(jul) Text (mv) Foto “Ich frage mich, wie mein 15-jähriges Ich darauf reagiert hätte” so Sänger und Gitarrist Danny von DAILY THOMPSON noch komplett überwältigt von den News. Erst kurz vor Tourstart wurde publik, dass die Band aus Dortmund die 35th Anniversary Tour der legendären Space-Rocker MONSTER MAGNET als Support begleiten wird.
Zu früh gefreut, Danny? Tourabsage? Der erste Gig in Paris am 30. September ließ die Fans kurz bangen, denn nach knapp 25 Minuten musste Monster Magnet Chef “Spacelord” Dave Wyndorf wegen stimmlicher Probleme die Show abbrechen. Aber trotz krankheitsbedingter Einbußen haben Monster Magnet das Carlswerk Victoria am 01. Oktober in eine lärmende Wüste aus schweren Riffs und psychedelischen Klangwelten verwandelt.
Die Tour markiert das 35. Jubiläum von Monster Magnet, die seit ihren Anfängen in den späten 80er-Jahren für ihren einzigartigen Mix aus Space-Rock, Metal und Psychedelia gefeiert werden. Für Daily Thompson ist 2024 auch ein Jubiläumsjahr, denn 2014 erschien ihr Debütalbum “Daily Thompson” bei 141 Records. Für beide Bands ein guter Grund gemeinsam zu feiern.
Das Carlswerk Victoria, mit Platz für 1.600 Menschen und einem kathedralen Industrieflair, war nicht komplett ausverkauft, aber schon sehr gut gefüllt, als Daily Thompson pünktlich um 20 Uhr die 84 Quadratmeter große Bühne betraten.
Bassistin Mercedes „Mephi“ Lalakakis begrüßte die 14 Meter breite Frontrow mit einem ebenso breiten Grinsen. Die Dortmunder Stoner-Rocker mit dem großartigen Grunge Touch eröffneten den Abend mit „Nimbus“ und „Pizza Boy“ und brachten umgehend Bewegung in den Saal.
Das Gesicht von Sänger und Gitarrist Danny Zaremba – der Mann mit den melancholischsten Augen der Weltgeschichte – war leider kaum ausgeleuchtet, aber dafür reichte seine markante Stimme glasklar bis in die letzten Reihen, denn der Sound war bombastisch.
Das Schlagzeug von Drummer Thorsten „Bubbles“ Stratmann war etwas mittiger auf der Bühne platziert als bei anderen Gigs und rückte den treibenden Rhythmus von Songs wie „Chuparosa“ und „Diamond Waves“ auch optisch mehr in den Vordergrund. Daily Thompson haben als Opener den gesteckten Rahmen perfekt ausgefüllt und gezeigt, dass sie mehr als nur eine Vorband sind. Eine würdige Tourbegleitung für den Headliner Monster Magnet, die dann um kurz nach 21:00 Uhr die Bühne betraten und die Spannung ins Unermessliche steigen ließen.
Wird Dave singen? Wird die Stimme halten? Der erste Song des Abends, „Superjudge“, katapultierte das Publikum direkt in die goldene Ära der Band. Das Publikum sang jede Zeile mit und versank in den tiefen Riffs, während Frontmann Dave Wyndorf das Publikum mit seiner charismatischen Bühnenpräsenz in seinen Bann zog. Das schaffte der Mann übrigens im Sitzen auf einem Barhocker! Nach über drei Jahrzehnten auf der Bühne wirkt Wyndorf manchmal ein bisschen müde, nun war er auch gesundheitlich noch angeschlagen. Aber Hut ab: Seine Stimme hatte noch immer diesen unverwechselbaren, kraftvollen Punch, der Monster Magnet zu einer der prägendsten Bands des Stoner- und Space-Rock machte.
Ich stand mittig rechts vor der Bühne, wo der Gitarrenzauber und die Moves von Garrett Sweeny (auch The Atomic Bitchwax) mich gefangen haben. Es folgten Klassiker wie „Tractor“ und „Dopes to Infinity“, die die Menge in einen regelrechten Rausch versetzten. Besonders der psychedelische „Look to Your Orb for the Warning“ ließ die Halle in einem Meer aus Gitarrenklängen ertrinken. Die Fans wurden regelrecht auf eine spacige Reise mitgenommen, bei der der Sound von Monster Magnet nicht nur in die Ohren, sondern direkt in die Seele ging.
„Negasonic Teenage Warhead“ war für mich das Highlight der ersten Hälfte des Sets. Der Sound hatte eine dichte, voluminöse Präsenz, die den typischen Monster-Magnet-Sound perfekt einfing. Die zweite Hälfte des Konzerts war eine regelrechte Machtdemonstration. Mit „Zodiac Lung“ und „Ego, The Living Planet“ fuhren Monster Magnet weiter mit voller Kraft voraus. Auch hier war das Publikum voll dabei, besonders bei den wuchtigen Basslines und hypnotischen Drumbeats, die durch die Halle rollten und die Luft vibrieren ließen. Besonders bei „Bummer“, einem Song, der sich über die Jahre zum Fan-Favoriten entwickelte, war die Stimmung auf dem Siedepunkt. Als Wyndorf dann „Spine of God“ anstimmte, war klar: Dieser Abend würde noch lange in Erinnerung bleiben. Der Song wurde zum Höhepunkt eines ohnehin schon überragenden Konzerts und trieb das Publikum in eine weitere, tiefere Sphäre der Verzückung. Das Finale des Abends war – wie könnte es anders sein – der unvermeidliche Klassiker „Space Lord“. Als die ersten Akkorde ertönten, explodierte das Carlswerk Victoria förmlich. „Space Lord, Motherf***er“ – ein kollektiver Schrei aus hunderten Kehlen erfüllte die Halle, während Wyndorf und seine Mitstreiter noch einmal alles gaben. Der Track war die perfekte Abrundung für einen Abend voller ekstatischer Momente.
Was bleibt nach einem solchen Konzert? Sicherlich taube Ohren und ein Herz, das immer noch im Takt der donnernden Drums schlägt. Monster Magnet haben bewiesen, dass sie auch nach 35 Jahren und im Sitzen noch jeden mitreißen können. Die Setlist war eine perfekte Mischung aus Klassikern und tiefen Cuts, die jeden Fan der Band voll auf ihre Kosten kommen ließ. Und es waren viele „reife“ und glückliche Gesichter im Publikum. Menschen, die mit der Band gealtert sind und immer noch voll mitgehen.
Die Tour mag ein Rückblick auf 35 Jahre Monster Magnet sein, doch wenn Du Wyndorf auf der Bühne zuhörst, verstehst Du:
Everything’s going downhill and life is full of fuck ups, but we keep going anyway!
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