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Nebula – Holy Shit

(js) Nachdem „Nebula“ ihre Wiederauferstehung auf den Bühnen dieser Welt bereits im Jahre 2017 begingen, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, dass sie sich auch wieder gemeinsam ins Studio begeben würden. Und so ist es dann auch im Jahre 2018 von Statten ergangen. Nachdem zuerst einige ältere Alben neu aufgelegt wurden, ist man nunmehr, knapp 10 Jahre nach dem letzten Studiowerk „Heavy Psych“, mit einem neuen Output am Start. Und „Holy Shit“ ist gleichzeitig das erste neue Album, welches via „Heavy Psych Records“ veröffentlicht wurde, nachdem über dieses Label eben auch schon die „Re-Releases“ das Licht der Öffentlichkeit erblickten.

Irgendwie kann ich mich des Eindruckes nicht erwehren, dass die Wiedervereinigung auf den Bühnen sowie die erwähnte Neuveröffentlichung älterer Alben jetzt nur allzu konsequent in diesem fantastischen Studiowerk mündet. In 43 Minuten hochexplosiver Space und Stoner Rock Erfahrungen beweisen uns die Veteranen um Frontman und Gitarrist Eddie Glass, dass sie nicht zurückgekommen sind, um es sich noch einmal bequem zu machen. Oder eben uns. Nebst Glass sehen sich auch Bassist Tom Davies und Drummer Mike Amster bemüßigt, uns eindringlich zu Ohren zu führen, dass all die Jahre, die zwischen den Veröffentlichungen lagen, der Band ihre musikalischen Visionen nicht nehmen konnten.

Ich finde dies insoweit bemerkenswert, da wir in einer Welt leben, in der sich viele Stoner- und/oder Doom-Bands damit zu begnügen scheinen, auf einen dicken Groove zu setzen und ihn für die Dauer eines Songs auszuspielen. „Man’s Best Friend“ zeigt uns dann ad hoc, wie es auch anders gehen kann. Teils verquerte Melodielinien paaren sich so wunderbar mit wilden Soli, dass es sich, unterstützt von Glass‘ nasalem Gesang, schnell in unsere Gehörgänge frisst. „Messiah“ geht im Anschluss doomiger zu Werke und baut unter der Zuhilfenahme einiger „Backing Effekte“ eine schier unüberwindbare Fuzz-Wand auf. „Nebulas“ Vorliebe für psychedelische Klänge erkennt man ansatzweise in „It’s All Over“ wieder, bevor „Witching Hour“ sich geradezu in einer Melodie geschwängerten „Diamond Head“-Manier ergießt, bis sich das Visier öffnet und die spacige Riffabteilung Einzug hält.

Das instrumentale „Fistfull of Pills“ bietet eine kurze, aber verblüffende Mischung aus Latino und Surf-Rock und zweiteilt quasi das Album. Denn was bis dato eher arschtretend rockig daher kam, scheint sich fortan verspielter, psychedelischer erheben zu wollen. „Tomorrow Never Comes“ ist dann sicherlich eines der Herzstücke dieser Platte. Sieben Minuten lang nehmen uns „Nebula“ mit auf eine großartige Reise mit faszinierenden, überraschenden Twists. Der berühmt-berüchtigte Mix aus Stoner und Psychedelic wird vollends auf die Spitze getrieben; der Track verdichtet sich in aller Gemächlichkeit und legt faszinierende Klangwelten frei. „Gates of Eden“ hat einen coolen Retro-Psychopop-Touch der späten 60er /frühen 70er Jahre. Vielleicht sogar ein bisschen „Kinks/Stones. „Let’s Get Lost“ hingegen wirkt auf mich wie eine kleine Hommage an ihr altes Label „Sub Pop“. Der Track klingt wie den Garage/Grunge-Platten des pazifischen Westens der frühen 90er Jahre entnommen. Nur biestiger, ungebändigter.

Das finale „The Cry Of A Tortured World‘ bietet noch einmal alle Qualitätsmerkmale „Nebulas“. Verzerrtes Riffing und eine sich behutsam aufbauende, repetitive Blues-Struktur bieten gleichwohl eine angenehme Ausnahme vom verspielten Rest der Platte. Obwohl es auch hier dreckige Gitarrenklänge gibt, lebt dieser Song vor Allem vom genialen, höchst technischen Drumming Amsters. Er zeigt, dass er sich unglaublich vielen Stilrichtungen anpassen kann und dabei – wie insbesondere hier spürbar – Präzision und Swing ganz wunderbar ausbalanciert. Die Platte endet mit diesem über 7-minütigen Meisterwerk aus seligem, Stoner beeinflussten Bluesrock, der die Platte geradezu harmonisch beendet.

Von statischer Präsentation und Selbstgefälligkeit halten „Nebula“ auch anno 2019 herzlich wenig. Stattdessen regiert immer noch die pure Spielfreude, die sich über die 43 Minuten offenbart, auch wenn man konstatieren muss, dass die eine oder andere Länge unüberhörbar ist. Allerdings ist es doch exakt das, was dieses Wüstentrio stets ausmachte. Man bleibt sich in der Weiterverfolgung des eigenen Stils unüberhörbar treu, was in letzter Konsequenz wohl dazu führen führt, dass sich die Fanklientel nicht spürbar vergrößern wird. Wer aber ohnehin mit „Nebula“ musikalisch sozialisiert wurde, wird kaum etwas missen müssen. Eben, weil sich das Powertrio auch heuer nicht in die Karten schauen lässt. Und ob sie nun irgendwann einmal eine weitere Platte aufnehmen werden, sich wieder trennen oder künftig nur noch touren – diese völlige Unberechenbarkeit war doch stets das große Plus dieser Truppe. Denn man wusste ohnehin nie, was aus dem Nebel kam. Und man weiß es bis heute nicht. Und gerade deshalb bereitet mir dieser „heilige Scheiß“ auch 2019 noch unverschämt viel Freude……(jensS)

Tracklist:

01. Man’s Best Friend
02. Messiah
03. It’s All Over
04. Witching Hour
05. Fistful of Pills
06. Tomorrow Never Comes
07. Gates of Eden
08. Let’s Get Lost
09. The Cry of A Tortured World



https://www.facebook.com/NebulaBand/

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Filed under: Album Reviews, Stoner,

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