(yv) Ja, tatsächlich schon die Neunte…
Am 21. November erschien bei Stickman Records das neueste Werk der drei so sympathischen Herren aus Dänemark. Sieben Tracks, natürlich wieder durchnummeriert, mehr oder weniger abgefahrene Fantasienamen für Instrumentalmusik macht ja sonst fast jeder.
Christoffer Brøchmann Christensen ,Nicklas Sørensen und Christian Becher Clausen sind (meines Wissens nach seit 15 Jahren) bekannt für ihren ganz eigenen Stil, einen Sound mit herausragender Duftmarke quasi, herrliche Platten für die gepflegte Dauerschleife.
Na dann wollen wir mal:
IX.I Sanfte Töne, gläserne Klänge, samtiges Bassgeplänkel und eine Gitarre wie unter Wasser, das ist als ob der eine oder andere dicke Meeressäuger die Fluken im Spiel hätte. Ein Schweben und Gleiten, schneller und schneller, hatte fast vergessen, auf welche unglaublichen Reisen über’s Meer und anderswo uns diese drei Magier entführen können. Treibt mir schier das Wasser in die Optik. Vertonte Glückseligkeit. Ich sehe nur noch glitzernde Wellen.
IX.II. Palimpalim, der Bassmann ist da. Hypnotisch-repetitives Zusammenspiel, die Rübe schwingt hin und her, und wenn tanzen und schreiben zugleich besser funktionieren würde, wäre das gerade hilfreich. Yeah, Tamburin, Trommeln und ab dafür, die Gitarre orgelt wie besessen und der Bass poltert, wie es schöner kaum sein könnte. – hier kurzes Intermezzo zum Anatomie schwingen reindenken –
Unfassbar verspielt bei gehirnschmelzender Meisterschaft. Wie ich gerade zu Volker sagte: Die Kerle sind gereift, aber null gealtert.
IX.III Ein Anflug von Melancholie, der Sound erinnert mich an das herrliche Album IIII, ganze elf Jahre ist das schon alt, aber zeitlos. Nur wird hier den Klängen noch mehr Raum gegeben, als ob sie dieses eher ruhige Stück in einer großen leeren Konzerthalle spielen würden. Man muss sich etwas mehr drauf einlassen als bei den ersten beiden Tracks, dafür hat man bessere Gelegenheit die jeweiligen Leistungen detaillierter wahrzunehmen. Hohe Instrumentalkunst und kompositorisches Feinstgefühl.
IX.IIII Aha, auf in den Dschungel oder so. Scheinbar war da jemand mal in Afrika, Rhythmus, bei dem man mitmuss, um mal eine Plattitüde zu bedienen. Hm, vielleicht doch eher Südamerika? Egal, Papir-Weltreisen laden dich herzlichst ein, nimm Platz, schließe die Augen und steige aus den eigenen Hirnwindungen und -wirrungen aus. Man wagt leicht jazzigere Riffs, endlos plinkert und scheppert sämtliches Schlagwerk und drüber ergießt sich ein cremiger, ebenmäßig glänzender Bass-Schokoguss. Die Katze neben mir guckt verwundert.
Saiten-Echos wie ein Steinwurf in einer wassergefüllten tiefen Höhle, und weiter geht die Reise, die Klänge ziehen weite Kreise. (hach wie poetisch)
IX.IIIII Leise summt und brummt es aus fernen Sphären, die Band zoomt sich heran, schwer verträumt und mit sanftem Schritt. Lavalampe in Musik gefasst, alles fließt hin und her und ineinander. Ich muss an einige Großmeister der späten 60er und frühen 70er denken, die Herren Green/Kirwan/McVie. Ohne Percussion und doch komplett, so ziehen wir dahin, schnörkeln uns durch die eigenen Gehörgänge.
IX.IIIIII Nahtloser Übergang, dann erwacht mit einem Schlag die Rhythmus-Fraktion und tut, wofür wir Papir so lieben, treibend, stetig zirpend, puckernd und zum trance-induzierenden Kopfneigen einladend. Solch gediegen-sanfte Musik, trotzdem mitreißend, berührend, quasi Kuschelrock für den geneigten fortgeschrittenen Adepten der Randgruppenmucke.
IX.IIIIIII Holla, die Waldfee schwingt nochmal den Huf, tschik tschik tap, ein ganzer Schwarm fetter Hummeln quellen aus dem Bass, Präzisionsdrums und virtuose Hüpfegitarre, Dadada, dadada, wie geil.
Ein Blick auf den Balken der Musik-App, hoffend, dass dieses Stück ewig währen möge. Die gesehene Zahl beruhigt mich. 21irgendwas.
Nicklas’ Gitarre schraubt sich endgültig in den allerletzten Winkel des Nervensystems, und was Christian und Christoffer qua Musik mit meinem Geläuf und der sonstigen Physis anstellen ist einfach nur faszinierend.
Ein etwas ruhigeres Intermezzo zum Stelzen sortieren und Balance finden, dann reiten und springen wir weiter von Ton zu Ton, voll umgarnt, total drin, Wortfindungsstörung ahoi,
Un-inWorte-fassbar. Und wunderschön.
Alles scheint gemächlich von dannen zu driften, wieder bilde ich mir Peter Green-Gedächtnisakkorde ein, wabern, schweben, gleiten, der Kreis zu IX.I schließt sich.
Ein tiefer Atemzug.
Wow. Danke…..(yvonne)
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