Bühne thronende Leinwand projizierte.
Julien Pras als ruhiger Pol in der Mitte spielte dabei wie immer recht unaufgeregt die feinsten Melodien, unterstützt von seiner meist falsettartig klagenden Stimme und stärkstens kontrastiert bzw. konterkariert durch Jimmy Kinast´s heftig verfuzztes Basswummern und Mathieu Gazeau´s druckvolles Pflegen seiner Trommelfelle.

Zwischendurch kullerte das kurz zuvor von Julien benutzte Slideröhrchen über die Bühne, blieb hinter ihm liegen und erwartete ein Aufhebverfahren, das auch etwas später erfolgte, da es noch gebraucht wurde im nächsten Song.
Nach 40 Minuten angenehmsten psychedelischen Wegfliegens erlebte das Publikum dann die erste Stufe der Transformation als die komplette Mannschaft von Monkey3 die Bühne betritt und beide Bands gemeinsam einen Song von Mars Red Sky zum Besten geben. Der erste Eindruck dessen, was am Ende der Verschmelzung zu „Monkeys On Mars“ werden sollte war gewaltig, denn der plötzlich quasi instrumental „verdoppelte“ Sound brachte die Hosenbeine schon mal ordentlich zum Flattern.
Nach diesem gemeinsamen Song überließen Mars Red Sky ihren Kollaborateuren von Monkey3 das Spielfeld und es folgten weitere 40 Minuten reinen Genusses von der anderen Medaillenseite des Monkeys On Mars – Projektes …
Vorhang auf für Monkey3: Boris – Gitarre, Growlgesang, Guillaume – Soundboard Derwisch, Jalil – Bass und Walter – Schlagzeug betraten locker und lässig die Bühne, begeistert empfangen von vielen, beinharten Fans, die, so wie ich, diese Band vergöttern. Seit ich sie das erste Mal beim Orange Factory Festival 2011 in Leuven in Belgien erlebte bin ich ihnen verfallen.
Sie boten uns zuerst ein 40-minütiges Potpourri aus ihrem 2024er Album „Welcome To The Machine“, wobei sich wieder mal für mich herausstellte, dass Boris wahrhaftig einer der letzten Gitarrenhelden dieses Planeten ist, ohne Wenn und Aber. Alleine seine Mimik bei seinen Saitenreisen: die volle Inbrunst beim bearbeiten und bestreicheln der Gibson…..Guillaume: unglaublich wichtig für das Bandgefüge mit seinen großartigen Sound-Kreationen, eine Völlerei sondergleichen. Und er hält alles zusammen. Jalil ist der Bühnenberserker des Quartetts: Sonnenbebrillt, mit Lässigkeit und Konzentration und auch bester Mimik haut er die dollsten Bassläufe in den Gesamtsound während Walter drischt, drückt, unterfüttert, berserkert, brilliert.

Nach diesem gewaltigen Erlebnis gab es dann noch eine Zusammenkunft mit Julien, Jimmy und Mathieu und wir steuerten einer Eruption zu: Through The Desert aus ihrem Album „Beyond The Black Sky“: ein Monolith der DesertZone, ein Stonehenge der Stonerszene, ein Steinernes Meer von Song, die Externsteine des Genres StonerRock. Da flatterten den Sieben da auf der Bühne alle Herzen zu, was für ein ultrafett bratendes Brett!
Und dann passiert als Höhepunkt des Abends eben genau das, was man durch die Fusion des jeweils Besten aus zwei Welten erhält: Monkeys On Mars, die dem Publikum in knapp 25 Minuten die beiden Stücke „Seasonal Pyres“ und „Hear The Call“ ihrer just erschienenen EP als endgültig zu einem Ganzen transformierte und zu einer komplett neuen Einheit verschmolzene Band präsentieren. Zwei etablierte Bands vereinen ihre Klangwelten und eröffnen komplett neue Klangwelten deren Länge tiefe atmosphärische Entwicklungen innerhalb der Songs erlaubt und verwirklicht:
Der Stil von Mars Red Sky lässt sich zwar als fuzzy und schwer beschreiben, bei MRS steht jedoch definitiv eine eher träumerische Gesamtstimmung im Vordergrund, melodiös, songorientiert und eher introspektiv mit Julien Pras´hoher, fragiler Stimme als Markenzeichen, die einen irre starken Kontrast zu den tiefgestimmten Fuzz-Riffs zeichnet.
In Gegensatz hierzu ist der Sound von Monkey3 in der Regel eher episch, cinematisch, extrovertiert angelegt, baut sich über lange instrumentale Spannungsbögen mit viel Delay und (bei MRS nicht vorhandenen) Synth-Layer auf und ersetzt die fehlende Stimme durch eine kristallklare Lead-Gitarren-Melodik, die auch am heutigen Abend so manches mal Pink Floyd´sche Vibes durchscheinen lässt.
Und genau diese Unterschiede vermögen Monkeys On Mars in ihrem Zusammenschluss innerhalb der beiden Songs auf perfekte Art zu vereinen, aus ihren beiden ureigenen Welten quasi das Beste herauszudestillieren und zu einem derart vielschichtigen neuen Sounduniversum zu verdichten, das dem Zuhörer an diesem Abend fast schwindelig wird vom Ideenreichtum innerhalb der Songs. Da präsentiert sich beispielsweise „Hear The Call“ mit seinem zu Beginn eindeutig Mars Red Sky zuzuordnenden traurig-schönen Hauptthema um das sich nach und nach Monkey3-typische Synthie-Klänge herumwickeln, sich vereinen, und final fast schon symbiotisch Boris De Piantes engelsgleich klare und sphärische Gitarre mit der Wucht von Jimmy Kinasts wummernd tiefen Bassläufen in absoluter Perfektion und komplett untrennbar voneinander kernverschmelzen.
Und verschmolzen sind nach wie im Flug vergangenen 120 Minuten auch Publikum, Band und Musik, jeder möchte jeden nach dem letzten verklungenen Ton am liebsten in den Arm nehmen und ein ehrfürchtiges und erschöpftes „Gut gemacht!“ ins Ohr flüstern und das soeben Erlebte bei einem eiskalten KöPi nochmal ganz in Ruhe und Glückseligkeit verarbeiten.
Es bleibt zu hoffen, dass das Projekt Monkeys On Mars keine Singularität im gemeinsamen Kosmos von Mars Red Sky und Monkey3 bleiben wird, denn in der Fusion der beiden Bands liegt gefühlt noch so viel mehr Unentdecktes an sphärischen Räumen, Tonarchitekturen, Frequenzlandschaften und sonischen Musik-Erfahrungs-Kosmen das unbedingt ausgelotet, erforscht, entwickelt und auf die Bühne gebracht werden will!!!
Wir bedanken uns bei den wackeren sieben Musikern und bei Joe Schmidt für die Akkreditierung, DANKE!….(Peter und Volker, Photos Volker)
MONKEYS ON MARS ARE:
Julien Pras: vocals, guitar (Mars Red Sky)
Boris De Piante: guitar (Monkey3)
Jimmy Kinast: bass (Mars Red Sky)
Jalil Perrenoud: bass (Monkey3)
Mathieu Gazeau: drums (Mars Red Sky)
Walter Albrecht: drums (Monkey3)
Guillaume Desboeufs „dB“: keys & sounds (Monkey3)
Playlists:
2026 folgen die nächsten Auftritte dieser phantastischen Bandzusammensetzung!
Filed under: Konzertphotos, Live Reviews, Bora Duisburg, Mars Red Sky, Monkey3, Monkeys On Mars - Bora Duisburg am 19.10.2025




