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Triptonus – Terra

(jm) Mit „Terra“ liefern Triptonus ihr bislang reifstes und gleichzeitig mutigstes Werk ab. Das Album ist keine Ansammlung von Songs im klassischen Sinn, sondern eine in sich geschlossene Klangreise, die einen von der ersten Minute an gefangen nimmt. Schon nach wenigen Takten fällt auf: Hier geht es nicht um Hooks oder Refrains, sondern um nichts anderes als um einen unaufhaltsamen und unendlichen Sog.

Die Kombination aus schwerem Psychedelic-Gewitter, polyrhythmischen Percussion-Mustern und elektronischen Fragmenten entfaltet eine eigentümliche Spannung – roh und erdig (ja, dieses Adjektiv lag wohl auf der Hand), aber zugleich kosmisch. „Terra“ klingt, als ob man mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht und gleichzeitig in höhere Sphären abheben will. Für mich ist das der Zauber dieses Albums: Es hat etwas Körperliches, beinahe Ritualhaftes, und bleibt doch voller atmosphärischer Weite.

Dass Triptonus dabei ohne Gesang auskommen, ist in diesem Genre nichts Ungewöhnliches und auch hier empfinde ich es nicht als Lücke, sondern als Stärke. Gerade weil keine Stimme oder ein Text den Hörerinnen und Hörern eine Geschichte vorgibt, öffnet die Musik Räume für unsere eigene Bilder und Erzählungen. Jeder Groove, jeder Gitarrensog, jeder elektronische Einschub fühlt sich wie ein Impuls an, selbst auf innere oder äußere Reise zu gehen.

Stellenweise treiben die Percussion-Ebenen das Album regelrecht nach vorne – mit Djembe, Darbuka und Didgeridoo entsteht ein erdiger Puls, der gleichzeitig irdisch, von dieser Welt und modern wirkt. Darüber legen sich Gitarrenwände, die mal doomig und schwer, mal flirrend und sphärisch klingen. Die elektronischen Elemente sorgen für den letzten Schliff, indem sie die organische Basis in andere Dimensionen weiten.

Man merkt dem Album an, dass es aus einer intensiven Auseinandersetzung mit Natur, Psyche und Spiritualität entstanden ist. „Terra“ will mehr sein als nur Musik – es ist ein Sound-Ritual, das Körper und Geist in Schwingungen versetzt. Klanglich bewegt sich „Terra“ dabei in einem Feld, das Fans von Elder oder Monkey3 sofort ansprechen dürfte: schwer, psychedelisch, aber immer melodisch und mitreißend. Gleichzeitig erinnert die tranceartige Rhythmik an Bands wie Samsara Blues Experiment oder Seven That Spells, die ähnlich mit repetitiven Strukturen und hypnotischen Grooves arbeiten. Die Tribal-Percussion-Elemente heben Triptonus aber klar von ihren Genre-Kollegen ab – in dieser Intensität und Vielfalt kennt man das so kaum.

Für Hörerinnen und Hörer, die gerne bei Yuri Gagarin oder My Sleeping Karma abheben, bietet „Terra“ die perfekte Mischung aus Erdung und Weite: drückende Riffs, treibende Grooves und flirrende Klangschleifen, die gleichzeitig meditativ und eruptiv wirken.

„Terra“ ist ein Album, das man nicht nebenbei hören kann. Es fordert Aufmerksamkeit, es fordert Hingabe – und belohnt diese mit einer Reise, die zwischen ekstatischem Rausch und kontemplativer Tiefe pendelt. Für mich ist es eines der interessantesten Psychedelic-Releases dieses Jahres: intensiv, kompromisslos und von wahrhaft hypnotischer Kraft.

Und woher sind die? Triptonus wurde 2012 in Wien gegründet und besteht heute aus Clemens Hackmack (Gitarre), Fabian Kummer (Gitarre), Iustin Runceanu (Bass), Max Mayer (Djembe, Didgeridoo), Ivo Matos (Schlagzeug) und Sebastian Fiedler (Darbuka). Das sechsköpfige Kollektiv hat sich durch seinen eigenwilligen Mix aus Psychedelic Rock, Heavy Sounds, Tribal Percussion und Electronica in der internationalen Szene einen festen Platz erspielt. Schon mit ihrer ersten EP „Sprout“ (2013) machten sie auf sich aufmerksam. Das selbstbetitelte Debütalbum (2015) und das ambitionierte Werk „Soundless Voice“ (2021) zementierten ihren Ruf als eine der spannendsten Instrumentalbands Europas.

Live sind Triptonus für ihre hypnotischen, intensiven Shows bekannt, die eher wie ein Ritual als ein Konzert wirken. Sie teilten bereits die Bühne mit Größen wie Radio Moscow, Elder, Stoned Jesus, Mother’s Cake oder Seven that Spells und waren auf einschlägigen Festivals wie dem Desert Sun Festival, Enter The Void Fest und Lake on Fire vertreten. Mit „Terra“ (2025) setzen sie ihre künstlerische Reise konsequent fort – tiefer, erdiger und zugleich weiter ausgreifend als zuvor. (Jens M.)

Kontakt:
Triptonus @ Home                 www.triptonus.net/
Triptonus @ Bandcamp         triptonusband.bandcamp.com
Triptonus @ insta                   www.instagram.com/Triptonus

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