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High Reeper – Higher Reeper

(js) Die zusätzliche Silbe „er“ zum Titel ihres ersten Albums („High Reeper“) soll gemäß der Band eine musikalische Grenze zwischen eben dieser Platte und ihrem gleichnamigen Debüt bedeuten, das letztes Jahr vom selben Label veröffentlicht wurde. „High Reeper“ wurden bereits im Jahre 2016 von Sänger Zach Thomas, Drummer Napz Mosley, den Gitarristen Andrew Price und Pat Daly sowie dem Bassisten Shane Trimble gegründet. Anfangs existierten dabei überhaupt keine Ambitionen, ihre Musik auch über die heimische Garage und das Aufnahmestudio hinaus zu transportieren. Ihre beeindruckenden Licks und fantastischen Grooves überzeugten das Quintett aber bald selbst davon, ihre Musik doch auch live zu teilen. Eine wahrlich formidable Entscheidung.

Mittlerweile sitzt Justin DiPinto, ehemals bei „Malevolent Creation“ sowie Teil der Philly-Legenden „Insatanity“, an den Fellen, ansonsten ist wieder das gleiche Ensemble am Werk. „Higher Reeper“ stellt im Grunde eine passende Ergänzung zum 2018er Album „High Reeper“ dar. Bezogen aufs Songwriting und auch einer gewissen musikalischen Ausgereiftheit. Wobei schon das erste Album erkennen ließ, dass hier ohnehin keine Novizen am Werk waren. Insgesamt acht neue Tracks hauen uns die Jungs nun um – und bestenfalls auch in – die Ohren.

Es startet mit „Eternal Leviathan“ und lässt schon unschwer vermuten, dass es auf dem neuen Output etwas härter, etwas düsterer, zu Werke geht. Die Band nippt dabei stark am „Sabbathschen“ Gral, was sich insbesondere im an Tony Iommi angelehnten Gitarrenstil und der pulsierenden Bassarbeit, die der eines Geezer Butlers ähnelt, zeigt. Die Songstruktur selbst und auch die Vocals stammen jedoch von einem unterschiedlichen Planeten, was man wohlwollend zur Kenntnis nimmt. Dieser Eröffnungs-Track ist der erste, aber nicht der einzige, in denen mich Sänger Zach Thomas an den viel zu jung verstorbenen Sänger Andrew Wood der Pre-Grunge-Legenden „Mother Love Bone“ erinnert. Zumindest als Einfluss darf er aber sicherlich angesehen werden.

Die beiden folgenden Titel „Buried Alive“ und „Bring the Dead“ könnte man beinahe für Coverversionen von einander selbst halten. Das Tempo von „Bring the Dead“ ist dabei jedoch weitaus rasanter, klingt gleichwohl aber beinahe wie eine schnellere Version seines Vorgängers. „Heavy Psych“ hat ein Video zu „Bring the Dead“ veröffentlicht, welches die Band, durch einen roten Filter gefilmt, in einem feuchten Keller musizierend, einfängt. Die Stimmung, die die Band dabei projiziert, ist bei diesen Dreharbeiten so perfekt in Szene gesetzt worden, dass man durchaus von einer gelungenen „Arsch/Eimer-Konstellation“ sprechen darf.

Mit „Apocalypse Hymn“ folgt eine langsame, durchaus auch deprimierende Ballade, die zeigt, dass die Band auch mit wenig Aufwand in der Lage ist, eine so wunderbar düstere Stimmung zu erzeugen. Man macht sich hierbei zwar hallende Vokaleffekte und Layer-Gitarren zu Nutze, der Track selbst aber ist ein spärlicher Groll, der einerseits den Gesamtklang des Albums aufrechterhält und andererseits das sonst so hektische Tempo des restlichen Albums gewinnbringend ausbremst.

Das wirklich treffend betitelte „Foggy Drag“ nimmt im Anschluss recht langsam Fahrt auf, beschleunigt das Tempo aber wieder in Richtung „halsbrecherische Endgeschwindigkeit“, die dann letztlich im nächsten Lied erreicht wird. „Obsidian Peaks“ enthält das vielleicht prägnanteste Riff des gesamten Albums; es erscheint zuerst allein auf weiter Flur, durchschreitet dabei das fette Intro und verfolgt den Hörer auf subtile Weise über die gesamte Länge des Tracks hinweg. Und baut dabei kontinuierlich Volumen wie Aggressionen auf.

Leadsänger Thomas selbst hat die erste Hälfte des Albums mal als „Chaos“ bezeichnet, wobei die zweite Hälfte des Albums die folgenden „Nachwirkungen“ abdeckt. Leider erweist sich dies durchaus als wahr, da im Laufe des Albums etwas an Kraft verloren zu gehen scheint. Mit Ausnahme allerdings des fantastischen „Obsidian Peaks“. Jedoch verschmelzen Gitarrenparts aus „Plague Hag“ und „Barbarian“ mit Fundamenten. die auf den frühen Tracks des Longplayers bereits gelegt wurden. Komplett antagonistisch empfinde ich dabei die Bassarbeit, die ohnehin nie schwach war, jedoch mit Dauer des Albums immer mehr in den Fokus gerät und freilich überzeugt.

Unter dem Strich wird das Zweitwerk der Jungs aus Philly vor Allem wohl die Teilnehmer der „Black Sabbath School of Rock-n-Roll“ glücklich machen. Mit einer ordentlichen Portion an eingängigen Riffs und doomigen Soli ist das Saatgut der frühen 70er Jahre hier wunderbar aufgegangen. Zum Glück aber ohne die im Stoner manifestierten Wurzeln der Band dabei komplett zu verlieren. Auch wenn die zweite Hälfte des Albums am Ende ein wenig an Eigenständigkeit verliert, ist der neue Output ein starker Nachfolger ihres selbstbetitelten Debüts aus dem Vorjahre. Und macht zwingend Lust darauf, der weiteren Entwicklung der Band beizuwohnen.

Das Artwork von „Higher Reeper“ stammt im Übrigen unverkennbar von Solo Macello, der auch schon für seine Arbeit mit „Sleep“ oder auch „High on Fire“, berühmt wie berüchtigt ist….(Jenss)

Tracklist:

01 Eternal Leviathan
02 Buried Alive
03 Bring The Dead
04 Apocalypse Hymn
05 Foggy Drag
06 Obsidian Peaks
07 Plague Hag
08 Barbarian

https://www.facebook.com/HIGHREEPER/
https://highreeper.bandcamp.com/releases

Filed under: 70s, Album Reviews, Doom, Rock,

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