Ruhrpott-Liedermacher aus Duisburg
(ro) „Find what you love and let it kill you“ (Charles Bukowski) – so lese ich, sobald ich das Booklet aufklappe.
Nun, wenn ich den Namen Bukowski höre oder lese, assoziiere ich sogleich „Liebe, Lyric und Alkohol“.
Denn hauptsächlich aus diesen Dingen bestand meiner Kenntnis nach das Leben des Herrn Bukowski und genau so hieß auch das Debüt-Album des Herrn Butterwegge.
Darum war ich mächtig gespannt, was nun auf seinem neuen Album „Asche“ dem Hörer/der Hörerin vorgetragen wird.
Und ich muss schon sagen: das alles geht schwer in Ordnung!
Authentisch, melancholisch und manchmal durchaus mit Punkattitüde – der aus dem Ruhrpott stammende Barde weiß, wie es läuft.
Er singt und quatscht, erzählt und philosophiert über dies und das, über das Leben im Allgemeinen und selbstverständlich auch im Besonderen.
Ja, das kann er, damit kennt er sich aus, keine Frage, denn in seinem „Arbeitsleben“ fungiert Herr Butterwegge als Wirt der Rockkneipe „INDIE“ und demzufolge weiß er aus persönlicher und anderweitiger Erfahrung genau, wovon er redet.
Und das macht er gut, denn deutsche Texte mit Sinn und Hintersinn sind im aktuellen, mainstreamtauglichen, popmusikalischem Angebot doch eher selten.
Und wenn z.B. „Auf Asche“ und „Astronauten“ keine „Hits“ sind …
Dann weiss ich auch nicht.
„Die alten Zeiten sind vorbei – doch die neuen stehn schon vor der Tür – das war die Pflicht, jetzt kommt die Kür – en paar Jahrzehnte sind ins Land gezogen – ich bin … durch die Zeit geflogen …“ (aus Astronauten).
Natürlich werden die menschlichen Probleme in den zehn Stücken ehrlicherweise nicht gelöst, aber Carsten Butterwegge und seine kongenialen Mitstreiter Alex Schroer (Gitarre, Banjo, Mandoline, Bass, Synthesizer, Orgel), Katrin Biniasch (background), Guido Conrad (drums), Georg Zimmermann (Bass), Kai Schuhmacher (Piano & Akkordeon), machen einen wunderbar geistreichen, abwechslungsreichen, durchaus auch selbstironischen Poprock, so dass man dabei glatt die Zeit vergessen kann.
Was ja nicht das Schlechteste ist.
Darauf einen Schluck.
Im s/w Booklet, gestaltet von LeRouge, befinden sich ein paar s/w Fotos und alle Texte, was bei solch originellen, schlagfertigen Wortspielereien wie hier zur Freude der Rezensentin beiträgt.
Denn hier werden Episoden erzählt, die jeder ganz bestimmt fast genau so irgendwann schon mal erlebt hat.
Alltagsgeschichten, die man auf den Tisch legt, wenn man sinnend beieinandersitzt und vorzugsweise das ein oder andere nette Kaltgetränk vor sich stehen hat.
Begebenheiten über Kneipen, das Nachtleben, den Chef, den Lebensabschnittsgefährten, Fußball und ja, vielleicht auch über Wünsche und Sehnsüchte, wie z.B. in dem Song „Kleinigkeiten“:
„Ich hätt gern ma mit Rio Reiser – ein, zwei Flaschen Wein gesoffen …doch ich bin hier im Jetzt und Heute – und das ist gut so, denn ihr seid meine Leute – ich trink auf euch, ich trink auf unsere Zeiten – auf alles Große und auf die Kleinigkeiten“.
Musikalisch ist es eine schöne Mischung aus anspruchsvollen Texten, kritisch und kreativ, bissig und sprachbegabt, begleitet von einer symphatischen Band auf hohem Niveau, die gute Laune verbreitet und bei der es Spaß macht, zuzuhören.
Denn der Butterwegge und seine Kumpanen wissen ganz genau, wo und wie sie ihre winzigen Nadelstiche setzen müssen, um nicht als beliebig, harmlos oder langweilig zu gelten.
(..Rosie..)
Wer jetzt neugierig geworden ist und Carsten Butterwegge gern einmal live sehen und hören möchte, kann dies z.B. bei folgenden Gelegenheiten tun (Angaben ohne Gewähr):
Fr, 03.08. | Solo | Terassen Konzert | Bollwerk | Moers
Do, 09.08. | Solo | Olga`s Rock warm up Party | Druckluft | Oberhausen
So, 12.08. | Solo | Open Flair Festival | Eschwege
oder mit der Band z.B. hier (Angaben ohne Gewähr) :
Sa, 25.08. | Mit Band | MAP Festival | Rheinberg | 19.40 Uhr
Sa, 29.09. | Mit Band | Tube | Düsseldorf
weitere Termine gibt es hier:
http://der-butterwegge.de/termine/
Foto: Stephan Eickershoff
Label: Weird Sounds (Membran)
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