(as) Als sich „Sons Of Morpheus“ im Frühjahr 2018 bewusst von der Außenwelt abschotten, um neue Musik zu komponieren, kamen neun Stücke zustande, deren drei auf einer Split-EP mit ihren Geistesbrüdern „Samavayo“ landeten. Der Rest erscheint nun unter dem Titel „The Wooden House Session“ und versprüht in der Tat eine leger improvisatorische Atmosphäre.
Allerdings nicht nur, denn der Band aus Basel gelingt ein Spagat zwischen festen und freien Formen, wobei sie letztere sozusagen als Schenkel einer konzeptionellen Klammer verwendet. Das Finale der Platte markiert nämlich ein vertracktes Monstrum, in dem die drei Mitglieder instrumental die Zügel schießen lassen. Man kann sich beim Hören von „Slave“ lebhaft vorstellen, wie sich ein dankbares Publikum 13 Minuten lang mitreißen lässt. Den Einstieg hingegen macht uns die Combo mit dem schroffen, ja regelrecht hässlichen Instrumental „Doomed Cowboy“ nicht unbedingt leicht; erst danach geht‘s ab auf die Piste – „Loner“ hätte treffender „Stoner“ tituliert werden sollen, denn dieses gutgelaunte Ding verkörpert das Genre in allen Punkten: Swing-Groove, Vollfett-Riffs und eine launisch nölende Stimme, die mitunter dringlich aufbraust.
Langjährige Fans dürfen jedoch beruhigt sein, denn in fiesen Sludge-Gefilden versumpfen „Sons Of Morpheus“ zu keiner Zeit. „Paranoid Reptiloid“ mag als Hommage an „Radiohead“ so benannt worden sein, hat jedoch stilstisch nichts mit den britischen Prog-Innovatoren zu tun, sondern führt die Linie des vorangegangenen Tracks etwas kürzer gefasst fort, wobei hibbeliges Bassspiel den Hauptreiz ausmacht. Mit „Nowhere To Go“ schließt sich das Glanzlicht des Albums an, ein staubig, schwüles Wüstenepos auf einem Niveau, das den jungen „Kyuss“ gerecht geworden wäre, auch wenn Frontmann Manuel Bissig weder hier noch in anderen Liedern an John Garcias Charisma kratzt. Womit wir auch beim seit ihrer Gründung bestehenden Schwachpunkt von „Sons Of Morpheus“ wären. Aufgrund der Vocals und konservativen Art, der Doom-Rock-Szene angepasste Songs zu schreiben, fehlt dem Trio immer noch ein eigenes Gesicht.
Einzig „Sphere“, eine mit abrupten Taktwechseln zum Stolpern bringenden Überraschung, die zweifellos unter dem Einfluss diverser US-Garagen-Blueser und Projekte von „Steinzeitkönigin“ Josh Homme entstanden ist, deutet Mut zur Weiterentwicklung an. In Hinblick auf das Potenzial des Dreiers darf man also für die Zukunft hoffen. Bis dahin bleibt „The Wooden House Session“ nichts mehr und nichts weniger als ein für Stoner-Verhältnisse solides Standardwerk.
Czar Of Crickets/Soulfood
22.02.
33:49
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Doomed Cowboy
Loner
Paranoid Reptiloid
Nowhere To Go
Sphere
Slave (Never Ending Version)
Manuel Bissig (v, g)
Lukas Kurmann (b)
Rudy Kink (d)
Andreas Schiffmann
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