(as) Na, wenn das mal kein abendfüllender Musikfilm ist … Davon abgesehen, dass „Freak Out in the Fjord“ seinem Titel vollends gerecht wird, erweist sich diese wahlweise als Dreifach-LP und Doppel-CD erhältliche Veröffentlichung als in ihrer Ereignisdichte erschlagende Soundkulisse, wie man sie von den Instrumentalisten erwarten durfte, die dafür verantwortlich zeichnen. Hinter dem Namen „ØSC meets BMC“ verbergen sich, wie Space-Rock-Kenner wissen dürften, die beiden Formationen „Øresund Space Collective“ und Black Moon Circle“, die sich für eine gemeinsame Jam-Session zusammengetan haben.
Das Oktett wirbelt mithilfe verschiedener modularer Synthesizer bzw. von Tasteninstrumenten und dem herkömmlichen Rock-Handwerkszeug, aber auch einer Geige, in fast zwei Stunden einen Sturm aus rauschhaftem Psychedelic Rock auf, der Splitter aus nahezu allen angrenzenden Genres enthält.
Augen zu und durch …
Obwohl man kompositorische Ansätze vermisst, handelt es sich bei „Freak Out in the Fjord“ mitnichten um ein strukturloses Werk. Die zwischen 23 und 36 Minuten dauernden Improvisationen wurden zweifellos auf struktureller Ebene vorweg abgesprochen, um keinen ausgefransten Unfug mitzuschneiden. Die beiden Gruppen taten dies immerhin in Trondheims renommiertem Øra Studio,das sicherlich nicht gerade günstig war. Dementsprechend fokussiert gehen sie zur Sache wobei eine Beschreibung dessen schwerfällt, was im Rahmen der vier Tracks geschieht.
Zappas Diktum, über Musik zu schreiben käme Tanzen zu Architektur gleich, greift hier mal wieder im vollen Umfang. Jedenfalls quillt dieses Mammutwerk über vor akustischen Informationen; Blues-Segmente werden gen Weltraum ausgeweitet, das Dschungelfieber diverser früher Fusion-Acts amerikanischer Provenienz vereint sich mit der reduzierten Gelassenheit sogenannter Kosmischer Musik, Hendrix-verdächtige Gitarrenlicks treffen auf geradezu lehrbuchmäßige Tonfolgen, die an Klavieretüden denken lassen, und Norwegens unterkühlter Prog („Motorpsycho“, die Bergener Szene zwischen Black Metal und Post Rock) geht eine unheilige Ehe mit frühestem britischen Beat ein.
Hooks finden sich auch inmitten dieses Wusts, wenn man sich ganz und gar auf das Sounderlebnis einlässt – ohne Vorbehalte und mit der Haltung, dass alles kann, aber nichts muss. Das letztgültige Fazit sollte jeder für sich selbst ziehen, denn Worte erklären „FreakOut in the Fjord“ allenfalls ansatzweise.
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Rendezvous in the Nebula
Afterglow in the Sea of Sirens
Dinner with Greg A and Jerry G
Freak out in the Fjord
(Andreas Schiffmann)
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