(vo) Irgendwann werde ich mal einen Blues schreiben über die Autobahn 3, die bei Elten an der Niederländisch-Deutschen Grenze beginnt und hinter Passau an der Deutsch-Österreichischen Grenze endet und in die A 8 in Österreich übergeht: Ich hab sie mit meinem roten Gokart der Marke Twingo in den letzten Jahren ab Autobahnkreuz Hilden so oft befahren, meist, wie in dem jetzigen Fall, Richtung Süden, und sie verflucht und beschimpft….auch heute musste sie wieder für knapp 260 km meine Nerven strapazieren, aber: was unternehme ich nicht alles um gute Musik zu erleben, zu spüren, sie zu feiern, gute Leute treffen, Erinnerungen austauschen, neues planen….. Die zweite Ausgabe des Praise The Fuzz Festivals stand nicht nur auf meinem Musikspeisezettel sondern auch auf dem einiger Hundert Schaulustiger! Veranstaltet von der Stadthalle Lohr und Sound Of Liberation erwartete uns eine Teilnehmerliste die Vielfalt in Sachen Sound versprach und natürlich hielt und das in einer sehr geeigneten Location.
Um 15:30 Uhr legte das Duo Infernal, Franz-Mikro, programmierte Begleitband und Walter-Fuzz, Fuzz und Fuzzgitarre, los: zu loben und zu preisen, auf ihre Art und GaragePunk Weise, dem Festivalmotto zu Ehren und es zu ehren! Und ich fand die Idee von Tommy, einem der beiden Veranstalter, den Auftritt vor die Halle zu stellen, sehr gut. Die Nachmittagssonne wärmte die Musik der beiden Jungs zusätzlich auf. Zusammen mit Franz gab es später am Abend in einer Pause noch eine nette Gesprächsrunde: zusammen mit Julie, einer Tischlerin auf der Walz und Kennerin der Stonerszene – sie möchte gerne in 2025 bei unserem Freak Valley Festival beim Auf- und Abbau helfen, sie frug mich danach – und Bela, Bassmann bei Lucid Void, der mit den SOL Merch betreute.
Eva, Marie, Miriam und Pauline sind Lurch, eine immer mehr be- und geachtete Psychedelic Heavy Band aus Wien, die ich in 2023 beim Stick&Stone Festival in Osttirol erstmals live erlebte und die mich und etliche Festivalisten begeisterte. So natürlich auch an diesem Nachmittag. Ihre nicht nur instrumentalen Songs sollen, neben live auch demnächst nicht nur digital zu erwerben sein, ich freue mich. Wenn ich das richtig gehört habe dann spielten sie auch ihre drei bei Bandcamp zu hörenden Songs „10, Croque Mama und Shoota“: heavy, gut losgehend, psychedelisch. Und ich finde, wenn du einen knapp 5-minütigen Heavybrecher wie „Shoota“ bringst sollte der auch genug Ideen beinhalten damit es nicht langweilt: und das tut er zu keiner Sekunde. Prächtig, dieser und der andere vorgetragene Stoff der Mädels! Ich kann mir sehr gut vorstellen dass sie für 2025 auf einigen Festivalbookingzetteln auftauchen.
Zement: Als ich die Musik von Christian und Philipp vor knapp drei Jahren kennenlernte – mit ihrem Album Schleifen, hier meine Rezi dazu – beamte ich mich zurück in meine musikalische Sozialisierungphase in Sachen Elektronik/Motorik so ab 1973, als ich u.a. mit Kraftwerk, Neu!, Herrn Schulze, Tangerine Dream meine musikalischen Horizonte erweiterte. Die Liebe zu dieser Musik ist auch heute noch sehr stark in meinen Genen präsent, auch durch eine Band wie Zement, die die damaligen Rauscherlebnisse ins hier und jetzt transportierten und transportieren. Und so einen Rausch erlebte ich auch ab 17:15 Uhr, als die beiden mit uns abhoben: ins Firmament um die Fixsterne noch mehr zu erleuchten. Mannoman, war das ´ne Reise. Ich verneige mich und mir tut heute noch der Nacken weh ihr Hunde….
Magic Shoppe: eine mir unbekannte Band die ich aber nach ein paar Minuten in mein Langzeitgedächtnis verankerte. Hall und tiefgestimmte Saitentöne sind ja eh was für mich, ich mag z.B. Sonic Jesus und New Candys, die ja auch tiefergelegten Sound aufführen. War also spannend für mich diese Art Musik mitzunehmen…..
The Dharma Chain guckte ich mir nur ein paar Minuten an (mein Magen brauchte Zuwendung und es gab wunderbar zubereitete Spätzle mit Rotkohl) denn ich sah sie vor ein paar Wochen beim Hoflärm: dort bekam die ursprünglich aus Australien stammende Band, die jetzt in Berlin residiert, einiges an Zuneigung für ihre Musik zu spüren: Psychedelia ist ihr Hauptanliegen, wunderbar sanfte Reisen mit mehrstimmigen Gesangslinien, herrlich.
The Gluts: Das Milanesische Quartett sorgte für die etwas härteren Klänge in der Stadthalle und Signore Campana, die Frontsau, so nenne ich ihn mal respektierlich, gab uns u.a. den Mikrokabelpeitschenschwinger und den „in die Fresse“ Gesang, im wahrsten Sinne der drei Worte. Postpunk nennen die Vier ihr Gebräu, das die Halle ein bisschen beben ließ.
Naxatras: das ist sehr gut gereifter griechischer Wein den die Vier da kredenzen in mittlerweile ihrem 12ten Bestandsjahr, und ihr Sound kreiert wunderbare Reisen in´s Hier und Jetzt: psychedelisch, manchmal träumerisch, mitunter ein bissel vertrackt aber immer schlüssig unsperrig. Ihre Alben besitze ich eh alle deshalb konnte ich an ihrem Merchstand auch ohne Vinylkauf überleben.
Die Headliner Colour Haze: wie oft hab ich sie in den letzten Jahren erlebt, 30 mal? Bestimmt. Ob auf Festivals oder in Clubs: Jan, Manni, Mario und Stefan sind eine Bank bei jeder Sause. Den besonderen Gitarrensound, den Stefan kogliert, Quatsch, den er erzeugt. Das unmöglich gute Schlagwerkhandwerk von Manni, das für mich öfter nicht von dieser Welt scheint. Das wunderbar groovende Bassspiel von Mario. Und die perfekt eingeschobenen Klänge der von Jan bedienten Tasten: Das war mal wieder beeindruckend.
Beeindruckt möchte ich mich allerherzlichst bei Matte und Tommy für die Einladung bedanken, bei allen guten Geistern vor und hinter den Theken, bei den Merchern und bei vielen Freunden und Bekannten. Auf 2025, auf Praise The Fuzz, Danke!….(volker)
Filed under: Konzertphotos, Live Reviews, Colour Haze, Electric Jugs, Lurch, Magic Shoppe, Naxatras, Praise The Fuzz Festival Stadthalle Lohr/Main am 28.09.24, Sound of Liberation, Stadthalle Lohr/Main, The Dharma Chain, The Gluts, Zement



