(as) „Hathors“ bezeichnen ihr jüngstes Album als Neuanfang, doch im Grunde genommen ist bei den Musikern aus Winterthur alles beim Alten geblieben … und zwar zu Recht.
Auf ihrem vierten Album bleibt die Band also im Besten Sinn bei ihren Leisten. „Grief, Roses & Gasoline“ ist ein durch und durch traditioneller Noise-Rock-Brocken im Geist der 1990er und kann in dieser Form eigentlich fast nur von Szene-Veteranen aus Mitteleuropa stammen, die zumindest in diesem Genre wesentlich widerstandsfähiger gegen den vermeintlichen Fortschritt sind als die überdurchschnittlich trendgerechten Briten und Amerikaner. Nichtsdestoweniger liegen die Einflüsse der Gruppe immer noch bei den frühen (besten) „Melvins“, in der Wüste der US-Westküste (die allgegenwärtigen „Kyuss“) und gerade in Bezug auf die schnelleren Nummern am Rand des kurzlebigen Rummels um die vielen „The“-Kapellen kurz vor und nach der Jahrtausendwende.
Daraus ergibt sich eine denkbar optimale Kombination aus Stoner-Kram ohne verkiffte Lethargie (das sonnige und auf den Gesang fokussierte „It Takes Forever“, das beinahe poppige„Sleepwalker“) und mit reichlich Rotz beschriebenen Gesten wie das seinem Titel vollends gerecht werdende Geschoss „Rock This Town“ oder „Revolver“, alles auf pfiffige Weise gespickt mit jenem gerüttelten Maß an Störrigkeit, das diesen Sound immer am Einzug in den Mainstream gehindert hat. Einzig mit „The Valley“ hat sich ein in höchstem Maß melodischer Ohrwurm eingeschlichen, der prinzipiell das Potenzial hat, ein Hit in beliebigen Alternative-Charts zu werden.
Dort hat er als Liebhaber-Stil auch gar nichts zu suchen; „Hathors ihrerseits stagnieren unter diesen Voraussetzungen zwar qualitativ auf hohem Niveau, doch selbiges müssen die wenigen anderen, die man mit ihnen vergleichen könnte, erst einmal so mühelos erreichen. Als Anspiel-Tipps empfehlen wir den reißerischen Opener „Where Were You“, das konträr dazu ruhigere „Desaster“ und das melancholisch zurückhaltende „The Less You Know (The Better)“ in der ungefähren Mitte des Stimmungsspektrums.
Label: Noisolution
Where Were You
It Takes Forever
Sleepwalker
Desaster
Rock This Town
The Valley
Give It Away (For Her)
The Less You Know (The Better)
Loose Ends
Revolver
Apathy
Andreas Schiffmann
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