(as) „Mystic Stories“ ist alles andere als Schweizer Käse, sondern ein Relikt aus der bekanntlich sehr überschaubaren Rockszene des Landes. „Stonefield“ waren mit ihren beiden Langspielern vorübergehend zumindest in Zentraleuropa ziemlich erfolgreich, ohne international für Furore zu sorgen, was an ihrem epigonalen Charakter lag.
Die 1984 in Winterthur gegründete Gruppe war ungeheuer stark vom schmatzenden Orgeln, satten Riffs und fiebrigen Gitarrensolos beeindruckt. Die zweite Besetzung von „Deep Purple“, „Uriah Heep“ oder „Black Widow“ inspirierten sie vermutlich am nachhaltigsten.
Kurzzeitig sang Soft-Rock-Fan Guido Gander und musste wohl auch deshalb seinen Hut nehmen, denn „Stonefield“ waren von Beginn an härter aufgestellt und stellten höhere Ansprüche an ihre eigene Musik. Ihm folgte der rauer intonierende Ebby Paduch, der ihre beiden ersten Studioalben einsang.
Als 1987 „The Eyes of the Dawn“ herauskam, war der Zug ins Erfolgsparadies für verspielten wie erdigen Hardrock allerdings abgefahren, und drei Jahre später zur Veröffentlichung von „Light of Lies“ mutete dieser Sound nachgerade antiquiert an, weshalb eine Dürreperiode für die Band begann.
Mit dem ehemaligen „China“-Frontmann Matthias Strübi fand sich zwar ein neuer Sänger, doch im Folgenden sollte „Stonefield“ der Einzug in den Olymp der Prog-Geschichte endgültig verwehrt bleiben. Sie sind bis heute ein Ding für Liebhaber, was ihre Leistung jedoch kein bisschen schmälert. Als Gitarrenvirtuose Manuel Rodriguez (quasi Ritchie Blackmores kleiner Bruder) 1992 ausstieg, zerbrach die Band aber.
Der Spanier kehrte 2010 in seine Heimat zurück, doch die in seinen Ohren unzureichende Produktion der Bandalben ließ ihm keine Ruhe, sodass er kürzlich entschied, das Material von Christoph Bühring-Uhle neu abmischen zu lassen. So kommt es, dass wir in den Genuss eines Re-Release beim selben Label kommen, das seinerzeit „Light of Lies“ vertrieb.
Speziell Rainbow hielten ein ums andere Mal als Blaupause für die Musik der Combo her, wozu man nur das stark an „Kill the King“ erinnernde Geschoss „Darkness of Paradise“ hören muss. Das Titelstück ist eine klassische Power-Ballade epischen Ausmaßes, übertroffen nur vom abschließenden ‚The Eyes of the Dawn“, das mitsamt seinen frechen Textentlehnungen bei Ronnie James Dio und typischem „Holy Diver“- respektive „Heaven and Hell“-Groove die ultimative Hommage darstellt.
„Mystic Stories“ ist sicherlich kein zwingendes Werk, sondern kompiliert nur eine Fußnote in der Hardrock-Historie und geht auf jeden Fall als charmante Kopie von Stilmitteln durch, die andere weitaus kreativer adaptiert haben.
BSC
42:56
Falling Lies
Spirits
Darkness of Paradise
Light of Lies
Chalice of Your Mind
End of Time
Piccolo Divertimento
The Eyes of the Dawn
Juan Carlos Aneiros (keys)
Manuel Rodriguez (g)
Alberto Chenevard (b)
Brain Reber (d)
Ebby Paduch (v)
Andreas Schiffmann
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