(tn) Das Schweizer Trio hat ein spannendes Album aufgenommen. Spannend in mehrfacher Hinsicht. Legt man es auf den Plattendreher, scheint es zunächst ein ganz ruhiges Album zu sein, ausgeglichen, sehr gut durchkomponiert. Und ein schwerer Rock Beat wälzt sich durch die Songs. Dazu kommt die Aufnahmesituation: man hat in einem Raum aufgenommen, in einer klassischen Homerecording-Situation. Beides geht auf „Ambiance“ diese merkwürdig Mischung ein, die aus Spannung und Anspannung besteht, und aus diesem kleinen, geheimen Zusatz, der aus normalen Platten großartige Alben zaubert.
„Ambiance“ ist nach „Mode“ (2015) ihr zweites Album und man hat den Eindruck, sie haben sich erheblich weiterentwickelt. Das kann man vielleicht schon an der vorab veröffentlichten Single „Raus“ hören, am deutlichsten wird es nach Auflegen der Nadel in die Einlaufrille der A-Seite. Das etwas merkwürdig betitelte Intro „Igelkott“ überzeugt durch Komplexität, Energie und Emotionalität. Sie spielen einen merkwürdigen Stoner Doom, der ein wenig zu schnell ist. Dazu kommen psychedelische Klangelemente in den Melodien und sie fahren die Soundwalls immer wieder rauf und runter. Sie spielen mit einer starken Rhythmusgruppe und das Schlagzeug liefert filigrane, sich überlagernde Pattern, die alle Songs durchziehen. Dazu kommen Sounds, deren Herkunft oft im Verborgenen bleibt und dann wird im nächsten Song wieder in ein anderes Soundgebiet gesprungen, wo noch größerer Alarm herrscht, als im vorherigen Katastrophengebiet.
Nach unzähligen Hördurchläufen – das Album wird nicht langweilig – entbirgt es immer wieder kleine, brillante musikalische Kleinode – fließen die Sound zu einem schönen, doomigen Heavy Sludge Stoner Rock Album zusammen, wie man es anfangs schon vermutet hatte – nur sind die Soundstrukturen viel differenzierter und abwechslungsreicher, als zuerst vermutet.
Die Scheibe ist in marmoriertes, türkisfarbenes Vinyl gepresst worden, hat einen ordentlichen Klang, auch wenn es laut wird. Das Cover liefert zu den musikalischen Brüchen auf dem Album noch eine weitere Irritation. Auch hier muss man sich etwas bemühen, um das Layout mit dem Inhalt in Verbindung zu bringen. Über alle Merkwürdigkeiten hinweg ein ganz großartiges, sehr unterhaltsames Album. Gut abgeliefert! (Thomas Neumann)
Label: Hummus / Menbran & The Orchard
Format: LP
VÖ: 2. November 2018
Aufgenommen: Studio Mécanique, La Chaux-de-Fonds
Tracklist:
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A1 Igelkott
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A2 Raus
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A3 Klark
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A4 Lied
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B1 Gover
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B2 Sludge
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B3 Popoutro
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B4 Pope
Line Up:
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Christophe Macquat – Gitarre
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Sébastien Bandelier – Bass
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Marc Theurillat – Schlagzeug
Web
FB: https://www.facebook.com/oltenband
Webseite: https://oltenband.com/
Bandcamp: https://olten.bandcamp.com/
Discogs: https://www.discogs.com/de/artist/3508979-Ølten
Soundclooud: https://soundcloud.com/hummus-records-1/02-olten-ambiance-raus-digi/s-oi38f
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