(ch) Tømrerclaus nannte sich der 1945 geborene Gitarrist und Multiinstrumentalist Claus Clement Pedersen, der Ende der 60er Jahre zunächst in diversen Beatbands Kopenhagens spielte. In den 70er Jahren verlegte Pedersen sich auf Plattenproduktionen und gründete das Label „Karma Music“, das nicht nur andere Bands verlegte, sondern schließlich, 1978, auch sein selbstbetiteltes Album Tømrerclaus. Dieses wurde dann 2014 von Transubstans Records auf Vinyl wiederveröffentlicht.
Tømrerclaus spielt alle Instrumente selbst und singt auch noch dazu und das in Dänisch. Etwas untypisch ist das Erscheinungsjahr des Original Albums 1978, denn so klingt es nicht. Es ist eine Mischung aus Psych und Prog. – allerdings in einer außergewöhnlichen Instrumentierung, Hauptinstrument ist nämlich ein Cello und nicht irgendein Cello, nein, ein Fuzz-Cello. Nicht umsonst klingt das Album nach Hendrix am Cello. Allerdings kommt auch die Gitarre (mit Fuzz) nicht zu kurz.
Die Musik auf dem selbstbetitelten Debütalbum ist ziemlich vielfältig ausgefallen, wobei dieses Adjektiv nicht gleichbedeutend mit den stets positiv besetzten „vielseitig“ oder „abwechslungsreich“ ist. Die Rock’n’Roll-Herkunft von Pedersen merkt man vielen Stücken an. Dieser Kategorie gehören etwa der Boogie „Sorte Mand“, die etwas an zeitgenössische Santana erinnernden „En Dag Da Jeg Lå I Luften“ und „Sådan Er Den Altid“ oder „Mr Fantastic“ und „Forvalterdrengen“ mit der Hendrix-Rhythmik.
Dazwischen finden sich allerdings einige anders orientierte Stücke. So nimmt das mysteriös gestimmte „Når Spindelvævene Blomstrer“ das im Allgemeinen wohl erst auf 90er-Sachen gemünzte Verdikt romantisch-melancholischen Skandinavien-Progs vorweg. Nicht ganz so süßlich, aber dennoch ähnlich aufgemacht sind „Prisen For At Ryge Cigar“ und „Kanibalerne Kommer“mit den verzerten Hintergrundtönen und die kurzen Instrumentals „Dauu“ und „Koda Er Nedtur“ gelten als astreine Wishbone-Ash-Verneigung. Völlig aus dem Rahmen fällt „Cellokarma“: Ein elektrisch verstärktes Cello wird hier für eine wüste Freiform-Orgie zwischen Rock und Folk verwendet.
Trotzdem erinnert hier das Klangbild nicht nur an etwas, was erst viel später aktuell wurde. Auch das abschließende „Jeg Vil Gerne Standses“ ist auf diesem Album ein Unikat, bemüht es doch diverse Früh-Psychedelic Versatzstücke, die beispielsweise von Jefferson Airplane und ähnlichen Bands bekannt sind. Trotzdem muss auch zu diesen Stücken noch eine deutliche Einschränkung gemacht werden. Überhaupt lässt sich angesichts der durchwegs kurzen Nummern feststellen, dass das Tømrerclaus-Album weniger im Prog heimisch ist, sondern vielmehr im Protoprog. Es ist eine im Nachhinein geprägte Bezeichnung für frühe Musik, die bereits mehrere Merkmale des Progressive Rock aufweist. Solche Musik entstand ab ca. 1966 in England. Hierzu sind unter anderem Procol Harum, Moody Blues und sogar einige späte Stücke der Beatles zu rechnen. Die Grenze zum Psychedelic Rock ist hier fließend….(Charly)
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