(js) Schließt eure Töchter ein, verbrennt eure Ernte und vergrabt eure Schätze – „Mammoth Mammoth“ sind zurück in der Stadt. Die australischen „Stoner Metal“-Heroen haben ihr mittlerweile fünftes Album im Gepäck. „Kreuzung“ heißt es. Trägt also einen deutschen Namen. Und, um die Wahrheit zu sagen, als ich diesen Albumtitel las und mir daraufhin das Video ansah, dachte ich doch kurz: „Wow, es sieht beinahe so aus, als würden die Jungs sich nun tiefgründiger zeigen. Aber dann erblickte ich die weitere Songliste. Mit Tracks wie „Motherf @ cker“, „Tear it Down“ und „God’s Gonna Hate Me“ ist „Kreuzung“ dann eindeutig eher keine philosophische Abhandlung über den menschlichen Zustand. Es sei denn, die menschlichen Bestandteile sind zu gleichen Teilen Bier, Spucke und Leder.
Nachdem man sich seit Jahren wechselnder Bandbesetzungen ausgesetzt sah, scheinen die zwei verbliebenen Ur-Mammuts, Schlagzeuger Frank „Bones“ Trobbiani und Shouter Mikey Tucker, endlich wieder in ruhigere Besetzungsgewässer zurückgefunden zu haben. Mit den beiden italienischen Saitenakrobaten Kris Fiore (Bass) und Marco Gennaro (Gitarre), die seit geraumer Zeit auch schon live für Furore sorgen, schlägt man neuerdings einen noch tieferen Stoner-Einschlag an und verlässt ein wenig die punkrockigen Wurzeln der Anfänge. Was aber nun wahrlich nicht mit einer qualitativen Einbuße einhergeht. Vielmehr haben wir es mit einem musikalischen Zögling zu tun, der einer aus den Mitgliedern „Orange Goblin“, „Motörhead“ und „Social Distortion“ bestehenden Krabbelgruppe zu entstammen scheint.
Die elf Tracks laufen gut 40 Minuten. Und wenig überraschend sind auch diesmal keine langatmigen Balladen, weinerlichen Liebeslieder oder maritimen Prog-Stücke drauf. Wieso sollte man auch das bisherige Erfolgsrezept ändern? Ihr Sound bleibt so einfach und direkt wie ihre Riffs (Heavy Rock & Roll mit eingängigen Refrains und einem Sabbath-Low-End). Und der Gesang von Mikey Tucker ist nach wie eines der stärksten Pfunde der Band, mit dem es sich zu wuchern lohnt. Er lässt sein Lemmy-Knurren aufkommen, wenn es die Songs erfordern und nutzt sein vokales Sortiment, um den bereits knallenden Melodien weitere Farbe und Dimension zu verleihen. Highlight-Songs wie Opener „I’m Ready“, „Screamin“ und die letzte Nummer „God’s Gonna Hate Me“ (welch fantastischer Name!) beherbergen den puren „Sexyness“-Faktor in sich.
Überhaupt kann man wohl keinen bessern Titel als „I‘m ready“ als Opener auswählen. Diese „austrialenische“ Combo ist selbstredend bereit und das Eröffnungsstück an sich bietet einen großartigen Einstieg in die Welt der Rockmusik. „Wanted Man“ übernimmt diesen coolen Groove ungefragt. Vielleicht kommen einem beim Anhören Bands wie „AC / DC“ und „Airbourne“ in den Sinn, nur dass „Mammoth Mammoth“ weitaus rauer, weitaus schmutziger spielen. „Motherf@cker“ schaltet im Anschluss einmal mehr die Gänge hoch. Im Allgemeinen ist das Tempo auf „Kreuzung“ gewohnt hoch.
„Mad World“ ist ein weiteres Highlight auf diesem coolen Longplayer. Es gibt im Übrigen auch gar keinen wirklichen Wermutstropfen auf Kreuzung. „Lead Boots“ zum Beispiel ist ein verhältnismäßig reserviert daherkommender sanfter Rocker und „God’s Gonna Hate Me“ der letzte musikalische Schlag „in die Fresse“. Ja, Gott mag sie vielleicht hassen, aber Fans einer unkontrollierten, ungezügelten „Rock’n’Roll“-Wut werden die Band für diese Veröffentlichung lieben. „Kreuzung“ bietet elf Tracks von höchster Qualität in all seiner Wucht und Pracht. Die Riffs sind fesselnd und all das, in was man diese musikalisch einbettet, zementiert „Mammoth Mammoth“ als eine der fruchtbarsten Bands ihrer Generation.
Ich war schon live der Überzeugung, dass die neue Saitenfraktion der Band ungemein gut tat. Dies bestätigt sich noch intensiver beim Hören des Albums. Die Band stellt sich breiter auf und ist bereit, ihre punkrotzigen Pfade hin und wieder zu verlassen. Marcos Gitarrenspiel ist dabei belebend und druckvoll zugleich und erzeugt gemeinsam mit Kris‘ treibendem Bass eine ganz neue Energie. Ins bestmögliche Licht stellt den Sound der Band letztlich noch Richard Behrens, der diese Platte in seinem „Big Snuff Studio“ fantastisch veredelte. „Ich wollte einen neuen Sound einführen, etwas, das ein bisschen mehr nach Vintage klingt. Ich hatte es satt, Rock-Alben zu hören, die so überproduziert waren, dass sie ihre ganze Seele verloren. Ich stolperte über das Big Snuff Studio und mochte die Arbeit, die sie mit KADAVAR gemacht hatten, wirklich sehr.“ ließ Sänger Mikey dazu wissen.
„Kreuzung“ hat somit eine optimale Zuwendung genossen. Es ist auch deshalb ein verdammt starkes Album einer erfahrenen und selbstbewussten Band, die weiß, was sie will und wie sie es bestmöglich produzieren lassen kann. Es ist ein Album, das für den modernen Rockfan gemacht ist, der die hohe Oktanzahl und den brillant berauschenden Sound benötigt, zu dem alle elf Tracks dieses Albums ernsthaft beitragen. Wenn also jemand anno 2019 auf der Suche nach schnörkellosem, harten „Stoner-Rock“ mit „Cojones“ und ausgestrecktem Mittelfingern ist, dem mag ich final nur noch zurufen: „Bleib, nimm dir ‚‘n Bier und entspann dich. Du bist hier, an exakt dieser „Kreuzung“, womöglich schon am Ziel deiner Reise angekommen. Du knackst hier deinen musikalischen Jackpot!“
Tracklist:
01 I’m Ready
02 Wanted Man
03 Motherf@cker
04 Screamin‘
05 Kreuzung
06 Tear It Down
07 Tonight
08 Mad World
09 Let Go
10. Lead Boots
11. God’s Gonna Hate Me
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